Freitag, 30. Oktober 2009

Die traditionelle Verlobungsfeier unserer Gastschwester Gloria fand samstags im Hause unsere Gastfamilie statt. Zu diesem Anlass waren im Haus grosse Vorbereitungen getroffen worden, Teile der Veranda und der Kueche waren neu gestrichen worden, es gab eine neue Couch-Garnitur, alle Familienbilder, die bisher fast schon ein wenig sorglos am Regal zu lehnen schienen, waren aufgehaengt worden, ausserdem waren die Wohnzimmervorhaenge/ -stangen allesamt durch neue ersetzt worden. Zusaetzlich zu den haeuslichen Vorbereitungen waren fuer die Feierlichkeiten zwei Zelte/ Pavillons aufgebaut worden, um allen Gaesten schattige Sitzplaetze zu ermoeglichen. Fuer 10.00 Uhr war der offizielle Beginn angesetzt, doch wie so oft begann die Veranstaltung spaeter als geplant (ca. 10.30 Uhr). Gluecklicherweise wurde der Bruder unserer Gastmutter uns als Uebersetzer abkommandiert, denn da es eine traditionelle Verlobung war, wurde kein Englisch, sonder ausschlieslich Fante gesprochen. Bereits beim Betreten des Wohnzimmers fiel uns auf, dass eine klare Zweiteilung vorherrschte, die sich gegenueber stehenden Sitzreihen wurde durch den in der Mitte des Zimmers stehenden Wohzimmertisch getrennt. Meine Vermutung, dass je eine Seite der Familie der zukuenftigen Braut und eine dem Ehemann in Spe zugeteilt war, bestaetigte unser als Uebersetzer fungierender Gastonkel. Die beiden ersten Reihen wurden jeweils von den Eltern, einem ausgewaehlten Zeugen (in unserem Fall ein Bruder unseres Gastvaters) und dem Master of Ceremony (MC) bekleidet. Der MC tritt als Sprecher der Familie auf und fuehrt durch die Zeremonie, die Familienoberhaeupte selbst sprechen nur wenige Worte. Zentrale Bedeutung der Zeremonie faellt dem Zusammenkommen der beiden Familien zu, welches von der Familie des Mannes dazu genutzt wird um Erlaubnis zu fragen, die Tochter des Hauses aus dem elterlichen Haus in die Ehe zu fuehren, die eigentlichen Hauptpersonen das verlobte Paar selbst wohnt nur einem sehr kleinen Teil der Zeremonie bei, da sie erst gen Ende aus gegenueberliegenden Eingaengen hereingeholt werden. Nach einer kurzen Einfuehrung begann mit Vorstellung und Begruessung der Familie durch die MC der zeremonielle Hauptteil, in welchem die Familie des Braeutigams diverse Gebuehren in Form von Geldbetraegen oder Geschenken, welche aufgrund ihrer Symbolik obligatorisch sind, an die Gastgeber entrichtet. Einhergehend mit jeder Gebuehr war eine umfangreiche Erklaerung des einen MC, sowie eine gleichermassen lange Rede des entgegennehmenden MC, der dadurch seine Akzeptanz und Zufriedenheit der entrichteten Gebuehr Ausdruck verleiht. Die Reihenfolge der Geschenke war klar strukturiert: Die "Knocking-Fee" (eine Flasche Mineralwasser) diente dazu, um Einlass zu bitten und die Stimmbaender fuer die kommenden Gespraeche geschmeidig zu halten. Als naechstes zahlte die Familie des Zukuenftigen eine "Acceptance-Fee", ein Geldbetrag um die Einwilligung der Eltern fuer die Ehe ihrer Tochter zu erzielen. Als drittes erhielt die Familie der zukuenftigen Ehefrau eine Bibel, als Zeichen des gemeinsamen Glaubens, diese wurde jedoch im spaeteren Verlauf an das zu vermaehlende Paar ueberreicht um als Handbuch fuer eine gute Ehe zu dienen. Nach der Uebergabe des Verlobungsring, fuhr die Familie des Mannes fort, sich mit Geschenk bei den Eltern der Braut fuer die geleistete Erziehungs-"Arbeit" der baldigen Schwiegertochter zu bedanken. Des Weiteren erhielt auch der Bruder der Braut einen Geldumschlag als Anerkennung, fuer sein achtsames Wachen ueber seine Schwester und dafuer, dass er sie nun ziehen liess. Das letzte Geschenk stellte einen Korb fuer die Braut dar, in jenem Korb waren verschiedene Utensilien, die jede Braut fuer eine erfolgreiche Ehe haben sollte. Fuer grosses Gelaechter sorgte vor allem die symbolische Sicherheitsnadel, damit die Frau sich niemals beschweren kann, der Mann gebe ihr nichts, nicht einmal eine Sicherheitsnadel. Ein weiterer stimmungshebender Bestandteil des Korbs war die durchsichtige Unterwaesche fuer die Braut, die im Korb enthalten ist, weil eine Ehefrau keinerlei Scham haben sollte sich ihrem Mann nackt zu zeigen. Sobald der letzte Gegenstand des Korbs erklaert wurde, bat man den zukuenftigen Ehemann hinein, doch Teil der Zeremonie ist es, dass dieser nicht sofort erscheint, sondern erst die "Bodyguards", Brueder und enge Freunde des Mannes, die ueberpruefen, ob die Lage sicher ist und keine Gefahren, in Gestalt von bissigen Hunden im oder um das Haus herum lauern, begleitet wird das Prozedere vom gemeinsamen Gesang der versammelten Familien und Freunde. Nachdem der Braeutigam schlieslich das Haus betreten hatte, wurde nun nach der Braut gerufen, doch an ihrer Stelle erschienen die "Brautjungfern", die berichteten, dass die gewuenschte Dame durch Stau verhindert sei, daraufhin entrichtete die Familie des Braeutigams eine weitere Gebuehr um einen schnellen reibungslosen Transport zu gewaehrleisten. Sobald die von Gesaengen begleitete Frau eintraf, fand mit dem Anstecken des Verlobungsrings der eigentliche Akt der Verlobung statt. Anders als bei deutschen (europaeischen/westlichen) Hochzeiten folgte der Ringuebergabe kein Kuss, sondern nur eine Umarmung, denn, wie unsere Mentorin und unsere Vorgaenger uns erklaert hatten, ist es in Ghana eher unueblich sich in der Oeffentlichkeit intim zu zeigen oder zu kuessen. Der Ringuebergabe folgte eine Belehrung ueber die Bedeutung der Ehe, die zu tragenden Verantwortungen und das Ueberreichen der Bibel als Handbuch. Teil der Belehrung war die Zuordnung von Begriffen zu den einzelnen Buchstaben der Worte "Husband" und "Wife", bspw. "h"=honest [...] "b"=bold, "w"=wise, "i"=intelligent, "f"=faithful, "e"=economical etc. Zum Abschluss der Zeremonie sprachen "Ehe-Veteranen" von ihren Erfahrungen und gaben Tipps an das junge Paar, dem vorausgegangen war die Zuteilung von Ansprechpartnern fuer die Frischvermaehlten, sollte es doch einmal Schwierigkeiten geben. Mit dem Ende der Zeremonie begann der zuegige Aufbruch der Braeutigamsfamilie, waehrend die Familie und Freunde der Braut noch blieben und gemeinsam assen.

Bugs hatte sich entschieden den Samstagabend bei Freiwilligen in Asikum zu verbringen, unter anderem auch um einen kritischen Fall von vernachlaessigten Dreads zu behandeln. Bei seiner sonntaeglichen Rueckkehr stellte er fest, dass wir unseren Plan, die ganze Wohnung zu putzen, bereits erfolgreich durchgefuehrt hatten. Zudem konnte er das neueste Ergebnisse meiner nicht enden wollenden ungluecklicher Verletzungen bestaunen, ich hatte mir beim Bau eines Bambusmuelleimers mit der Machete auf die Hand geschlagen. Bevor Ihr Euch unnoetig Sorgen macht, gleich die Entwarnung es war keine ernste Verletzung, ob ich was daraus gelernt habe bleibt abzuwarten ;) Fuer wirkliche Hoehepunkte sorgte Bugs, der uns mit sehr witzigen Geschichten erheiterte. Am Nachmittag stand dann das Nordwest-Derby der englischen Premierleague zwischen Liverpool und Manchester United an, welches wir ganz gemuetlich im wieder normal moebelierten Wohnzimmer unserer Gastfamilie schauten, dies wurde durch die vor kurzem installierte Satellitenschuessel und die damit einhergehende riesige Programmvielfalt ermoeglicht. Als Liverpool-Fan fand ich mich in "feindlichem" Gebiet wieder, denn sowohl unser Gastbruder Brian, als auch unsere Gastschwester Florence offenbarten sich als ManU Anhaenger. Nichtsdestotrotz herrschte natuerlich eine entspannte Atmosphaere, und ich konnte den umkaempften, aber letztendlich verdienten 2-0 Sieg meiner Reds geniessen.

Montagmorgen/vormittag begleiteten wir Enrico zu seiner Aufsichtspflicht und trafen letzte Vorbereitungen fuer das Nachmittagssportprogramm mit den Grundschulkindern. Auf dem Weg zum Mittagessen erreichte mich ein unerwarteter Anruf unserer NGO, welche auf unsere Bitte hin eine Schule gefunden hatte, an der wir uns auch engagieren koennte. Wir einigten uns am folgenden Morgen mit einem NGO-Mitarbeiter die Schule zu besichtigen. Am Nachmittag trugen wir ein Fussballspiel aus, Enrico als Trainer der einen und ich als Trainer der anderen Mannschaft. Nach separaten Trainigseinheiten mit Passspiel-, Torschuss- und Zweikampfuebungen, liessen wir unsere Mannschaften gegeneinander antreten. Das Spiel zelebrierten zur grossen Freude der Kinder wie ein offizielles Finale, mit parallelem Einlaufen der Mannschaften, gemeinsamen Aufstellen, Begruessung der anderen Mannschaft durch Handschlag, und natuerlich dem Mannschaftsfoto. Bugs engagierte sich als Fotograf, Kameramann und Journalist in Personalunion, der vor Spielbeginn auch ein Interview mit mir fuehrte. Meine Mannschaft zeigte grosses Potential, insbesondere im Mittelfeld imponierten sie durch gekonntes Kombinationsspiel. Die 1-0 Fuehrung meiner Mannschaft war dennoch ein wenig gluecklich und wurde durch eine taktische Glanzleistung meines Trainerkollegen, der seine Innenverteidiger in den Sturm beorderte und so den Ausgleich erzwang, egalisiert. So kam es zu einem hochdramatischen Elfmeterschiessen, in welchem wir beide als Trainer Fehler beim Nominieren der Schuetzen machten, was unsere Schuetzlinge uns auch lautstark und unverbluemt vorhielten. Nachdem die ersten fuenf Schuetzen keine Entscheidung hervorgebracht hatten, musste im Sudden Death entschieden werden wer als Sieger das Feld verlaesst. Meine letzte Wahl erwies sich als richtige Entscheidung und als der Ball die Torlinie passierte brach sich die Spannung Bahnen. Meine Mannschaft und ich waren in absoluter Ekstase und feierten ausgelassen den Sieg. Ich gratulierte meinem Konkurrenten zu seiner guten, wenn auch im Endeffekt ertraglosen, Arbeit und hob gegenueber meinen Spielern noch einmal hervor wie stolz ich auf die gezeigte Leistung war. In Retrospektive kann ich nicht sagen, wer an diesem Nachmittag mehr Spass hatte unsere Kinder oder wir als Trainer und Reporter. Danach schauten wir uns auf dem Markt in Ajumako (immer nur Montags) nach Stoffen um, die wir am naechsten Tag zu einem Schneider brachten um uns typisch ghanaische Gewaender schneidern zu lassen. Zwar nannte ich dem Schneider meinen tatsaechlichen Namen, er fand aber, dass ich Paul Scholes (Fussballspieler von Manchester United) aehnlich saehe und nannte mich folglich Paul Scholes.

