Montag, 26. Oktober 2009

Vergangenen Samstag war es nun endlich so weit die lang erwartete Michael Jackson Revival Party fand statt. Den Samstagvormittag verbrachten wir mit Vorbereitungen, Sport und Rausputzen fuer die Party. Zu meiner grossen Ueberraschung und Freude stellte ich fest, dass ohne erkennbaren Grund unsere Dusche auf einmal wieder druckvoll fliessendes Wasser hatte, so dass ich das erste Mal seit Wochen die Dusche wieder so richtig geniessen konnte. Am spaeten Nachmittag machten wir uns auf den Weg; Enrico, Emmanual undich kauften in Ajumako Akpeteshie, die Cola in Mankessim, damit wir den Abend/die Nacht nicht trocken verbringen mussten und schon waren wir auf dem Weg nach Moree. An der Moree-Trotro-Station trafen wir weitere Partygaeste, die allerdings noch Getraenke einkaufen mussten, sodass wir als erste eintrafen, was aber auch notwendig war, schlieslich stellte ich die Musik, fuer welche ich mich an dieser Stelle noch einmal herzlich bei meinem Bruder bedanken moechte, der diese im Paket mitschickte. Nach und nach trafen immer mehr Partygaeste ein, aber trotzdem herrschte auf der Tanzflaeche abgesehen von Enrico, Emmanual und mir gaehnende Leere. Jedoch mit steigendem Pegel und einigen musikalischen Genrewechseln liessen sich mit der Zeit fast alle Gaeste mal auf der Tanzflaeche blicken, so dass die Party sehr lebendig wurde. Gegen fuenf Uhr morgens war es dann auch fuer mich mal an der Zeit zumindest noch fuer zwei Stunden zu schlafen, wobei es mir damit noch wesentlich besser erging als Enrico, denn der wurde bereits vor sieben Uhr zu den Klaengen der Backstreet Boys aus dem ohnehin schon kurzen und leichten Schlaf gerissen. Waehrend die meisten Partyteilnehmer nur sehr langsam aus den Betten kamen und sich gleich auf einen entspannenden Tag am Strand einstellten, traten Enrico, Emmanual und ich noch bevor alle aufgestanden waren den Heimweg nach Ajumako an.

Der Sonntag verlief nahezu ereignislos und wurde nur durch den schweren Kampf gegen die Muedigkeit zu einer echten Herausforderung. Zu hervorzuheben war lediglich, dass am spaeten Abend (ca. 19.30 Uhr ich lag aufgrund eines immensen Schlafdefizits schon im Bett) Emmanual vorbeischaute und wider erwarten, wie im letzten Eintrag bereits berichtet, Enricos MP3-Player vorbeibrachte, den er von Osei zurueckgeholt hatte. Enricos Ueberraschung und Freude wurde auch durch den Verlust der Kopfhoerer nur geringfuegig gemindert.

Montag war es dann so weit, frueh morgens ab mit dem Trotro innerhalb von ca. zwei einhalb Stunden nach Accra, beim haeufig zum Stehen kommenden Verkehr rund um Accra nicht die Geduld und Nerven verlieren, vom Kaneshie Markt das Trotro zum Circle, von dort das Trotro zum Military Hospital, nach einigen Minuten des Wartens die MRT-Bilder auf DVD, sowie einen schriftlichen Befund. Nun zurueck zum Kaneshie Markt, allerdings in einem durchgehenden Trotro direkt vom Military Hospital. Die Ajumako-Station finden, Ticket kaufen, ins Trotro setzen und warten. Die Fahrt zurueck nach Ajumako, Blick auf die Handy-Uhr noch rechtzeitig um das Nachmittagsprogramm mitzugestalten, ab ins Trotro nach Ankukrom in der Erwartung die Kollegen dort anzutreffen. Die ganze Zeit ueber vom Moment an dem ich aufgestanden war hatte ich die nagenden Gedanken im Kopf, was ist mit meinem Knie, was steht im Befund des Radiologen, muss ich operiert werden, ist vielleicht doch nur alles halb so schlimm. In Ankukrom stellte ich fest, dass meine Kollegen noch nicht erschienen waren, und war wieder mit meinen Gedanken allein. Ich hielt es irgendwann nicht mehr aus und oeffnete den Befund. Als medizinischer Laie konnte ich dem Text nur die wichtigsten Dinge entnehmen, und was ich las bereitete mir grosse Sorge. Der letzte Punkt des Befundes war eine Zusammenstellung der gewonnenen Eindruecke des Radiologen und bei Punkt 2 stand: anterior cruciate ligament tear. An-/Riss des vorderen Kreuzbands. Verschiedene Gedanken schossen mir durch den Kopf: Operation und Rehabilitation, aber wo, laesst die Versicherung mich hier in Ghana operiert werden oder muss ich nach Deutschland, sofort der Gedanke, dass ich hier nicht weg will, nicht jetzt, nicht fuer eine so lange Zeit wie es die Rehabilitation waere, ich widersetzte mich dem Gedanken immer und immer wieder, aber auf irgendeine Weise schlich er sich stets zurueck in mein Bewusstsein. Bis irgendwann die anderen kamen und Enrico den Befund fuer mich einmal positiv deutete, aber meine Zweifel blieben. Im Anschluss an die Sporteinheit mit den Schuelern der Junior High, suchte ich in Ajumako sofort das Internet-Cafe auf, um den schriftlichen Befund per Email an Deutschland zu uebermitteln.

