Samstag, 8. August 2009

Nach meinem letzten Eintrag habe ich ein paar Fragen bekommen bzgl des erwaehnten Nachtfahrverbots vom DED, der Vegetation und des Essens.

Also wir duerfen nachts nicht mit dem Auto unterwegs sein, weil die Strassen und Autos in so einem Zustand sind, dass selbst Ghanaer es vermeiden nachts zu fahren; selbst wenn wir fahren woellten, gaebe es kaum Moeglickeiten, da Trotros ab einer bestimmten Zeit gar nicht mehr fahren. Mit Kriminalitaet hat das Nachtfahrverbot also nichts zu tun, wobei man natuerlich trotzdem im Hinterkopf halten muss, dass man in groesseren Staedten wie Cape Coast sich selbst einem groesseren Risiko aussetzt ausgeraubt zu werden, wenn man nachts mit einer Tasche oder Rucksack unterwegs ist; tagsueber kann man sich bedenkenlos und frei bewegen! Bei uns in Ajumako ist man noch einmal um einiges sicherer, schliesslich handelt es sich um eine sehr kleine Stadt. Umgeben ist Ajumako von tropischer Vegetation und Buschland. Wir sind hier umgeben von sattem gruen, Pflanzen, Baeumen, Palmen. Das teilweise dichte Buschland wird durchzogen von dem gut ausgepraegten Strassennetz, zwar gibt es keine Leitplanken, Fahrbahnbegrenzungen oder Markierungen, dafuer aber Hubbel, die dazu dienen sollen die Geschwindigkeit vor Ortseinfahrten zu verringern, was jedoch zwecklos, da trotzdem jeder darueber hinweg rast. Insgesamt sind die Strassenverhaeltnisses besser als ich es erwartet hatte, zwar gibt es Schlagloecher aber Anzahl und Tiefe halten sich meinem Empfinden nach sehr in Grenzen.

Essen bereitet unsere Gastfamilie zu, drei Mahlzeiten, wir duerfen Zeitpunkt und Essen waehlen, doch bisher bestimmen wir nur die Zeit und nicht das Essen, dazu kennen wir die Gerichte noch nicht gut genug. Es gibt viel Reis, Fisch, Huehnchen, Bohnen, Plantenen (Kochbananen), Yam (googlets ;-)) und Gemuese, aber auch noch anderes Fleisch und Nudeln, lediglich Ziege habe ich gebeten vom Speiseplan zu streichen.

Nachdem ich den letzten Eintrag online gestellt hatte, ging es mit den anderen zum Anomabo Beach Resort. Dort trafen wir andere Freiwillige aus der Umgebung, die allerdings auch alle ziemlich am Ende ihres Jahres, bzw teilweise jetzt schon wieder in Deutschland sind. Das kostenpflichtige Beach Resort war traumhaft schoen, aber auch dementsprechend teuer (fuer ghanaische Verhaeltnisse), so dass dort eigentlich nur Weisse verkehren. Bemerkenswert war der krasse Unterschied der Strandverhaeltnisse, sobald man das Areal des Beach Resorts verlassen hat war der Strand nicht mehr sauber, sondern voll mit Muell, Faekalien und alten Kleidungsstuecken.