Dienstagmorgen machten wir uns also auf den Weg zum Buero unserer NGO. Dort trafen wir die Sekraeterin an, welche uns zur betreffenden Schule begleitete. Die Schule praesentierte sich auf den ersten Blick in ordentlichem und geordneten Zustand. Ungluecklicherweise vermittelte die Sekraeterin dem Direktor der Schule bei unserem Besuch das Gefuehl, dass wir Freiwilligen uns bereits entschieden haetten uns dort zu engagieren. Da dies jedoch nicht der Fall war, mussten wir die durch die unbedachten Aeusserungen aufgebauten Hoffnungen stark relativieren und machten deutlich, dass wir mehrere Schulen besichtigen wollen und diejenige auswaehlen, die unsere Hilfe am dringendsten braucht und an der wir gleichzeitige unsere eigentlichen Aufgaben als Freiwilligen am besten umsetzen koennen. Die Ernuechterung war dem Direktor deutlich im Gesicht abzulesen, denn er hatte aufgrund der Aussagen der NGO unser Engagement als fix betrachtet. Fuer mich persoenlich muss ich sagen, dass ich wohl ein wenig naiv in das Gespraech gegangen bin, da ich mir der doch weitreichenden Konsequenzen unseres blossen Erscheinens nicht in vollem Umfang bewusst gewesen war und die mangelhafte Kommunikation mit der NGO unsere eigentliche Agenda zusaetzlich, unnoetig erschwerte. Die Freude und Erwartungen, die wir zwar nicht weckten, aber allein durch unser Kommen ausloesten, zu enttaeuschen war fuer mich eine sehr bittere Erfahrung. Die Bitterkeit des Vormittags war jedoch schnell verflogen, als wir unsere Nachmittagseinheit mit dem Kids Club durchfuehrten. Die zeitintensive Vorbereitung, bei der wir durch die Schulbesichtigung ein wenig unter Druck gerieten, zahlte sich voll aus. Die Bio-Rallye bereitete den Kindern viel Spass und wir erfreuten uns an der lebhaften Teilnahme, ein Zweierpaar bspw. versuchte mit viel Enthusiasmus einen Schmetterling zu fangen, um die dazu gestellten Fragen genau zu beantworten. Am Abend feierten wir Maenner mit Emmanual zusammen unser dreimonatiges (27.7.-27.10.) bei Club (ghanaisches Bier) und Smirnoff Ice dabei liessen wir uns natuerlich die Gelegenheit nicht entgehen und schickten unser am 28.10. scheidenden Mentorin eine witzige Abschiedsmitteilung, die ebenso witzig beantwortet wurde und uns noch Tage spaeter zum Grinsen brachte.

Mittwochvormittag nutzen wir unsere Aufsichtspflicht in der Schule um eine intensive Auswertung des Kids Clubs des Vortags vorzunehmen. Anschliessend selektierten wir jene, die beim naechsten Mal leider nicht dabei sein werden und durch andere Schueler, die durch bestaendige Anwesenheit und gute schulische Leistung sich hervorgetan haben, ersetzt werden. Ausserdem einigten wir uns auf die Grundzuege der naechsten Kids Club-Einheit, sowie die genauer zu beachtenden Schueler und Schuelerinnen. Am Nachmittag stellten wir fest, dass der Computer nicht funktionierte, wodurch unser Computertraining fuer die Grundschullehrer nur anhand des Laptops durchgefuehrt werden konnte. Warum der Computer nicht funktionierte liess sich nicht mit Sicherheit sagen, wir vermuteten, dass die Kabel fehlerhaft waren, konnten das aber nicht ueberpruefen. Selbst der von uns gekaufte Stromspannungsstabilisator konnte nicht helfen, und ueber dessen tatsaechliche Funktionalitaet blieben wir auch im Unklaren.

Donnerstagmorgen nahm unser Gastvater, der wenige Tage vor der Verlobung von seinem zweimonatigen Aufenthalt in den Niederlande zurueckgekehrt war, uns mit zum GES (Ghana Education Service) Buero, da wir ihm gegenueber unseren Plan bzgl. der zweiten Schule erwaehnt hatten und er als ehemaliger Direktor des Bueros noch immer sehr gute Beziehung im Distrikt unterhaelt. Das Buero hatte auch bereits eine Schule in Abowinum ausgesucht und einer der Offiziellen begleitete uns dorthin um mit uns die Oertlichkeiten zu besichtigen. Da wir dieses Mal von Anfang deutlich kommunizierten, dass wir uns lediglich einen Ueberblick verschaffen wollen und der Offizielle das auch fuer uns noch einmal zusaetzlich verdeutlichte, konnten wir unangenehme Missverstaendnisse vermeiden. Die Schule, die nur Kindergarten und Grundschule umfasst, existiert erst seit relativ kurzer Zeit und der gesamte Komplex macht einen im Umbruch/Umbau befindlichen Eindruck. Insbesondere das Klassenzimmer der dritten Klasse konnte nicht wirklich als ein solches bezeichnet werden, denn bis auf eine Wand mit Tafel und einer Ueberdachung fehlten alle sonstigen Merkmale fuer einen Raum oder Gebaeudeteil. Wir versuchten, wie auch bei der Schule in Essiam, moeglichst viele Eindruecke zu sammeln und durch Fragen an die Direktorin auch weniger offensichtliche Aspekte zu erfahren. Im Anschluss daran setzten wir uns zu Hause noch daran die buerokratischen Obligationen zu bearbeiten. Da der Youth Club aufgrund zu schlechten Wetters nicht wie geplant stattfinden konnte, bereiteten Enrico, Bugs und ich die naechste Kids Club-Einheit vor, denn diese benoetigte einiges an Vorbereitung von unserer Seite. Ein positives Randereignis war Franks Besuch in Ajumako, den wir seit der MJRP zu der wir ihn noch per Handy bestellten nicht mehr gesehen hatten. Am Abend sassen wir nach dem Abendessen noch zusammen und diskutierten die Vor-und Nachteile der beiden zur Auswahl stehenden Schulen. Die Entscheidung fiel uns nicht leicht, da diverse Punkte in Betracht gezogen werden mussten und beide Schulen ihre Reize und Herausforderungen hatten. Insgesamt zog sich das Gespraech fast ueber zwei Stunden und brachte am Ende die einstimmige Entscheidung pro Abowinum hervor. Das letzte Wort hat jedoch unsere neue Mentorin, die wir erst in der kommenden Woche persoenlich kennen lernen werden, wir sind aber sehr zuversichtlich, dass unser Plan so genehmigt wird.

Montag, 26. Oktober 2009

Vergangenen Samstag war es nun endlich so weit die lang erwartete Michael Jackson Revival Party fand statt. Den Samstagvormittag verbrachten wir mit Vorbereitungen, Sport und Rausputzen fuer die Party. Zu meiner grossen Ueberraschung und Freude stellte ich fest, dass ohne erkennbaren Grund unsere Dusche auf einmal wieder druckvoll fliessendes Wasser hatte, so dass ich das erste Mal seit Wochen die Dusche wieder so richtig geniessen konnte. Am spaeten Nachmittag machten wir uns auf den Weg; Enrico, Emmanual undich kauften in Ajumako Akpeteshie, die Cola in Mankessim, damit wir den Abend/die Nacht nicht trocken verbringen mussten und schon waren wir auf dem Weg nach Moree. An der Moree-Trotro-Station trafen wir weitere Partygaeste, die allerdings noch Getraenke einkaufen mussten, sodass wir als erste eintrafen, was aber auch notwendig war, schlieslich stellte ich die Musik, fuer welche ich mich an dieser Stelle noch einmal herzlich bei meinem Bruder bedanken moechte, der diese im Paket mitschickte. Nach und nach trafen immer mehr Partygaeste ein, aber trotzdem herrschte auf der Tanzflaeche abgesehen von Enrico, Emmanual und mir gaehnende Leere. Jedoch mit steigendem Pegel und einigen musikalischen Genrewechseln liessen sich mit der Zeit fast alle Gaeste mal auf der Tanzflaeche blicken, so dass die Party sehr lebendig wurde. Gegen fuenf Uhr morgens war es dann auch fuer mich mal an der Zeit zumindest noch fuer zwei Stunden zu schlafen, wobei es mir damit noch wesentlich besser erging als Enrico, denn der wurde bereits vor sieben Uhr zu den Klaengen der Backstreet Boys aus dem ohnehin schon kurzen und leichten Schlaf gerissen. Waehrend die meisten Partyteilnehmer nur sehr langsam aus den Betten kamen und sich gleich auf einen entspannenden Tag am Strand einstellten, traten Enrico, Emmanual und ich noch bevor alle aufgestanden waren den Heimweg nach Ajumako an.

Der Sonntag verlief nahezu ereignislos und wurde nur durch den schweren Kampf gegen die Muedigkeit zu einer echten Herausforderung. Zu hervorzuheben war lediglich, dass am spaeten Abend (ca. 19.30 Uhr ich lag aufgrund eines immensen Schlafdefizits schon im Bett) Emmanual vorbeischaute und wider erwarten, wie im letzten Eintrag bereits berichtet, Enricos MP3-Player vorbeibrachte, den er von Osei zurueckgeholt hatte. Enricos Ueberraschung und Freude wurde auch durch den Verlust der Kopfhoerer nur geringfuegig gemindert.

Montag war es dann so weit, frueh morgens ab mit dem Trotro innerhalb von ca. zwei einhalb Stunden nach Accra, beim haeufig zum Stehen kommenden Verkehr rund um Accra nicht die Geduld und Nerven verlieren, vom Kaneshie Markt das Trotro zum Circle, von dort das Trotro zum Military Hospital, nach einigen Minuten des Wartens die MRT-Bilder auf DVD, sowie einen schriftlichen Befund. Nun zurueck zum Kaneshie Markt, allerdings in einem durchgehenden Trotro direkt vom Military Hospital. Die Ajumako-Station finden, Ticket kaufen, ins Trotro setzen und warten. Die Fahrt zurueck nach Ajumako, Blick auf die Handy-Uhr noch rechtzeitig um das Nachmittagsprogramm mitzugestalten, ab ins Trotro nach Ankukrom in der Erwartung die Kollegen dort anzutreffen. Die ganze Zeit ueber vom Moment an dem ich aufgestanden war hatte ich die nagenden Gedanken im Kopf, was ist mit meinem Knie, was steht im Befund des Radiologen, muss ich operiert werden, ist vielleicht doch nur alles halb so schlimm. In Ankukrom stellte ich fest, dass meine Kollegen noch nicht erschienen waren, und war wieder mit meinen Gedanken allein. Ich hielt es irgendwann nicht mehr aus und oeffnete den Befund. Als medizinischer Laie konnte ich dem Text nur die wichtigsten Dinge entnehmen, und was ich las bereitete mir grosse Sorge. Der letzte Punkt des Befundes war eine Zusammenstellung der gewonnenen Eindruecke des Radiologen und bei Punkt 2 stand: anterior cruciate ligament tear. An-/Riss des vorderen Kreuzbands. Verschiedene Gedanken schossen mir durch den Kopf: Operation und Rehabilitation, aber wo, laesst die Versicherung mich hier in Ghana operiert werden oder muss ich nach Deutschland, sofort der Gedanke, dass ich hier nicht weg will, nicht jetzt, nicht fuer eine so lange Zeit wie es die Rehabilitation waere, ich widersetzte mich dem Gedanken immer und immer wieder, aber auf irgendeine Weise schlich er sich stets zurueck in mein Bewusstsein. Bis irgendwann die anderen kamen und Enrico den Befund fuer mich einmal positiv deutete, aber meine Zweifel blieben. Im Anschluss an die Sporteinheit mit den Schuelern der Junior High, suchte ich in Ajumako sofort das Internet-Cafe auf, um den schriftlichen Befund per Email an Deutschland zu uebermitteln.

Waehrend ich den gesamten Morgen und Vormittag mit meiner Reise nach und von Accra beschaeftigt war, schafften es die anderen wie vereinbart den Pick Up des Ghana Education Service zu bekommen, um in Mankessim 30 Kunststoffstuehle zu erwerben und diese nach Ankukrom zu transportieren, dass sie dabei zwischenzeitlich eine Stunde in Mankessim auf Fahrzeug und Fahrer warten mussten war im Hinblick auf das im Endeffekt Erreichte hinfaellig. Der Schuldirektor war sichtlich begeistert, bedankte sich viele Male und lobte unseren Einsatz, auch der Direktor des Education Bueros, so berichtete mir Enrico, pries unsere Arbeit und betonte, dass sein kleiner Beitrag (Bereitstellung des Fahrzeugs) eine Selbstverstaendlichkeit sei, unser Engagement aufgrund unseres Status als Freiwillige aber besonders hervorzuheben sei.