Waehrend ich den gesamten Morgen und Vormittag mit meiner Reise nach und von Accra beschaeftigt war, schafften es die anderen wie vereinbart den Pick Up des Ghana Education Service zu bekommen, um in Mankessim 30 Kunststoffstuehle zu erwerben und diese nach Ankukrom zu transportieren, dass sie dabei zwischenzeitlich eine Stunde in Mankessim auf Fahrzeug und Fahrer warten mussten war im Hinblick auf das im Endeffekt Erreichte hinfaellig. Der Schuldirektor war sichtlich begeistert, bedankte sich viele Male und lobte unseren Einsatz, auch der Direktor des Education Bueros, so berichtete mir Enrico, pries unsere Arbeit und betonte, dass sein kleiner Beitrag (Bereitstellung des Fahrzeugs) eine Selbstverstaendlichkeit sei, unser Engagement aufgrund unseres Status als Freiwillige aber besonders hervorzuheben sei.

Dienstagvormittag hatten wir alle Haende voll zu tun um die Nachmittagseinheit im Kids Club vorzubereiten, denn fuer diese Woche hatten wir uns ueberlegt unserem uebergeordneten Ziel (Verbesserung der Englischkenntnisse) durch eine Art Stationenspiel naeher zu kommen. Wir unterteilten unsere 20 Teilnehmer in fuenf Gruppen a vier Personen, und jeder von uns vier Freiwilligen hatte zwei Stationsaufgaben, wurde eine bewaeltigt fuhr man bei der naechsten Station fort, teilweise wurden auch gleich beide Aufgaben einer Station hintereinander geloest. Nach Auswertung der geloesten Aufgaben unter Einbeziehung des Zeitfaktors ergab sich im Endeffekt das Gruppen-Tableau, welches die Jumping Frogs vor den Busy Monkeys anfuehrten. Die Arbeit mit den Kindern bereitet groesstenteils sehr viel Freude, auch wenn es sehr anstrengend ist, da staendig Unruhe herrscht, die meist von zuschauenden Kindern hineingetragen wird. Stark getruebt wurde meine ansonsten gute Laune natuerlich durch die Bedenken bzgl meines Knies, die durch eine Email aus Deutschland zusaetzlich verstaerkt wurden.
Bis am Abend, als ich mit Bugs und Enrico beim Bier in einer der zwei Bars in Ajumako sass, mich ein Anruf aus Deutschland erreichte, der mir Entwarnung gab, eine Operation sei nicht dringend notwendig, moeglicherweise ganz zu verhindern, bei erfolgreichem Muskelaufbau zur Stabilisation des Knies. Erleichtert teilte ich die guten Nachrichten mit den beiden und wir verbrachten noch einige Zeit redend und vor allem lachend in der Bar. Wieder zu Hause betrieben wir ein wenig Schabernack indem wir humorvolle Kurzmitteilungen an andere Freiwillige versendeten, wobei sich insbesondere Inken hervortat, die ebenso antwortete und somit fuer beste Laune bei uns dreien sorgte, sie konnte danach zwar nicht mehr schlafen, aber wenigstens war auch sie gut gelaunt.