Uns Weissen wird hier eigentlich staendig, meist von Kleinkindern, Obroni hinterhergerufen, das bedeutet so viel wie weisser Mann. Was sich bisher als gutes Rezept bewiesen hat, ist wenn man mit Obibini antwortet, das bedeutet naemlich schwarzer Mann. Besonders die Kleinen muessen dann lachen und laufen weg. Uns Neulinge hat das die ersten Tage kaum tangiert, mich sogar ein wenig amuesiert, da ich es gerade den kleinen Kindern nicht uebel zu nehmen kann. Mittlerweile jedoch kann ich unsere Vorgaenger verstehen, die echt genervt waren von den staendigen Rufen.
Den Sonntag verbrachten wir zu Hause mit Einrichten, Aufraeumen und Putzen, dabei wurden wir von den lauten Gesaengen und Gebeten des Gottesdienstes begleitet, der sich ueber mehrere Stunden hinzog. Sonntag war ein wirklich angenehmer Tag, da ich endlich mal Zeit fuer mich hatte, ohne "Termin", ohne offizielle Anlaesse und ohne Herumfahren.
Montags stand ein weiteres Treffen mit der NGO auf dem Plan, das verlief leider nicht so wie erhofft, nachdem wir natuerlich erst einmal wieder eine Weile gewartet hatten, erschien einer der Offiziellen und erklaerte uns, dass er am Wochenende sehr beschaeftigt gewesen war und deshalb den vereinbarten Aktionsplan noch nicht hatte verfassen koennen. Deshalb bat er uns einfach am naechsten Tag zu kommen, so dass wir uns in die Bueroarbeit einarbeiten koennen. Den Nachmittag nutzten wir effektiv fuer uns, dh Enrico, Cora und ich haben gelesen (bin mittlerweile mit zwei Buechern fertig), waehrend Bugs ein wenig Pokemon auf seinem Gameboy spielte. Abends waren wir dann bei unseren Vorgaengerinnen (Lina, Eva und Maggi) zu Gast, die uns in ihre verschiedenen Projekte einfuehrten, Abrechnungen des Projekt- und Krankengelds mit dem DED erklaerten und uns Tipps bzgl In- und Auslandsreisen gaben. Ausserdem erhielten wir wichtige Telefonnummern, sowie eine Liste mit Fahrpreisen fuer die verschiedenen Transportmittel und Ziele. Bugs, Enrico und ich wollen im Dezember eine Westafrikareise machen und wenn moeglich Weihnachten in Timbuktu, Mali, verbringen, zumindest ist das mein erklaertes Ziel.
Dienstagmorgen erschienen wir ghanaisch puenktlich um 9.30 Uhr bei der NGO, da wir ja um neun haetten da sein sollen. Dort trafen wir kurz auf einen Mitarbeiter, der uns mit den Worten er wird gleich zurueck sein einen Raum zuwies und dann mit dem Auto wegfuhr. So sassen wir erst einmal im Konferenzraum ohne Aufgabe und nach kurzer Zeit auch ohne Strom, denn der fiel dann aus. Die freien Minuten nutzen wir um uns Projekte fuer das kommende Jahr zu ueberlegen, so konnten wir das Warten wenigstens fuer uns positiv gestalten. Cora hatte vorausschauend ein Buch eingepackt und fing nach unserer Planungseinheit an zu lesen, waehrend ich mit Bugs und Enrico ein wenig darueber diskutierte wie einem Land wie Ghana zu helfen sei, nicht als Freiwilliger oder entwicklungspolitische Fachkraft, sondern in groesserem Massstab durch politische Programme. Die Diskussion war zum einen aufgrund des komplexen Themas sehr anstrengend, zum anderen sehr frustrierend da wir derzeit noch nicht ueber die Kontakte, Beziehungen, Mittel und den Einfluss verfuegen um unsere Gedanken in konkrete Plaene umzusetzen. Unser Warten auf eine tatsaechliche Einfuehrung wurde lediglich durch einen kurzen Auftritt eines der Boardmitglieder unterbrochen, der uns einen HIV/AIDS Informationskatalog vorlegte und uns die trockene Anweisung gab diesen zu lesen. Nach kurzem Ueberfliegen des Katalogs entschieden wir uns, einmal bei dem Mitarbeiter anzurufen, der vor mehr als zwei Stunden gesagt hatte, er sei gleich zurueck. Auf meine Frage: "When will you be back?" Antwortete er: "I'll be back soon hahahaha" und legte noch immer lachend auf; zehn Minuten spaeter war er da, ich muss zugeben, wir waren alle positiv ueberrascht, denn wir hatten uns bereits auf weitere Stunden Warten eingestellt. Da wir allerdings noch andere Plaene fuer den Tag hatten, verabschiedeten wir uns nach kurzer Zeit und es machte auf uns den Eindruck, als sei der Mitarbeiter darueber ein wenig erleichtert gewesen, denn er wusste ja auch nicht was er mit uns anfangen sollte. So begaben wir uns geschlossen ins Internet-Cafe, wo wir auch eine betraechtliche Zeit verbrachten, auch bedingt dadurch, dass es einen weiteren Stromausfall gab. Im Laufe der Zeit dort trafen wir auf drei Offizielle unserer NGO, mehr als wir zuvor im Buero getroffen hatten. Abends folgten Lina, Eva und Maggi unserer Einladung und kamen zu einem sehr witzigen Abend bei uns vorbei. Gott sei Dank sind die Naechte hier tief schwarz, denn sonst haette der spaerliche bekleidete Obroni der im Laufe des Abends einmal ueber das Fussballfeld lief doch fuer grosse Verwirrung gesorgt.
Mittwochs hatten wir fest damit gerechnet wieder ins Buero der NGO zu gehen und dort unsere Zeit abzusitzen, doch es kam anders. Cora bekam einen Anruf von der Sekretaerin, dass wir an einem Workshop betreffend Gesundheitsvorsorge und Aufklaerung teilnehmen sollen. Dort erschienen wir auch "puenktlich" zwei Stunden nach offziell geplanten Beginn, und das machte absolut nichts, weil wir nicht eingeplant waren und einige geladene Gaeste selbst noch nicht da waren, so dass wir noch 20 Minuten warteten bis der Workshop begann. Die erste Einheit, in der ich mit meinem geringen Schlafpensum der letzten Nacht zu kaempfen hatte, sorgte fuer die erste echte Meinungsverschiedenheit in unserer WG: Auf der einen Seite die Verpflichtung als Teil der NGO dort zu sein und auf der anderen das Gefuehl/ die Interpretation dort einfach abgestellt worden zu sein, da man nicht wusste was man sonst mit uns machen sollte. Besonders schwer war fuer mich dabei meine deutschen Massstaebe abzulegen, durch die ich nur frustriert wurde, weil ich das Gefuehl hatte der Workshop wuerde keinen Erfolg erzielen. Durch das Gespraech mit den anderen auf meinen "deutschen" Blick aufmerksam geworden, ging ich an die Nachmittagssession mit einer neuen Einstellung und schon konnte ich dem Ganzen viel Positives abgewinnen.
Wir Freiwilligen unterbrachen den Workshop um uns von Lina, Eva und Maggi zu verabschieden. Fuer die drei war der letzte Tag ihres Jahres hier gekommen und so halfen wir ihnen beim Auto beladen, machten ein paar letzte Fotos mit den dreien und verabschiedeten uns; das zog die Stimmung fuer den Rest des Tages und auch den kommenden Morgen richtig runter, denn wir alle hatten die drei in der kurzen Zeit doch sehr lieb gewonnen.
Nach dem Workshop sahen wir auf dem Rueckweg, dass das lokale Fussballteam, welches in der 2. Division spielt, Training auf dem Platz direkt bei unsererm Bungalow hatte; nach kurzem Ueberlegen entschlossen wir uns zu fragen, ob es moeglich sei mit zu trainieren. Fuenf Minuten spaeter waren wir Bugs, Enrico und ich umgezogen und hochmotiviert auf dem Feld, mit deutschen Platzverhaeltnissen darf man natuerlich keinen Vergleich ziehen, die meisten Bolzplaetze sind wahrscheinlich in besserem Zustand. Auf jeden Fall waren wir froh, dass wir mittrainieren durften; schon nach kurzer Zeit machte uns das tropische Klima zu schaffen, und das obwohl es eigentlich ein angenehm kuehler Tag war, jedoch war das Spieltempo mindestens genauso hoch wie die Luftfeuchtigkeit, so dass wir schnell erschoepft waren, und dabei hatten wir uns nicht mal mit dem Team aufgewaermt. Rein spielerisch, technisch koennen wir durchaus mit dem Team mithalten, lediglich die klimatischen und koerperlichen Bedingungen stellen sich momentan als sehr grosses Hindernis heraus. Das naechste Training wurde fuer Freitag 15.30 anberaumt.