Dienstagvormittag hatten wir alle Haende voll zu tun um die Nachmittagseinheit im Kids Club vorzubereiten, denn fuer diese Woche hatten wir uns ueberlegt unserem uebergeordneten Ziel (Verbesserung der Englischkenntnisse) durch eine Art Stationenspiel naeher zu kommen. Wir unterteilten unsere 20 Teilnehmer in fuenf Gruppen a vier Personen, und jeder von uns vier Freiwilligen hatte zwei Stationsaufgaben, wurde eine bewaeltigt fuhr man bei der naechsten Station fort, teilweise wurden auch gleich beide Aufgaben einer Station hintereinander geloest. Nach Auswertung der geloesten Aufgaben unter Einbeziehung des Zeitfaktors ergab sich im Endeffekt das Gruppen-Tableau, welches die Jumping Frogs vor den Busy Monkeys anfuehrten. Die Arbeit mit den Kindern bereitet groesstenteils sehr viel Freude, auch wenn es sehr anstrengend ist, da staendig Unruhe herrscht, die meist von zuschauenden Kindern hineingetragen wird. Stark getruebt wurde meine ansonsten gute Laune natuerlich durch die Bedenken bzgl meines Knies, die durch eine Email aus Deutschland zusaetzlich verstaerkt wurden.
Bis am Abend, als ich mit Bugs und Enrico beim Bier in einer der zwei Bars in Ajumako sass, mich ein Anruf aus Deutschland erreichte, der mir Entwarnung gab, eine Operation sei nicht dringend notwendig, moeglicherweise ganz zu verhindern, bei erfolgreichem Muskelaufbau zur Stabilisation des Knies. Erleichtert teilte ich die guten Nachrichten mit den beiden und wir verbrachten noch einige Zeit redend und vor allem lachend in der Bar. Wieder zu Hause betrieben wir ein wenig Schabernack indem wir humorvolle Kurzmitteilungen an andere Freiwillige versendeten, wobei sich insbesondere Inken hervortat, die ebenso antwortete und somit fuer beste Laune bei uns dreien sorgte, sie konnte danach zwar nicht mehr schlafen, aber wenigstens war auch sie gut gelaunt.

Der fuer Mittwoch vereinbarte Termin beim Orthopaeden (natuerlich wieder in Accra) erschien mir zu diesem Zeitpunkt als reine Formalitaet, schlieslich war ich der Ueberzeugung die aus Deutschland erhaltenen Informationen nur noch einmal bestaetigt zu bekommen. Dem war aber nicht so, zusaetzlich zu den im MRT-Befund erwaehnten Verletzungen diagnostizierte der Arzt einen Meniskus-Schaden, der seiner Meinung nach auf jeden Fall operativ behandelt werden muss. Auf meine Nachfrage, wie lange ich die Operation hinauszoegern koennte ohne irreparable Schaeden zu riskieren, konnte er keine bestimmte Antwort geben, da dies vom bisherigen Grad der Verletzung, meinem Koerper und den kommenden Belastungen abhinge. Womit ich ein neues Tief auf meiner Gefuehlsachterbahn erreichte und alle Gedanken von Montag von neuem losbrachen. Nachdem ich meine Mentorin ueber den neusten Stand der Dinge unterrichtet hatte, schlug ich den Heimweg ein. Allerdings konnte ich dem Tag in Accra auch etwas Positives abgewinnen, zum einen konnte ich das dringend benoetigte neue Buegeleisen kaeuflich erwerben, zum anderen erstand ich eine Weltkarte fuer unser Wohnzimmer, denn eine solche hatten wir fast seit Anbeginn unserer Zeit gesucht. Waehrend ich erneut in Accra weilte, fuehrten Enrico und Bugs eine weitere Unterrichtseinheit am PC mit einem Teil des Kollegiums durch. Erneut sah sich Enrico mit Avancen einer Grundschullehrerin konfrontiert, die ihn mittlerweile sogar "Sweetheart" nennt, auch wenn er keinerlei Anlass dazu gibt.

Donnerstagvormittag verbrachten wir damit uns dem nicht unwesentlichen buerokratischem Aspekt unserer Arbeit zu widmen und trieben somit das Langzeitprojekt der Computerraumerweiterung ein wenig voran. Ausserdem besorgten wir Materialien fuer den Youth Club, welchen wir anschliessend vorbereiteten. Die Durchfuehrung der zweiten Hygiene-Einheit bestand darin, dass die Gruppen der letzten Woche die erarbeiteten Poster den jeweils anderen Gruppen vorstellen mussten. Den Abschluss bildeten wiederum Enrico und ich, indem wir das von uns Freiwilligen erarbeitete zusammenfassende Plakat praesentierten. Verstaendlicherweise beschaeftigte mich mein Knie weiterhin und so wirkte die Email eines befreundeten Arztes aus Deutschland mit seiner Einschaetzung, sowie weiterfuehrenden Fragen, beruhigend.

Insbesondere da am Freitag mich eine zweite Email erreichte, die ganz deutlich feststellte, dass ich mit der Operation bis zu meiner Rueckkehr warten kann und mein Jahr nicht unterbrechen muss. Wichtig ist nun vor allem die stark geschwaechte Muskulatur zu staerken um so das Knie zu stabilisieren und zu schuetzen.

Den Freitagmorgen arbeiteten wir weiter an verschiedenen Abrechnungen und Antraegen.
Am Nachmittag versuchten wir uns wieder als Lehrkraefte fuer Computergrundkenntnisse, was allerdings durch schwankende Stromstaerke, welche uns noch einmal die Notwendigkeit eines Stabilisators vor Augen fuehrte, nur maessig erfolgreich war. Ausserdem ueberreichte der Direktor uns einen Kostenvoranschlag des Schreiners fuer Tische, die im Kindergarten benoetigt werden. Da der Preis uns ein wenig hoch erschien, eroerterten wir mit dem Direktor die Details des Vorschlags und beschlossen daraufhin im Endeffekt als vorerst letzte Investition die Kosten fuer den Schreiner und den Stabilisator zu uebernehmen. Unserer endgueltigen Entscheidung, die wir dem Direktor aus unten genannten Gruenden noch nicht mitteilten, ging eine recht ausfuehrliche Diskussion voraus, da wir die Implikationen einer solch grossen Ausgabe abschaetzen mussten; zwar haben wir durchaus ausreichend Projektgeld zur Verfuegung bzw. koennen dieses beantragen, allerdings wollen wir uns nicht in die Geldgeberrolle draengen lassen. Gleichzeitig durften wir nicht ausser Acht lassen, dass wir mit dem Direktor bereits vor Wochen vereinbart hatten statt der Computerraumsicherung die Kosten fuer Schreiner und Kunststoffstuehle zu tragen.
Nach Arbeitsschluss entschlossen wir uns zu dritt zu joggen, so trabten wir teils nur von "Obroni"-Rufen, teils auch von Kindern begleitet um das Fussballfeld. Der zwangslaeufig folgende Muskelkater empfand ich als eine Erloesung, denn die Wochen ohne jegliche Form des sportlichen Laufens wurden durch die aerztliche Anweisung beendet und fuer diese Freude nahm ich den Muskelkater allzu billigend in Kauf.

Den gesamten Freitag, so wie teilweise auch schon am Donnerstag, herrschte im Hause unserer Gastfamilie geschaeftiges Treiben, denn fuer Samstag war die Verlobungsfeier unserer aeltesten Gastschwester Gloria geplant. Doch davon erst im naechsten Eintrag, sonst wird es wieder viel zu lang ;)

Montag, 19. Oktober 2009

Den Samstag verbrachten wir geschlossen in Elmina, mit Lukas zusammen besuchten wir die dortige ehemalige Sklavenfestung. Elmina zeichnet sich durch seine geschichtlichen Hintergruende aus, so war es bspw. in 1471 der erste von Europaern besetzte Ort in Ghana. Die 1482 von Portugiesen unter dem Namen Sao Jorge da Mina erbaute Burg ist die aelteste in Westafrika und beherbergte im Laufe der Jahrhunderte neben den Portugiesen sowohl Niederlaender als auch Briten. Um den Handelspunkt militaerisch abzusichern bauten die Portugiesen eine zweite kleinere Festung (Sao Jago da Mina), doch auch diese konnte die Eroberung durch Holland im Jahr 1637 nicht verhindern. Fuer mehr als 270 Jahre sollte Elmina der wichtigste Hafen fuer Elfenbein-, Gold- und Sklavenhandel bleiben. Mittlerweile sind die beiden Festungen in Elmina Unesco Weltkulturerbe. Direkt am Meer, die unverschaemt schoene Bucht ueberwachend, ist die Festung (Sao Jorge da Mina) ausgestattet mit alten Kanonen, Burggraben und Zugbruecke ein weiteres Mahnmal der Kolonialzeit. Wie in der Cape Coast Festung, welche man in der Ferne erkennen kann, wenn man auf der Festungsmauer steht, gibt es auch in Elmina ein Museum innerhalb der Mauern, jedoch deutlich kleiner und mit Fokus auf Elmina gehalten. Die Kerker der Burg gleichen denen der Festung in Cape Coast, der auffaelligste Unterschied besteht in der Groesse, wie die gesamte Festung in Elmina sind auch die Kerkerraeume dort kleiner als in Cape Coast. Ein weiterer Unterschied bestand in den sanitaeren Gegebenheiten, waehrend in Cape Coast eine Rinne als "Kanalisationssystem" reichen sollte, gab es in Elmina pro Kerker einen Eimer um den koerperlichen Noeten nachzugehen; da die Gefangenen meist in fuenfer Gruppen zusammengekettet waren, musste sich wann immer noetig die gesamte Gruppe im ueberfuellten Kerker bewegen. Der Kerkerraum der Maenner "beherbergte" bis zu 600 Gefangene, das Gegenstueck fuer weibliche Gefangene war fuer 400 veranschlagt. Zudem gab es einen Balkon von dem aus der Gouverneur die weiblichen Gefangenen inspizieren und eine nach Belieben fuer sich waehlen konnte. Zusaetzlich zu den Kerkerraeumen gab es zwei Strafzellen, eine Ausnuechterungszelle mit ausreichenden Oeffnungen fuer frische Luft und Licht, die betrunkenen Besatzungssoldaten vorbehalten war, und eine Todeszelle nahezu ohne Lichteinfall, ohne jegliche Frischluftzufuhr fuer unkontrollierbare Gefangene. Das ehemalige Magazinlager ist mittlerweile der Zufluchtsort unzaehliger Fledermaeuse. Die hellen, komfortablen Wohnraeume des Gouverneurs bilden noch heute einen krassen Kontrast zu den dunklen, bedrueckenden Verliesen der Gefangenen.