Der fuer Mittwoch vereinbarte Termin beim Orthopaeden (natuerlich wieder in Accra) erschien mir zu diesem Zeitpunkt als reine Formalitaet, schlieslich war ich der Ueberzeugung die aus Deutschland erhaltenen Informationen nur noch einmal bestaetigt zu bekommen. Dem war aber nicht so, zusaetzlich zu den im MRT-Befund erwaehnten Verletzungen diagnostizierte der Arzt einen Meniskus-Schaden, der seiner Meinung nach auf jeden Fall operativ behandelt werden muss. Auf meine Nachfrage, wie lange ich die Operation hinauszoegern koennte ohne irreparable Schaeden zu riskieren, konnte er keine bestimmte Antwort geben, da dies vom bisherigen Grad der Verletzung, meinem Koerper und den kommenden Belastungen abhinge. Womit ich ein neues Tief auf meiner Gefuehlsachterbahn erreichte und alle Gedanken von Montag von neuem losbrachen. Nachdem ich meine Mentorin ueber den neusten Stand der Dinge unterrichtet hatte, schlug ich den Heimweg ein. Allerdings konnte ich dem Tag in Accra auch etwas Positives abgewinnen, zum einen konnte ich das dringend benoetigte neue Buegeleisen kaeuflich erwerben, zum anderen erstand ich eine Weltkarte fuer unser Wohnzimmer, denn eine solche hatten wir fast seit Anbeginn unserer Zeit gesucht. Waehrend ich erneut in Accra weilte, fuehrten Enrico und Bugs eine weitere Unterrichtseinheit am PC mit einem Teil des Kollegiums durch. Erneut sah sich Enrico mit Avancen einer Grundschullehrerin konfrontiert, die ihn mittlerweile sogar "Sweetheart" nennt, auch wenn er keinerlei Anlass dazu gibt.

Donnerstagvormittag verbrachten wir damit uns dem nicht unwesentlichen buerokratischem Aspekt unserer Arbeit zu widmen und trieben somit das Langzeitprojekt der Computerraumerweiterung ein wenig voran. Ausserdem besorgten wir Materialien fuer den Youth Club, welchen wir anschliessend vorbereiteten. Die Durchfuehrung der zweiten Hygiene-Einheit bestand darin, dass die Gruppen der letzten Woche die erarbeiteten Poster den jeweils anderen Gruppen vorstellen mussten. Den Abschluss bildeten wiederum Enrico und ich, indem wir das von uns Freiwilligen erarbeitete zusammenfassende Plakat praesentierten. Verstaendlicherweise beschaeftigte mich mein Knie weiterhin und so wirkte die Email eines befreundeten Arztes aus Deutschland mit seiner Einschaetzung, sowie weiterfuehrenden Fragen, beruhigend.

Insbesondere da am Freitag mich eine zweite Email erreichte, die ganz deutlich feststellte, dass ich mit der Operation bis zu meiner Rueckkehr warten kann und mein Jahr nicht unterbrechen muss. Wichtig ist nun vor allem die stark geschwaechte Muskulatur zu staerken um so das Knie zu stabilisieren und zu schuetzen.

Den Freitagmorgen arbeiteten wir weiter an verschiedenen Abrechnungen und Antraegen.
Am Nachmittag versuchten wir uns wieder als Lehrkraefte fuer Computergrundkenntnisse, was allerdings durch schwankende Stromstaerke, welche uns noch einmal die Notwendigkeit eines Stabilisators vor Augen fuehrte, nur maessig erfolgreich war. Ausserdem ueberreichte der Direktor uns einen Kostenvoranschlag des Schreiners fuer Tische, die im Kindergarten benoetigt werden. Da der Preis uns ein wenig hoch erschien, eroerterten wir mit dem Direktor die Details des Vorschlags und beschlossen daraufhin im Endeffekt als vorerst letzte Investition die Kosten fuer den Schreiner und den Stabilisator zu uebernehmen. Unserer endgueltigen Entscheidung, die wir dem Direktor aus unten genannten Gruenden noch nicht mitteilten, ging eine recht ausfuehrliche Diskussion voraus, da wir die Implikationen einer solch grossen Ausgabe abschaetzen mussten; zwar haben wir durchaus ausreichend Projektgeld zur Verfuegung bzw. koennen dieses beantragen, allerdings wollen wir uns nicht in die Geldgeberrolle draengen lassen. Gleichzeitig durften wir nicht ausser Acht lassen, dass wir mit dem Direktor bereits vor Wochen vereinbart hatten statt der Computerraumsicherung die Kosten fuer Schreiner und Kunststoffstuehle zu tragen.
Nach Arbeitsschluss entschlossen wir uns zu dritt zu joggen, so trabten wir teils nur von "Obroni"-Rufen, teils auch von Kindern begleitet um das Fussballfeld. Der zwangslaeufig folgende Muskelkater empfand ich als eine Erloesung, denn die Wochen ohne jegliche Form des sportlichen Laufens wurden durch die aerztliche Anweisung beendet und fuer diese Freude nahm ich den Muskelkater allzu billigend in Kauf.

Den gesamten Freitag, so wie teilweise auch schon am Donnerstag, herrschte im Hause unserer Gastfamilie geschaeftiges Treiben, denn fuer Samstag war die Verlobungsfeier unserer aeltesten Gastschwester Gloria geplant. Doch davon erst im naechsten Eintrag, sonst wird es wieder viel zu lang ;)

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