Freitagmorgen wurde der Workshop recht zuegig mit einer letzten Einheit und anschliessender Evalutation (kein Scherz, dabei dacht ich haette das nach dem Vorbereitungsseminar hinter mir) abgeschlossen. Die Zeit bis zum Training nutze ich um mein Zimmer mit einer kleinen Wandmalerei zu verschoenern und ein wenig zu putzen. Bugs entschied sich nicht mitzutrainieren, deshalb schnuerrten nur Enrico und ich die Fussballschuhe. Das Wetter war uns nicht gnaedig und die Sonne schien erbarmungslos auf uns herab, da will ich mir gar nicht vorstellen wie es erst in der Trockenzeit wird. Dieses Mal gab es auch fuer uns das volle Aufwaermungsprogramm, mit Laeufen, Sprints und Kraftuebungen. Danach wurden zwei Mannschaften eingeteilt und ein Spiel ueber die gesamte Laenge begann, warum hebe ich das hervor, nun ja am vorherigen Tag hatten wir nur ueber die Breite des Feldes gespielt und auf begrenztem Raum schon konditionelle Probleme gehabt. Dieses Mal also zwei Stunden auf die gesamte Laenge und Coach Paco zeigte kein Erbarmen, forderte Attacking Football, everyone forward, everyone back! Nach wenigen Minuten war ich so durchgeschwitzt als waer ich in voller Montur schwimmen gegangen. Erleichtert hoerten Enrico und ich um kurz vor sechs den Abpfiff, da hier in Ghana nahezu jedes Treffen mit Gebeten eroeffnet und beendet wird, bat Paco mich wie schon am Vortag das Closing Prayer zu sprechen, ich fuehlte mich zwar beide Male sehr unbeholfen, aber etwas muss der Coach ja daran gefunden haben. Im Anschluss erklaerte Paco uns, dass am Samstag ein kleines Treffen der Mannschaft anstehe und wir herzlich eingeladen seien.
Samstag Vormittag machte Cora sich auf den Weg einen Freund ihrer Familie in Accra zu besuchen (ihre Familie und sie haben frueher bereits fuenf Jahre in Ghana gelebt) waehrend wir uns auf den Weg nach Cape Coast machten. Von wo ich jetzt auch diesen Eintrag abgeschickt habe, da hier das Internet schneller und zuverlaessiger ist als bei uns in Ajumako (A-Town wie wir es in unserer WG nennen).

2 Kommentare:

  1. ausführlicher beitrag sehr löblich ;) :P
    aber wo bleiben die fotos?

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  2. ah jetzt sind welche online! hoffe es kommen noch mehr ;)
    und gut wäre vllt auch den bildern titel zu geben.

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