Im Anschluss an den Besuch der Festung gesellte sich Lukas Projektpartnerin Inken zu uns. Nach kurzer aeusserlicher Betrachtung der zweiten Festung, welche nicht fuer Besucher zugaenglich ist, brachen wir gemeinsam zu Inken und Lukas' Wohnung auf. Dort verbrachten wir die folgenden Stunden mit angeregten Unterhaltungen ueber alternative Reiseziele (die Enttaeuschung diese Jahr nicht nach Timbuktu reisen zu koennen sitzt nach wie vor sehr tief), Buecher, Politik und vielem mehr. Lukas, der eigentlich nur kurz etwas einkaufen wollte, konnte dann doch nicht der Versuchung widerstehen und legte einen Mittagsschlaf ein, waehrend Inken weiterhin sich mit uns herumschlagen musste ;)
Fuer halb acht war ein letzter Abend mit unserer Mentorin und anderen Freiwilligen anberaumt, da wir alle grossen Hunger hatten, entschieden wir uns bereits frueher zum verabredeten Restaurant/Bar zu gehen um noch eine Kleinigkeit zu essen. Die meisten anderen Freiwilligen schafften es sich an die vereinbarte Zeit zu halten, waehrend unsere Mentorin eine halbe Stunde Verspaetung hatte, was sehr untypisch fuer sie war. Diese Verspaetung machte sie aber ohne Probleme ueber die folgenden Stunden wett.
Sonntags kehrten wir aufgrund verschiedener Schlafplaetze getrennt und zu unterschiedlichen Zeiten nach Ajumako zurueck. Eigentlich sollte der Sonntag als Putztag genutzt werden, aber stattdessen hiess es sich so gut wie moeglich erholen und entspannen.
Frueh am Montagmorgen (5.30 Uhr aufgestanden) schlugen Enrico und ich den Weg nach Accra ein, er um seinen beim Fussball laedierten Zeh untersuchen zu lassen und ich um den MRT-Termin wahrzunehmen. Die reibungslose Fahrt von Ajumako nach Accra endete mit Accras Stadtgrenze, denn ab dort ging es nur noch im Schritttempo vorwaerts. Da ich einen recht straffen Zeitplan zu beachten hatte, war das nicht unbedingt ein stimmungshebender Fakto; fuer Enricos und meine Erheiterung sorgte dagegen ein aelterer Fahrgast, der sich ganz dringend erleichtern musste, und eine Standpause nutze um Auszusteigen um am Strassenrand eben dies zu tun, waehrenddessen setzte sich jedoch das Trotro unverhofft und vom Mann unbemerkt in Bewegung. Die sichtliche Ueberraschung und Verwirrung des Mannes, als er feststellte, dass "sein" Trotro nicht mehr am erwarteten Platz stand, und sein Versuch in ein anderes, falsches Trotro einzusteigen brachten mich unweigerlich zum Grinsen. Nach kurzem Zwischenstopp im deutschen Haus, wo ich auch die Gelegenheit hatte fluechtig den Landesdirektor des DED kennen zu lernen, konnte ich zum Military Hospital weiterfahren, um die MRT-Untersuchung durchfuehren zu koennen. Bei der 20 minuetigen Prozedur musste ich, trotz betraechtlichem Laerms, in grossem Masse gegen Muedigkeit ankaempfen. Die Ergebnisse der Untersuchung, bzw. die Bilder und anschliessende Analyse, werde ich erst am Montag den 19.10. erfahren. Enrico und ich hatten uns nach Ankunft beim Kaneshie Markt getrennt und er hatte mich bereits kurz nach vor zehn Uhr informiert, dass er bereits auf dem Heimweg war. So blieb mir nach erledigtem Termin im Military Hospital nichts uebrig als per Trotro allein zum Kaneshie Markt zu fahren. Diese Fahrt wurde wiederum sehr unterhaltsam fuer das ganze Trotro, und ausnahmsweise hatte der Weisse, also ich, nichts damit zu tun. Als wir im Accraer Stadtverkehr mal wieder standen, weil sich einfach nichts bewegte, kam es neben uns zu einer handfesten Auseinandersetzung zwischen einem Taxifahrer und einem anderen Autofahrer. Gespannt verfolgte ich, wie auch der gesamte Rest des Trotros, wie die beiden Maenner mehr oder weniger gekonnt versuchten den anderen mit Schlagen und Schubsen ausser Gefecht zu setzen. Nachdem sie sich scheinbar beruhigt und bereits wieder in ihren Fahrzeugen Platz genommen hatten, warf jedoch der Fahrer in zivil dem Taxifahrer ein Wassertrinkpaeckchen ins Gesicht, woraufhin der gewaltsame Konflikt ausserhalb des Fahrzeuge wieder von neuem und mit hoeherer Intensitaet fortgesetzt wurde, bis mehrere Passanten einschritten um die beiden zu trennen. Auf die Frage eines vor mir sitzenden jungen Mannes, der zuvor in einem Lehrbuch gelesen hatte, ob so etwas in meinem Heimatland auch geschehe, sagte ich, dass es durchaus vorkommen koenne, auch wenn es eher selten der Fall sei. Im Trotro sitzend, ab und zu mit einem freundlichen, aber bestimmten "Dabi" (Nein) die mir angebotenen Waren ablehnend, sah ich wie ein Bekannter aus Ajumako ins Trotro stieg, der sich sehr freute mich zu sehen. Ophram, der eines der Freundschaftsspiel in Ajumako als Schiedsrichter begleitet hatte, freut sich stets Enrico oder mich zu sehen und laesst Gruessen an den jeweils anderen entrichten, so natuerlich auch dieses Mal. Zurueck in Ajumako war ich ueberrascht alle meine WG-Mitbewohner anzutreffe, was aber schnell durch besondere Umstaende erklaert wurde.

Dienstag mussten Enrico und ich zur Aufsicht frueh an der Schule sein, was zur Folge hatte, dass wir bereits 5.45 Uhr aufstanden, waehrend der Aufsicht bereiteten wir die Nachmittagseinheit fuer den Kids Club vor, in der wir mit den Kindern eine Englisch-Ralley machten. Wir haendigten den Kindern, die wir zuvor in Paare unterteilt hatten, eine Liste mit Fante-Worten aus, und sie mussten die auf dem Schulgelaende verteilten entsprechenden englischen Worte finden und aufschreiben. Gewonnen hatte das Paar, das am schnellsten und natuerlich fehlerfrei die Begriffe richtig zugeordnet und aufgeschrieben hatte. Zwar liess es sich auch dieses Mal nicht verhindern, dass die Kinder von einander abschrieben, doch immerhin hatten Enrico und ich, durch verschiedene Reihenfolgen der Woerer fuer jedes Paar, das Abschreiben zumindest minimal erschwert. Interessant wurde es, als einer der Teilnehmer mich nach der Bedeutung eines Fante-Worts fragte (Bonsu - Wal), seine Unkenntnis ueber die eigene Sprache ueberraschte mich nicht wirklich, denn zum einen werden hier in Ghana verschiedene Sprachen gesprochen (Twi, Gha, Fante, etc. Englisch als Amts- und offizielle Verkehrssprache), so dass er moeglicherweise aus einer Twi-sprachigen Familie kommt, und zum anderen werden durch die bestehende Sprachvielfalt oftmals Woerter einer Sprache entliehen und dem eigenen Sprachgebrauch eingegliedert, das dadurch moeglicherweise entstehende Sprachwirrwarr kann also durchaus dazu fuehren, dass bestimmte Worte nicht gelaeufig sind.

Den Mittwochvormittag nutzten wir um mit Hilfe verschiedener Internetquellen Informationen zum Thema Hygiene zusammenzustellen, da wir nachmittags eine entsprechende Einheit mit dem Youth Club durchfuehren wollten. Das grosse Thema Hygiene unterteilten wir in die drei Aspekte Hygiene zu Hause, Koerperhygiene und Hygiene beim Kochen/Essen. Die Club-Teilnehmer teilten wir in drei Gruppen auf und wiesen sie an, die von uns verteilten Informationen durchzuarbeiten, das Wichtigste zu markieren und letztendlich auf einem bereitgestellten Poster festzuhalten um es den anderen in der naechsten Woche zu praesentieren. So weit die Theorie, die Praxis sah leider so aus, dass eine Gruppe scheinbar wahllos unterstrich und abschrieb, eine andere Gruppe fragte bei jedem Satz Enrico oder mich, und die dritte Gruppe schrieb als Posterueberschrift 'Hygiene at home', obwohl sie eigentlich die Gruppe 'Body Hygiene' waren. Doch es gab auch den ein oder anderen Lichtblick, bspw. wirklich gute Zusammenarbeit innerhalb der Gruppe oder unerwartete Arbeitsdisziplin, dadurch hielt sich meine Frustration in Grenzen, auch wenn die starken Zweifel, ob und wie viel die Kinder/ Jugendliche davon wirklich begreifen, behalten und schlieslich auch praktisch anwenden, mich noch immer nicht loslassen. Es bleibt zu hoffen, dass wir durch mehrfache Wiederholung der wichtigsten Fakten, sowie praktische Anwendungstipps innerhalb der naechsten Wochen, eine nachhaltige Entwicklung anstossen koennen, die im besten Fall ueber die Schule hinausgehend auch die Familie und somit die Gemeinschaft positiv beeinflusst.
Neben Vorbereitung und Durchfuehrung der Youth Club-Einheit sprachen wir mittwochs noch mit einem Mitarbeiter des 'Ghana Education Service' in Ajumako, da wir ein Transportmittel fuer die geplante Anschaffung von Stuehlen fuer die Schule brauchen; da der von uns angefragte Pick-Up zu diesem Zeitpunkt in der Werkstatt war, wies er uns an Freitag wiederzukommen.

Donnerstags erschienen wir puenktlich zur Aufsicht, in der Erwartung bald zur Exkursion aufzubrechen, die so glaubten wir fuer diesen Tag geplant war. Als jedoch alles seinen gewohnten Gang nahm, und auch der Direktor nicht zu sehen war, kamen uns bereits erste Zweifel ueber die Richtigkeit unserer Informationen. Diese verstaerkten sich noch weiter als ein Lehrer auf unsere Nachfrage offenbarte, dass er selbst nichts von einer Exkursion wuesste, vollends sicher, dass keine Exkursion stattfinden wuerde, waren wir als eben jener Lehrer den Direktor, der, wie wir lernen sollten, krank war, kontaktierte um sich zu erkundigen, ob denn ein Ausflug geplant gewesen sei, dies jedoch verneint wurde. So verbrachten wir den Rest des Vormittags in der Schule damit moegliche Projekte zu eroertern und die zuvor vernachlaessigte Anwesenheitslisten der Clubs zu aktualisieren. Zudem nutzte ich die Gelegenheit um fuer kurze Zeit dem Unterricht einfach nur als Beobachter beizuwohnen, wodurch ich das erste Mal auch sah, dass nicht nur die Grundschulkinder mit dem Rohrstock bestraft werden, sondern, dass gleiches auch noch in der Junior Secondary School angewandt wird: Fuer eine falsche Antwort gab es im Science-Unterricht einen Schlag auf die Handflaeche. Zwar halte ich persoenlich nichts davon Schueler oder Kinder zu schlagen, aber das ist zu vernachlaessigen, weil es mir aufgrund verschiedener Faktoren nicht zusteht den Lehrern vorzuschreiben wie sie mit ihren Schuelern umzugehen haben, ich bin nach wie vor ein junger, weisser, der Kultur fremder Aussenstehender und, hierbei moechte ich festhalten, dass das meine eigenen Gedanken und Worte sind, die so keiner der Lehrer je geaeussert hat; Kritik oder Verbesserungsvorschlaegen dieser Art wuerde bedeuten, dass ich den ghanaischen Lehrkraeften meine deutschen Massstaebe und Verhaltensweisen aufzwaengem was im Gegensatz zum interkulturellen Austausch staende. Den gesamten Nachmittag widmeten wir uns dann der ungeliebten Buerokratie unserer Arbeit: Projektantraege ausformulieren, schreiben, verfeinern, weitere Projektideen eroertern, Umsetzungsmoeglichkeiten diskutieren etc.
Abends kam Emmanual vorbei um Enrico zu begleiten, der seinen an Osei verliehenen MP3-Player wiederholen wollte. Ungefaehr eine halbe Stunde spaeter waren die beiden wieder zurueck, jedoch ohne Enricos Player, denn den habe Osei, so sagt er, an Ibrahim verliehen, zwar laesst sich noch nicht mit Sicherheit sagen, ob Osei ihn wirklich verliehen, verloren oder vielleicht auch verkauft hat, aber auf jeden Fall schaetzte Enrico die Chancen den MP3-Player wiederzusehen eher niedrig ein. Dem folgenden Blogeintrag vorweg nehmend moechte ich berichten, dass Enrico seinen MP3-Player wider Erwarten am Dienstagabend von Emmanual, statt von Osei, wiederbekam.

Freitags begaben wir uns morgens zum Buero des Ghana Education Service um dort wie verabredet den Pick-Up zu holen, im Anschluss die Stuehle in Mankessim zu kaufen und zur Schule zu transportieren, meine zuvor Enrico gegenueber geaeusserte milde Skepsis bezueglich eines erfolgreichen Unterfangens, zeigte sich als durchaus angebracht, denn wie sich herausstellte war der Direktor nicht anwesend, sondern in der Volta Region, welche die oestlichste Region Ghanas ist, weshalb leider der Pick-Up leider nicht verfuegbar sei, jedoch wurde uns versichert, dass jeder Tag der kommenden Woche moeglich sei und das Buero sich ganz nach uns richte.
Am Nachmittag fuehrten wir die zweite Einheit des Computerunterrichts fuer die Lehrerschaft durch. Waehrend Enrico die Theorie an der Tafel erklaerte, zeigten Cora an ihrem Laptop und ich am Schulcomputer die praktische Umsetzung des Erklaerten. Durch die Hinzunahme des Laptops konnten wir die Lehrer/innen aufteilen und unter unsere Leitung das Erlernte anwenden lassen. Insgesamt war, vor allem durch die praktische Anwendungsmoeglichkeit, eine groessere Bereitschaft und Aufmerksamkeit der Lehrerschaft zu spueren. Dennoch liessen es sich zwei der Grundschullehrerinnen nicht nehmen immer wieder zu kichern und sich gegenseitig zu aergern, dieses nicht ganz altersgemaesse Verhalten gipfelte in der Aussage, dass die beiden kommendes Wochenende gerne mit Enrico und mir schwimmen gehen wuerden. Von alle dem bemerkte Enrico nichts, da er seine volle Aufmerksamkeit dem Unterrichten zukommenliess. Erst einmal von mir in Kenntnis gesetzt, reagierte er genau wie ich, indem er hoeflich aber bestimmt ablehnte.

Am Abend schauten wir mit Emmanual und seiner Familie das Finale der U-20 WM in Aegypten, Ghana vs. Brasilien. In einem spannenden Spiel wurde Ghana durch eine unberechtigte rote Karte in 37. Minute fruehzeitig entscheidend geschwaecht und kaempfte ab diesem Zeitpunkt dezimiert gegen spielerisch starke, aber zuweilen gluecklose Brasilianer. Im Laufe des Spiels vergaben diese einige Grosschancen, insbesondere Maicon hatte ein sicheres Tor auf den Fuessen, scheiterte aber am starken ghanaischen Torhueter. So kaempften die Ghanaer ueber die kompletten 90 Minuten und die zusaetzlichen 30 Minuten Nachspielzeit und hielten das 0-0. Im Elfmeterschiessen zeigten die vier ersten Schuetzen alle starke Nerven und verwandelten sicher, 2-2 der Zwischenstand. Auch der naechste Brasilianer verwandelt eiskalt, doch der ghanaische Verteidiger trifft nicht, Emmanuals Familie ausnahmslos bestuerzt, der naechste Brasilianer tritt an, der ghanaische Torwart entscheided sich sehr frueh seine rechte Ecke ..... und haelt den Ball. Nun also die Chance zum Ausgleich, wieder tritt ein Verteidiger fuer Ghana an den Strafstosspunkt, wieder haelt der brasilianische Torhueter. Der naechste Schuetze ist Maicon, der das Spiel schon in der regulaeren Spielzeit haette entscheiden koennen, kurzer Anlauf, Schuss ... links ueber den Querbalken, grenzenlose Freude bei uns und unseren Gastgebern. Der letzte regulaere Elfmeter, danach wuerde es in den Sudden Death- Modus gehen, doch erst muss der ghanaische Stuermer treffen, er laeuft an, schiesst... trifft, hemmungslose Freude bei Emmanual, der sich seines T-Shirts entledigt. Nun also Sudden Death, sollte einer verschiessen und die andere Mannschaft im Anschluss treffen ist das Spiel vorbei. Alex Teixera tritt fuer Brasilien an, kurzer Anlauf, der Torhueter bewegt sich wieder sehr frueh in seine linke Ecke und..... haelt. Nun muss nur noch der ghanaische Mittelfeldspieler treffen und so den ersten internationalen Titel fuer Ghana seit dem U-17 WM Sieg in 1995 sichern. Er legt sich den Ball zurecht, der Pfiff des Schiedsrichters, der Anlauf, der Torwart springt in die rechte Ecke, der Ball schlaegt in die linke untere Ecke ein: Ghana ist U-20 Weltmeister und es gibt kein Halten mehr, grenzenloser Jubel im Stadion, im Studio, bei uns im Wohnzimmer. Insbesondere die darauffolgenden Bilder aus dem ghanaischen Fernsehstudio sind voller unbaendiger Freude, die gesamte Belegschaft, bis auf den Kameramann, jubelt und tanzt, ein MItarbeiter befreit sich von den Zwaengen seines Hemdes. Diese Sequenzen sorgten bei uns fuer grosses Gelaechter, da wir allesamt automatisch an die deutsche Steifheit der Kommentatoren und Medienmitarbeiter denken mussten. Insbesondere der Gedanke das Traumpaar Delling/ Netzer in solcher Ekstase zu sehen sorgte fuer beste Stimmung.

Dienstag, 13. Oktober 2009

Die Versammlung in der Schule (2.10.) war nicht nur der Besuch eines Offiziellen, sondern das Zusammenkommen der Direktoren und Lehrer des Distrikts unter Vorsitz des Distrikt Education Office (DEO nicht die offizielle, sondern meine Abk.). Der Hauptverantwortliche des Office hielt eine anderthalb stuendige Ansprache, die wir Freiwilligen als aussergwoehnlich direkt empfanden. Ein wenig verbluefft verfolgte ich wie der Offizielle sich die Direktoren und Lehrer/innen vorknuepfte und ganz deutlich drastische Verbesserung forderte. Sehr kritisch aeusserte er sich zu den diesjaehrigen anscheinend mehr als unterdurchschnittlichen Pruefungsergebnissen des Distrikts. Den Lehrern/innen und Direktoren erteilte er eine klare Warnung, wer seiner Verantwortung nicht zur Genuege nachkomme, muesse mit Gehaltskuerzungen oder sogar der Kuendigung rechnen. Er bemaengelte die fehlende Identifikation der Lehrer/innen mit der Zukunft ihrer Schueler und ihre Fokussierung auf den Gehaltsscheck. Dementsprechend forderte der Offizielle einen "change of attitude". "My vision for this district is, that every child gets quality education", damit seine Vision nicht unerfuellt bleibt, muessen die Direktoren alle einen leistungsbezogenen Vertrag unterschreiben, und wer sich weigert wird ersetzt. Des Weiteren kuendigte er an Kontrollbesuche durchzufuehren und auch die Bewohner der einzelnen Doerfer dazu anzuhalten die Lehrer zu ueberwachen und zusaetzlich ein Auge darauf zu haben, ob alle Schueler auch tatsaechlich zur Schule gehen. Er sprach noch einige Punkte an, die jedoch an dieser Stelle den Rahmen zu sehr dehnen wuerden. Nach ihm sprachen noch drei weitere Offizielle, allerdings verfuegten sie weder ueber die rhetorischen Faehigkeiten noch ueber die Praesenz, um an den ersten Sprecher heranzureichen. Insgesamt war ich sehr ueberrascht ueber die Rede, denn als Aussenstehender hatte ich zuvor viele Ablaeufe in der Schule einfach als gegeben hingenommen, vor allem zu Beginn hatte zwar ich grosse Probleme meine deutsche Sichtweise abzulegen und nicht mehr die mir vertrauten Massstaebe anzulegen, doch mittlerweile hatte ich mich an die teilweise laissez-fair erscheinende Einstellung der Lehrer und Schueler gewoehnt. Nun musste ich allerdings feststellen, dass der Vorsitzende des DEO genau die Punkte, an denen ich durch meine deutsche Schulerfahrungen Kritik geuebt haette, auf das Schaerfste kritisierte. Es bleibt abzuwarten in wiefern die Forderung von den Schulen und die Kontrolle seitens des DEO umgesetzt werden und es nicht bei leeren Phrasen bleibt. Fuer die Schueler und deren Zukunft waere es mehr als wuenschenswert, aber es obliegt den Lehrern den noetigen Wandel herbeizufuehren.

Am spaeten Freitagnachmittag sahen wir zum ersten Mal Frank wieder seit er zum Semesterbeginn nach Cape Coast gegangen war. Er und Emmanual luden uns direkt ein bei ihnen zu Hause das letzte Gruppenspiel Deutschlands bei der U20-WM gegen Kamerun zuschauen, puenktlich zum Anpfiff erhielt ich einen Anruf von Hannah und Ronja, zwei Freiwilligen, die mit ich bereits vom Vorbereitungsseminar kannte und die mit uns zusammen eingereist waren. Wir hatten Hannah und Ronja ueber das Wochenende zu uns eingeladen, unter anderem auch weil sie zu zweit in einem kleinen Dorf nahe Kumasis doch sehr abgeschottet sind von den meisten anderen Freiwilligen und wir jede Gelegenheit nutzen wollen um unsere Freiwilligen-Gemeinschaft zu pflegen. Keine halbe Stunde spaeter waren die beiden auch schon in Ajumako angekommen und zufaellig trafen sie Frank, dem gegenueber wir den anstehenden Besuch erwaehnten hatten, so dass er ihnen Gesellschaft leistete bis wir am verabredeten Punkt auftauchten. Nach dem Abendessen entschieden wir uns mit Emmanual, Frank und unseren beiden Gaesten einen Abstecher in die Jimmyspot Bar zu machen. Wir tauschten uns bei Guiness, Castle, Star, Smirnoff Ice oder Chairman ueber unsere Einsatzstellen, gleiche und unterschiedliche Erfahrungen und gemeinsame Vorbereitungserlebnisse aus. Durch das gleichzeitig stattfindende letzte Gruppenspiel Ghanas bei der U20-WM hatten wir eine durchaus lautstarke und froehliche Hintergrundkulisse. Selbst der sehr spaete 2-2 Ausgleichstreffer der Uruguayer konnte die Freude ueber den souveraenen Einzug in die erste K.O.-Runde nicht trueben.

Am Samstag waren wir von unserem Schuldirektor in sein Dorf zum "Ernte-Dank-Fest" eingeladen. Das Festival sollte so um 13 Uhr beginnen, da er uns nicht nur zum Festival, sondern auch zum Mittagessen eingeladen hatte, fanden wir uns bereits kurz vor zwoelf Uhr bei ihm ein. Die Taxifahrt von Mankessim nach Eshirow offenbarte sich als eine zusammenschweissende Erfahrung fuer das Verhaeltnis zwischen Bugs und mir, denn wir zwaengten uns zu sechst (Fahrer nicht mitgezaehlt) in das Taxi, wobei Bugs auf meinem Schoss Platz nahm, wie Ihr Euch vorstellen koennt stehen wir uns nun viel naeher ;) Beim Direktor gab es fuer Cora und Hannah Fufu; Banku und Kenkey mit Stew fuer den Rest unserer Truppe. Vor allem das Banku mit Buschratten-Stew war hervorragend, das Fleisch der Buschratte war sehr zart und lecker zu bereitet. Zum Trinken servierte der Direktor Palmwein und Akpeteshie, ein starker Schnapps, den wir mit Cola mischten. Aufgrund der nicht gerade geringen Sonneneinstrahlung und der noch nicht allzu weit fortgeschrittenen Tageszeit tranken wir drei (die Frauen tranken allesamt keinen Alkohol) jeweils nur ein Glas der Getraenke. Im Anschluss an das vorzuegliche Mittagsessen gesellten wir uns zu den restlichen Anwohnern, die bereits auf dem Festivalplatz versammelt den Vorgaengen folgten. Fuer die kommenden Stunden folgten wir aufmerksam dem uns gebotenen Reden (leider Fante), Taenzen und der feierlichen Einweihung eines Brunnens. Fuer Begeisterung sorgten Enrico und ich, da wir bei der Begruessung der Chiefs und Dorfaeltesten die Fante-Begruessungsformel aufsagen konnten. Kaum hatten wir uns nach der Begruessung, die nicht zu Beginn, sondern zu einem spaeteren, passenderen Zeitpunkt stattfand, gesetzt, erhoben sich die Chiefs und Aeltesten von ihren Plaetze um zu uns hinueber zu gehen und ihrerseits die hoefliche Geste zu erwidern. Ein Bestandteil des Festivals, den wir zuvor auch bei dem Festival an der Schule in Ankukrom zu Beginn unseres Jahres erlebt hatten, war das ein/e Bewohner/in zu den Klaengen der Trommeln tanzt und sich dann zu Fuessen eines Zuschauers so lange raekelt bis ein kleiner Geldbetrag gezahlt wird. Die Auswahl der Personen, erscheint mir nur teilweise zufaellig, denn an diesem Tag gehoerte zu den zahlenden Personen neben einigen Dorfbewohnern, einer der Chiefs und auch Enrico, der spaeter noch einmal einen Cedi zahlte, weil es so Brauch ist, wenn man, wie er, die Fahne des Taenzers ueberreicht bekommt. Um das Tanzen fuer ihn nicht allzu unangenehm zu gestalten begann der Rest von uns sofort auch mit mehr oder weniger gekonnten Tanzbewegungen Enrico zu begleiten. Unser Gastgeber, der sichtlich amuesiert war, gratulierte Enrico und mir zu unseren taenzerischen Faehigkeiten; nichtsdestotrotz reichten wir nicht einmal annaehernd an die gekonnte Tanzdarstellung der Ghanaer heran. Durch die Auflage des Nachtreiseverbots ein wenig eingeschraenkt, sahen wir uns gezwungen das Fest vorzeitig zu verlassen, dabei stellte es sich jedoch als problematisch heraus, dass ,entgegen der Erwartungen des Direktors, wir nicht sofort ein Taxi bekamen. Eine zusaetzliche Anstrengung stellte ein Dorfbewohner dar, der uns abwechselnd auf Fante ansprach und auf uns einredete, obwohl wir immer wieder deutlich machten, dass wir leider kein Wort verstaenden und er doch bitte Englisch sprechen solle. Als ueberhaupt nicht anstregend, sondern vielmehr amuesant, empfand ich den Heiratsantrag einer bereits verheirateten und mit Kindern beglueckten Frau. Fuer mich persoenlich, war das der erste offizielle Antrag, den ich seit meiner Ankunft erhalten habe, waehrend Bugs und Enrico bereits mehrere Frauen haetten heiraten koennen. Anmerken moechte ich, dass auch wenn es einige von Euch vielleicht nicht glauben werden, noch nie so zufrieden damit war unbegehrt zu sein. Unser fuersorgliche Gastgeber organisierte kurzer Hand einen Trotrobus der uns zur naechsten grossen Kreuzung brachte, von wo aus wir ein Taxi nahmen, das uns schnell nach Ajumako brachte, natuerlich sass Bugs erneut auf meinem Schoss, der fuer ihn scheinbar wirklich gemuetlich war, denn bei unserer Ankunft in Ajumako war er eingeschlafen. Den Abend verbrachten wir, erschoepft von den Ereignissen des Tages, zu Hause und unterhielten uns in grosser Runde.

Sonntag wollten unsere Gaeste unbedingt an den Strand, also fuegten wir uns ihrem Wunsch. Aufgrund einiger SMS und einem Anruf am Vortag stiessen auch Ellen, Dana (Moree) und Lukas (Elmina) zu uns an den Strand, aber wie nicht anders erwartet kamen die drei natuerlich um einiges spaeter als wir. Die Stunden am Meer, voller Sonne, Wellen und einer recht starken Stroemung waren Stunden zum Entspannen und Wohlfuehlen, selbst als am spaeten Nachmittag die Palmen ihren langen Schatten auf unsere Liegen warfen und es ein wenig kuehler wurde, rueckten wir einfach naeher zusammen. Lediglich Enricos Laune war durch eine Verletzung beim morgendlichen Fussballtraining getruebt. Beim Versuch ein Tor zu erzielen war er ungluecklich mit dem herauseilenden Torhueter zusammengeprallt, mit fortschreitender Tageszeit schmerzte sein rechter Mittelzeh immer mehr und sollte auch in den kommenden Tagen noch eine tief blau-violette Faerbung annehmen. Von Ellen erfuhren wir, dass die Michael Jackson Revial Party (MJRP) um ein Wochenende nach hinten verschoben worden war, also erst am 17.10. stattfinden werde. Auch wenn der Tag in Anomabo, vor allem durch die anderen Freiwilligen, eine wunderschoene Zeit war, beschloss ich fuer mich, dass es erst einmal genug Strand fuer die kommenden Wochen war.

Montagmorgen nach dem Fruehstueck verliessen uns unsere Gaeste um in ihr kleines Dorf nahe Kumasi zurueckzukehren. Unser Programm fuer die Schueler und Schuelerinnen des Youth Clubs war an diesem Nachmittag rein sportlicher Natur, sprich Volleyball und Fussball. Enrico leitete das Volleyballtraining, das eine rein maennliches Klientel anzog, waehrend Bugs und ich das Fussballtraining uebernahmen, welches bis auf drei Ausnahmen rein weiblich besetzt war. Ohne irgendwelche geschlechtlichen Vorurteile foerdern zu wollen, muss ich hier an dieser Stelle sagen, dass die staerksten Spieler die drei Jungs waren, auch wenn sich insbesondere in meiner Mannschaft (eigentlich politisch nicht korrekt, es sollte in diesem Fall Frauschaft heissen ;)) die Spielerinnen sehr gut anstellten. Bugs, der meinem geschickten 3-1-1-2 System taktisch nichts entgegenzusetzen hatte, musste sich zudem mit einem motivationslosen Stuermerstar abfinden und lag folgerichtig nach Ende der regulaeren Spielzeit mit drei zu null hinten. Jedoch im entscheidenden, von allen Spielern geforderten, Elfmeterschiessen zeigte seine Mannschaft ungeahnte Vollstreckerqualitaeten und seine Torhueterin weltklasse Paraden, so dass mein Team (entschuldigt den unnoetigen Anglizismus, aber der ist wenigstens politisch korrekt) bis zum letzten Schuetzen um den knappen 4:3 Sieg zittern musste.

Dienstags fanden wir uns morgens in der Schule ein um den vom DEO geforderten Action Plan fuer den Computerunterricht auszuarbeiten. Danach kehrten wir nach Hause zurueck um letzte Vorbereitungen fuer den Kids Club am Nachmittag zu treffen. Um die Kinder besser unter Kontrolle zu haben und einen moeglichst reibungslosen Ablauf des Kids Club zu gewaehrleisten, waehlten wir anhand der Steckbriefe, die wir in der vorangegangenen Woche mit allen Upper Primary Kindern erstellt hatten, die 20 Kinder aus, die wir als am Geeignetsten ansahen. Nach der obligatorischen Versammlung aller Grundschulkinder, bei der alle, die zu spaet gekommen waren, oeffentlich aufgerufen wurden und vortreten mussten, riefen wir die Namen derer auf, die wir selektiert hatten. Mit dieser Gruppe zogen wir uns in den von uns gestalteten Recreational Room zurueck und begannen unsere "Teambuilding-Einheit". Die Details der einzelnen Uebung zoegen den ohnehin schon langen Blogeintrag zusaetzlich in die Laenge, also erlaube ich mir darueber hinwegzugehen. Die Uebungen klappten erstaunlich gut, trotz des klaren Englischdefizits, und alle Beteiligten hatten unglaublich viel Spass. Einer unserer Beweggruende Teambuilding Aktivitaeten zu machen, war es das Miteinander der Kinder nachhaltig zu verbessern, diesen wichtigen paedagogischen Aspekt konnten wir leider nicht einmal anschneiden, denn bereits bei den simplen Spielerklaerungen waren die Kinder groesstenteils an ihre Englischgrenzen gestossen. So blieb mir nichts anderes uebrig als den bitteren Beigeschmack zu schlucken und mich auf die positiven Ergebnisse, die erfreulich einfache Umsetzung und Aufnahme der Aktivitaeten, die unbaendige Freude der Kinder und deren Unermuedlichkeit, zu konzentrieren.

Am Mittwoch widemten wir uns organisatorischen, administrativen und buerokratischen Aufgaben. Das Schreiben von Antraegen, Abrechnungen und die Ausarbeitung verschiedener Plaene nahm uns voll in Anspruch. Ich nutzte die Zeit zu Hause fuer einen Anruf bei der Krankenversicherung um zu ueberpruefen, ob die fuer Montagvormittag geplanten MRT-Bilder uebernommen werden, was der Fall ist, wenn der behandelnde Arzt eine medizinische Notwendigkeit sieht.
Des Weiteren nutzte ich den Mittwoch dazu den laengst ueberfaelligen Brief mit USB-Stick voller Fotos nach Deutschland loszuschicken. Ungluecklicherweise erregte ich durch meine Anwesenheit im Postoffice die Aufmerksamkeit einer Frau, die wie ich spaeter erfahren sollte mentale Probleme hat, ihre Bitte nach Geld um nach Mankessim zu fahren, tat ich als die nicht unueblichen Bettelversuche ab. Jene Frau folgte mir dann aber in ca. fuenf Meter Abstand vom Postoffice zum Internet-Cafe, wo ich eigentlich Informationen fuer eine Youth Club Einheit sammeln wollte, was allerdings durch einen Stromausfall nach einer halben Stunde abrupt und unbefriedigend beendet wurde. Also schlug ich unverrichteter Dinge den Weg zu unserem Haus ein, nur um festzustellen, dass die Frau mir noch immer folgte. In unserem Haus angekommen, dauerte es einige Minuten bis es am Wohnzimmerfenster klopfte und die Frau nach Wasser fuer jemanden, nicht fuer sich, sondern jemanden bat. Wie bereits im Postoffice lehnte ich, in Uebereinstimmung mit meinen WG-Mitbewohnern, die Bitte ab; da wir wissen, dass bisher keiner der Bettelversuche auf tatsaechlicher Not beruht hatte, haben wir eine grundlegende Abneigung gegen jegliche solche Bitten entwickelt. Auch nach dieser Abfuhr gab die Frau nicht auf und verharrte auf und vor unserer Veranda, bis wir letztendlich zum Mittagessen gingen und sie uns auch zum Haus unserer Gastfamilie folgte. Nach dem Essen war sie noch immer vor dem Haus und wartete auf uns. Selbst als wir entschieden einen sinnlosen Weg ueber eine Wiese um einen Baum herum zu gehen, folgte sie uns (zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, dass es sich um eine Frau mit mentalen Problemen handelte). Kurz darauf wurden zwei Frauen unserer Nachbarschaft auf die Frau aufmerksam, daraufhin klaerten sie uns ueber die Probleme der Frau auf und sorgten dafuer, dass einer der Waechter unseres Komplexes sie vom Gelaende entfernte.
Noch bevor die Frau vom Waechter entfernt wurde, hatte Bugs sich in einem guenstigen Moment von unserer Gruppe getrennt und sich zur Trotro-Station begeben um nach Swedru zu fahren und ein Paket beim Postbuero abzuholen. Dies sollte sich als kleine Odyssee, mit kaputtem Trotro, ewigen Wartezeiten und einem Zusammentreffen mit deutschen Freiwilligen einer anderen Organisation, herausstellen. Doch es war die Anstrengungen und Entbehrungen wert, nach langen Stunden kehrte Bugs am fruehen Abend zurueck mit einem grossen Paket, vollgepackt mit guten Sachen, die das Leben schoener machen. Musik, Filme, Pokemon-Editionen (blau,rot,gelb), Gummibaerchen und dem wichtigsten Paketbestandteil: Nutella.

Den gesamten Donnerstag verbrachten Bugs, Enrico und ich in Cape Coast. Um elf Uhr hatten wir ein Treffen mit unserer Mentorin, das sich ueber mehrere Stunden zog und viele verschieden Themen beinhaltete; dabei hatten wir die Moeglichkeit viele Fragen bezueglich der buerokratischen Aspekte unserer Arbeit zu klaeren. Nachdem wir die ernsten Themen abgearbeitet hatten, zeigte sich unsere Mentorin sehr locker und witzig. Jeder von uns dreien bekam die seine Portion an Spruechen, die wir versuchten im Rahmen des gebotenen Respekts zu kontern. Neben dem bereits befuerchteten Fussballverbot musste unsere Mentorin uns leider eine Nachricht mitteilen, die den restlichen Tag ueberschattete und auch das restliche Jahr ueberschatten wird: Fuer die Laender Burkina Faso, Mali und Niger herrscht fuer alle weltwaerts-Freiwilligen ein striktes Reiseverbot bis Ende 2010, d.h. wir werden im Dezember unsere Westafrika-Reise mit dem ultimativen Ziel Timbuktu, so nicht durchfuehren koennen. Jedoch viel schwerer betroffen sind diejenigen, die sich fuer Einsatzplaetze in den genannten Laendern beworben und noch die Hoffnung gehabt hatten ausreisen zu koennen, und aufgrund dessen moegliche Studiumsplaetze etc. abgesagt haben. Im Anschluss an das Mittagessen fuhr sie uns zu den in Cape Coast verteilten Einsatzorten von drei verschiedenen Freiwilligen. Den kurzfristig mit uns geplanten Besuch bei den Freiwilligen in Moree (Dana & Ellen) konnte unsere Mentorin aufgrund eines anderen Termins leider nicht mit uns unternehmen, so dass wir zu dritt ins Internet-Cafe gingen. Mit Ellen vereinbarte ich per Anruf, dass wir uns dort treffen. Nachdem wir unsere Stunde im Internet-Cafe absolvierten und die beiden immernoch nicht aufgetaucht waren, rief ich noch einmal an und sie sagten, sie seien in zehn Minuten da. Wir entfernten wir uns ca. zehn Meter vom Cafe, weil Enrico sich suesse Kringel kaufen wollte,und stiessen sogleich auf unsere Gesuchten. Durch das Nachtfahrverbot eingeschraenkt, konnten wir leider nicht allzu lange mit den beiden verweilen und traten gegen 17.30 Uhr den Heimweg an. Nach dem Abendessen schauten wir alle zusammen den Film 10000 BC, von dem ich an dieser Stelle nur abraten kann.

Freitagmorgen besuchten wir Maenner eine Freiwillige der letzten Einreisegruppe in Asikuma im Krankenhaus, wo sie die Nacht wegen einer Malaria-Erkrankung verbracht hatte. Nach kurzer Vorstellung, Smalltalk und Ueberreichens einiger Unterlagen, die unsere Mentorin uns mitgegeben hatte, machten wir uns auch schon wieder auf den Weg zurueck nach Ajumako wo wir die erste Computereinheit mit den Lehrern planten. Diese fuehrte groesstenteils Enrico am Nachmittag durch, der Rest von uns ergaenzte seinen Vortrag durch kleine Einwuerfe.

Freitag, 2. Oktober 2009

Samstagmorgen brachen wir zu dritt direkt nach dem Fruehstueck zum Kakum Nationalpark auf. Der Kakum Nationalpark, der erst seit 1990 offiziell als solcher gilt, umfasst ein Areal von 350 km². Waehrend die meisten Besucher von Cape Coast aus den nur 33 km in noerdlicher Richtung entfernten Park aufsuchen, um von dort den Canopy Walk zu begehen, entschieden wir uns einen "Eingang" im Dorf Mesomagor aufzusuchen, das am oestlichen Rand des Nationalparks liegt. Von dort aus kann Wanderungen unternehmen, ein Baumhaus besichtigen und bei Bedarf auch darin uebernachten um so vielleicht einen Blick auf die Waldelefanten zu erhaschen. Den Tipp mit dem Baumhaus hatten wir von Freiwilligen des ersten Jahres erhalten, zusammen mit genauer Wegbeschreibung, wichtigen Tipps bezueglich der Versorgung und des Handynetzes. Ausgeruestet mit den Infos, Verpflegung und natuerlich unseren Kameras fuhren wir also ueber Mankessim, Nyankumasi nach Mesomagor; mit zunehmender Fahrtdauer und einhergehendem Vordringen in laendliche Gebiete nahm die Qualitaet der Strassen stetig ab, bis wir schlieslich auf roter, teilweiser stark zerfurchter Piste manchmal bis auf Schritttempo verlangsamen mussten. Ich genoss diese Fahrt sehr, insbesondere den Blick aus dem Fenster auf das weite, bei Zeiten scheinbar unendlich ausgedehnte Buschland. In Mesomagor angekommen erklaerte der zustaendige Wildhueter, Simidon Dabara, uns die verschiedene Optionen: Gefuehrte Wanderung durch den Park mit Besichtigung des Baumhauses oder betreute Uebernachtung in besagtem Baumhaus. Wir entschlossen uns eine drei stuendige Fuehrung durch den tropischen Regenwald sei genau das richtige Erlebnis fuer uns. Sobald unser Guide fertig war (in dunkelgruener Wildhueteruniform mit Buschmesser und Gewehr ausgestattet) und wir damit abgeschlossen hatten zu versuchen dem Taxifahrer zu erklaeren, dass er uns um 17 Uhr abholen solle (letztendlich einigten wir uns darauf in anzurufen, obwohl wir wussten, dass es um die Netzverfuegung eher schlecht bestellt war), begannen wir unsere Tour.
Gleich zu Beginn stellte Simidon klar, dass er alles was er wisse mit uns teilen wolle und jegliche Fragen sollten wir ohne Zoegern stellen. Fuer moegliche Nachrichten/ Berichte ueber die Fuehrung zu Freunden bestand er darauf, dass sein Name explizit erwaehnt werde, unabhaengig davon, ob es gut oder schlecht fuer ihn sei. Er machte auch von vornherein klar, dass er moeglicherweise nicht alle unsere Fragen beantworten koenne, und auch niemals vorgeben wuerde dies zu koennen. Der Weg zum eigentlich Parkgelaende fuehrte uns durch "Kakao-Plantagen", wo wir auch eine Familie bei der Ernte antrafen. Nach einigen Erklaerungen zu den Kakaobohnen und der Uebergabe eines auf dem Weg gefangenen Krebses zogen wir unserer Wege. So nah, praktisch im Regenwald einen Krebs zu sehen, ueberraschte mich nur kurz, schlieslich lagen mehrere Tuempel auf unserem Weg zum Regenwald, die als Lebensraum von Krebsen dienen koennen, so dass der Krebs nicht weiter erstaunlich war.
Nach dem Zusammentreffen mit der kakao-erntenden Familie, schnitt Simidon eine Kakaofrucht ab und oeffnete sie fuer uns. Die rohe Kakaobohne kann naemlich gelutscht werden, der suesse Geschmack mit einer ganz leichten bitteren Note ist sehr angenehm, so lange man nicht auf die Bohne beisst, dann schmeckt es naemlich nur noch bitter, erklaerte er uns. Ist die Bohne ausgelutscht, spuckt man sie aus und nimmt sich die naechste. Da ich nicht gewusst hatte, dass man Kakaobohnen roh "essen" konnte war ich ueberrascht wie lecker es war.
Durch die Kakaohaine fuehrte frueher der Pfad (und noch heute sind Spuren davon zu sehen) auf dem die Gefangenen Sklaven vom Norden hinunter nach Cape Coast gefuehrt wurden. Die Haine endeten abrupt in einer gruenen Wand, in der man auf den ersten Blick den Eingang nicht mit Sicherheit finden, sondern nur vermuten konnte. Erst einmal im Inneren verwies Simidon auf einen Grenzstein der die offizielle Trennungslinie zwischen dem Parkgelaende und dem Gebiet des Dorfes markiert. In den folgenden drei Stunden fuehrte Simidon uns durch den tropischen Regenwald, ueber Aeste hinweg, unter Ranken hindurch, zwischen gewaltigen Staemmen fuehrte er uns auf einem Pfad immer tiefer in das gruene Dickicht. Immer wieder stoppte er an Baeumen um uns auf Besonderheiten hinzuweisen, wie bspw,. den Otuwerebaum, dessen grosse Dornen frueher zu Stempeln verarbeitet wurden oder dem Feigenbaum, der sich um einen bereits existierenden Baum wickelt, ihm nach und nach alle Naehrstoffe entzieht und ihn unauffaellig zu Tode quetscht. Die vielen unterschiedlichen Baeume und Ranken, so erklaerte uns Simidon, hatten frueher und zum Teil auch heute noch fast alle medizinische oder Verwendungen. Eine Wurzel, die er auch uns zum Kauen gab, soll bspw. Hunger vertreiben koennen und gleichzeitig die Potenz steigern; besonders fuer die zweite Wirkungsweise haben wir jedoch nach wie vor keinerlei Verwendung. Bei einer Ranke muessen Ghanaer jedoch besondere Vorsicht walten lassen: Bevor diese geschnitten werden darf, muss ein Ritual durchgefuehrt werden, das ein faules Ei, das Verschuetten von Alkohol und das Entkleiden der schneidenden Person beinhaltet. Sollte das nicht beachtet werden, droht der Tod innerhalb von drei Tagen einzutreten. Fuer uns, als Weisse, als Unwissende, so erklaerte Simidon, gelte das nicht; in diesem Fall schuetzt Unwissenheit scheinbar doch vor Strafe.
Neben Schmetterlingen verschiedenster Farben, grossen Schnecken und Termitenbauten, sahen wir nicht minder beeindruckend grosse Tausendfuessler. Von frischen Trampel- und Waelzspuren abgesehen erblickten wir leider nichts von den Waldelefanten, wenn man die unterschiedlich alten Haufen ausser Acht liess, die Simidon ohne Probleme zeitlich einordnen konnte. Das Schwirren, Kreischen, Zwitschern, Surren und Summen der Voegel, Insekten und sonstiger Tiere, die sich im Dickicht des Waldes versteckten, sorgte fuer eine einpraegsame akustische Kulisse fuer unsere Wanderung durch den tropischen Wald. Kurz bevor wir das Ziel, das Baumhaus erreichten, zeigte Simidon uns einen Baum, der seinen Angaben zufolge der zweitgroesste Baum Westafrikas sein soll, jedoch sind wir uns nicht sicher, ob er nicht meinte, dass es die zweitegroesste Baumart sei, denn der Baum war zwar von enormer Groesse, aber unserem Empfinden nach nicht gigantisch. Nach knapp drei Stunden erreichten wir das Baumhaus, das auf einer Lichtung nahe relativ frischer Elefantenspuren lag, da Enrico Hoehenangst hat, entschied er sich auf festem Boden zu verweilen, waehrend Bugs, zwar auch mit mulmigen Gefuehl, und ich die schmale Leiter zum Baumhaus emporstiegen. Von dort hatte man zwar keinen weiten Ausblick, dafuer jedoch einen Einblick in die dichten unteren Regionen des Astwerks. Der Abstieg vom Baumhaus stellte sich fuer als Bugs, als groessere Aufgabe heraus als der Aufstieg, doch er bewaeltigte es nichtsdestotrotz problemlos, nur ein wenig langsamer als hinauf. Den Rueckweg legten wir um einiges schneller zurueck und hielten nur vereinzelt fuer weitere Erklaerungen und Fotos an. Als wir letztendlich aus dem Wald heraustraten waren die zuvor vereinbarten drei Stunden lange ueberschritten und es stand uns noch immer der Fussweg zurueck ins Dorf bevor. Waehrend wir auf dem Rueckweg versuchten den Taxifahrer zu erreichen, wanderte unser Blick immer wieder zurueck ueber die rote Erde, das Buschland bis hin zu den Waldgrenzen, die eine ganz andere Welt zu beherbergen schienen.
Trotz vielzaehliger Versuche, konnten wir den Taxifahrer nicht kontaktieren, so dass Simidon uns ueberzeugte erst einmal nach Mesomagor zurueckzukehren und es von dort zu versuchen, da er normalerweise von dort ohne Probleme Handygespraeche taetigen kann. Tatsaechlich konnte ich mit seinem Handy bereits beim ersten Versuch eine Verbindung herstellen, doch leider hatte der Taxifahrer sein Handy ausgeschaltet, als ich es jedoch nach einigen Minuten erneut probierte bekam ich ihn zu sprechen und er sagte, er mache sich auf den Weg. Unsere Wartezeit verkuerzte Simidon, indem er uns verschiedene Sachbuecher ueber die Fauna und Flora des Kakum-Nationalparks gab, so dass wir zum einen bereits von gelerntes erneut nachlesen konnten und zum anderen einen Ueberblick gewinnen konnte ueber die Vielzahl von Tieren, die wir moeglicherweise haetten sehen koennen. Bei einigen Tieren, wie bspw. der Hornviper, war insbesondere Bugs sehr froh, dass wir sie nicht gesehen hatten. Zwar waere es schoen gewesen, viele Tiere zu sehen, aber auch ohne jene stimmten wir drei darueber ein, dass es ein wundervoller Tag gewesen war.
Die Rueckkehr nach Ajumako wurde durch eine laengere Wartezeit in Nyamkumasi verzoegert, denn keines der Taxis wollte nach Mankessim fahren, so dass wir fuer eine ungewisse Zeit warten mussten, bis gluecklicherweise ein Trotro vorbeikam. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten wir nicht einmal gewusst, dass es diese Trotro-Verbindung gab. Doch damit war unser Glueck fuer den Tag noch nicht erschoepft, in Mankessim erwischten wir direkt eines der letzten Anschluss-Trotros nach Ajumako. Puenktlich zum Abendessen waren wir zu Hause, wenn auch ein wenig abgekaempft und sehr muede.

Fuer Sonntag hatten wir ein Treffen mit anderen Freiwilligen aus der Central Region und Accra im Anomabo Beach Resort vereinbart, diese Freiwilligen kannten wir noch nicht, da sie in der Einreisegruppe einen Monat nach uns waren.Der einzige wirkliche Wermutstropfen war, dass leider selbst die Freiwilligen aus der Central Region ein ganzes Stueck von uns weg wohnen, so dass wir Besuche und dergleichen nur fuer Wochenende planen koennen. Die Gelegenheit nutzten wir sofort und vereinbarten am uebernaechsten Wochenende (9.-11.10.) eine Michael Jackson-Revival-Party in Moree zu feiern. Nach den angenehmen Stunden am Strand kehrten wir abends gluecklich nach Hause zurueck, im untrueglichen Wissen, dass wir dieses Jahr doch nicht nur zu dritt den einen oder anderen Abend feiern wuerden.

Jede Woche werden zwei oder drei Lehrer zur Fruehmorgenaufsicht eingeteilt, fuer diese Woche war auch ich eingeteilt, so dass wir entschieden am Montag alle bereits um 7.30 Uhr an der Schule zu erscheinen um Aufsicht ueber die Reinigung der Schule zu fuehren. Fuer uns bedeutete, dass vor allem bereits um 5.45 Uhr aufzustehen, um 6.00 Uhr zu fruehstuecken, so dass wir puenktlich bei der Schule sein konnten. Jedoch hatte ich an diesem Montag meinen zweiten Arzttermin in Accra, das Check-Up fuer mein Knie, deshalb stand ich zwar mit den anderen auf und fruehstueckte mit ihnen, aber als sie zur Schule gingen, genehmigte ich mir in aller Ruhe eine Dusche und machte mich langsam fertig zu gehen. Um 8.00 Uhr verliess ich das Haus, nach 45 Minuten im Internet-Cafe, in denen ich meinen letzten Eintrag veroeffentlichte, begab ich mich dann zur Trotrostation, wo ich mein Ticket nach Accra kaufte (fuer lange Strecken, die ohne Unterbrechungen gefahren werden muss man sich vorab ein Ticket am "Schalter" holen) und setzte mich ins Trotro um zu warten. Um kurz nach halb zehn ging es dann los, und etwas mehr als zwei Stunden spaeter war ich bereits in Accra. Dort angekommen, suchte ich mir den erst besten Taxifahrer verhandelte einen annehmbaren Preis und liess mich zur Arztpraxis fahren. Allerdings war ich nun zwei Stunden vor meinem Termin da, so dass die Rezeption zwar besetzt war, aber der Arzt selbst noch nicht anwesend. Mit Wartezeit rechnend hatte ich mir ein Buch eingepackt, welches mir das Warten erheblich verkuerzte. Zu meiner Ueberraschung kam der Arzt frueher als geplant und untersuchte mich auch direkt. Er selbst sagte, er saehe keinen Grund zur Sorge und mein Knie sei fast vollstaendig verheilt, ich solle es in naher Zukunft lediglich nicht uebermaessig belasten. Da ich mir jedoch zu 100 Prozent sicher sein wollte, bat ich ihn einen Termin fuer MRT-Bilder zu vereinbaren, daraufhin verwies er mich an das Military Hospital, welches das derzeit einzige funktionierende MRT-Geraet in ganz Ghana hat. Dort konnte ich auch problemlos einen Termin vereinbaren fuer den 12.10., allerdings war der Preis von 1000 GhC (rund 500 Euro) doch sehr sehr hoch, weshalb ich den Termin nur wahrnehmen werden, wenn ich es fuer absolut notwendig halte, denn ich moechte so viel Geld nicht fuer nichts ausgeben. Natuerlich mache ich die Entscheidung von meinem Knie und nicht den finanziellen Bedingungen abhaenig. Nachdem ich unsere Mentorin ueber den Stand der Dinge informiert hatte, machte ich mich ohne weitere Umschweife per Taxi auf den Weg zum Kaneshie Markt, von wo aus Trotros zu nahezu jedem Ziel fahren. Zufrieden, dass ich den Aufenthalt in Accra so kurz und effizient hatte gestalten koenne, sass ich im Trotro und wartete auf die Abfahrt, als Enrico mich anrief und versuchte mir etwas zu sagen, aufgrund einer schlechten Verbindung verstand ich jedoch lediglich Wortfetzen, die fuer mich zuerst keinen Sinn ergaben. Erst waehrend der Fahrt wurde mir klar, dass er wahrscheinlich Tonne gesagt hatte, woraufhin mir gluehend heiss einfiel, dass ich nach dem Duschen vergessen hatte das Wasser zum Auffuellen der Tonne abzudrehen, wodurch ich das Bad unter Wasser setzte. Oder wie Enrico per SMS schrieb: "Der [Bad-]Teppich hat Tiefseetaucher gespielt haha." Gluecklicherweise waren keine weiteren Raeume des Hauses betroffen und mit dem Wischer liess sich die Ueberflutung beseitigen.

Dienstagmorgen begleiteten Bugs und Enrico mich zur Aufsichtspflicht, waehrend Cora es vorzog zu Hause zu lesen. Nach Beginn des Unterrichts, den wir mittlerweile nicht mehr mitgestalten, da wir dem Direktor vermittelt haben, dass wir uns voll auf Kids und Youth Club konzentrieren wollen und dementsprechend auch die Vormittag zur Vorbereitung brauchen, kehrten wir nach Hause zurueck um unsere erste Nachmittagseinheit mit den Kindern der "Lower Primary" also erste bis dritte Klasse zu planen. An dieser Stelle moechte ich eine Fehldarstellung des letzten Eintrags korrigieren; dort schrieb ich, dass die Lehrer sich scheinbar durch unsere Anwesenheit aus der Verantwortung genommen sehen und deshalb frei nehmen. Das kann ich so nicht stehen lassen, denn ich kann nicht mit Sicherheit wissen, ob die Lehrer sich wirklich einfach frei nehmen oder Verpflichtung nachgehen, die in Verbindung mit der Schule stehen. Somit war meine Einschaetzung zu einseitig und voreilig. Der Kids Club mit den Grundschulkindern offenbarte sich als komplizierter als gedacht, zum einen hatten wir die Zahl der teilnehmenden Kinder unterschaetzt und zum anderen hatten wir deren Englischkenntisse ueberschaetzt. Wir hatten in unseren Augen einfach zu erklaerende Spiele gewaehlt um so auf lockere Art die Kinder kennen zu lernen. Zu Beginn teilten wir die Gruppe auf Bugs und ich uebernahmen eine Haelfte und Enrico plus Cora die zweite. Doch bei dieser urspruenglichen Aufteilung blieb es nicht lange, bereits nach wenigen Minuten hatten Bugs und ich nahezu alle Maedchen, waehrend Enrico und Cora die Jungs bei sich hatten. Bugs und ich begannen mit Tauziehen, was problemlos zu erklaeren war und bei den Kindern auch fuer viel Freude sorgte. Jedoch musste ich beim Versuch eine paedagogisch wertvolle Lektion zu vermitteln, ich liess eine Gruppe von 14 Kindern gegen Bugs und mich antreten, feststellen, dass deren Englischkenntnisse zu gering waren um das Ziel meiner Demonstration zu verstehen, naemlich, dass eine Gruppe, wenn sie zusammenarbeitet, erfolgreicher ist, als Konkurrenten, selbst wenn diese groesser und staerker erscheinen. Danach versuchten wir leider erfolglos den Kindern Kettenfangen und Oktopus zu erklaerend, letztendlich griffen wir auf "Der Fuchs geht rum" zurueck, denn das kennen die Kinder auch hier, anders als in Deutschland wird dabei jedoch ein Lied gesungen, dessen Text und Bedeutung ich leider noch nicht kenne. Zeitgleich zu Bugs und meiner Zeit im Kreise unserer Schuetzlinge begann Enrico ein Fussballspiel mit seiner Jungstruppe.

Mittwochmorgen begleitete mich nur Bugs zur Aufsicht, denn Enrico musste sich dringend um Studienangelegenheiten kuemmern, weshalb wir ihm auch gar nicht erlaubt haetten irgendwas anderes zu tun. Daniel, ein sehr engagierter Schueler der "Junior Secondary School", trat an Bugs und mich heran mit einem von ihm verfassten Brief, in welchem er Wunschthemen fuer den Youth Club aeusserte, insbesondere Hygiene-Aufklaerung erschien ihm als sehr dringend. Fuer den Nachmittag bereiteten wir vor, mit den Kindern der "Upper Primary" einen Steckbrief zu gestalten. Wieder mit dem Gedanken uns und den Kindern eine Gelegenheit zu geben einander kennen zu lernen. Gleichzeitig wollten wir die Kinder dazu anregen zu reflektieren, was sie individuell auszeichnet und voneinander unterscheidet. Doch erneut hatten wir die Englischkenntnisse der Kinder ueberschaetzt, weshalb bereits das Erstellen des Steckbriefs eine langwierige Angelegenheit wurde. Erschwerend kam hinzu, dass die Kinder der "Lower Primary" sich weigerten nach Hause zu gehen und sich vor unsere Klassenzimmer setzten, weil sie wieder mit uns spielen wollten, wodurch zusaetzliche Unruhe in die bereits unkonzentrierten Reihen kam. Die gegenseitige Vorstellung nach Fertigstellung der Steckbriefe empfand ich als sehr frustrierend, denn weder herrschte zu irgendeinem Zeitpunkt genuegend Ruhe zum Praesentieren, noch sprach auch nur eines Kinder laut genug um von den anderen gehoert zu werden, was wiederum nur zu mehr Unruhe in den Reihen fuehrte. Dabei auch nur zu versuchen individuelle Unterschiede hervorzuheben waere utopisch gewesen. Abends eroeffnete uns Cora, dass sie am folgenden Tag nach Accra fahren werde um mit unserer Mentorin zu sprechen, auf meine Nachfrage, ob es auch uns drei betreffe, sagte sie ausweichend: "teilweise" ohne das weiter auszufuehren.

Donnerstagmorgen verbrachten wir also wieder zu dritt mit Aufsicht und diskutierten mit dem Headmaster den Kauf neuer Stuehle, sowie die Instandsetzung aelterer. Gleichzeitig machten wir deutlich, dass dadurch die Installierung eines Eisengitters zum Schutz des Computerraums zurueckstehen muesse, da unser finanzieller Rahmen begrenzt ist. Zwar koennten wir die noetigen Gelder beantragen, davon moechten wir jedoch derzeit keinen Gebrauch machen, da wir sonst befuerchten unsere Zusammenarbeit mit der Schule koennte zunehmend nur auf eine rein finanzielle Ebene reduziert werden. Nachmittags setzten wir uns mit Schuelern der "Junior Secondary School" zusammen um mit ihnen abzustimmen welche Themen/ Projekte ihnen denn besonders am Herzen liegen, bzw. woran sie starkes Interesse haben. Teilweise hatten wir das Gefuehl, dass lediglich die Themen unserer Vorgaenger erneut genannt wurden, aber das mag auch Zufall sein. Wir einigten uns auf einige viel versprechende Themen und hoffen, dass auch die Kinder dementsprechend mitziehen werden. Abends kehrte Cora aus Accra zurueck und nach dem Abendessen fand ein Gespraech mit uns drei Maenner statt, da sie sich in unserer Wohngemeinschaft zunehmend unwohl gefuehlt hatte und einige Punkte geklaert haben wollte. Sie stellte uns ihren Laptop mit einem vorgeschrieben Brief zum Lesen hin und bat uns zu den genannten Punkten Stellung zu nehmen. In wie weit sie mit dem Gespraech zufrieden war, kann ich nicht sagen, ich denke wir drei machten unsere Standpunkte klar, ob das fuer sie und unsere Wohngemeinschaft hilfreich sein wird bleibt abzuwarten.

Freitagsvormittags hatten wir mehr Zeit, denn wir mussten erst um 11.30 Uhr an der Schule erscheinen, da um 12 Uhr ein Offizieller vorbeikommen wollte. Danach planten wir die erste Computer-Unterrichtseinheit mit dem Lehrerkollegium durchzufuehren. Fuer den spaeten Nachmittag, fruehen Abend hatten sich dann zwei Freiwillige aus der Naehe von Kumasi angemeldet, die das Wochenende bei uns verbringen wollten. Doch das alles erfahrt Ihr dann in naher Zukunft.