Den letzten Eintrag veroeffentlichte ich aus Cape Coast, wo wir den Ostersamstag damit verbrachten Einkaeufe fuer unsere Wohnung und geplante Aktivitaeten mit unseren verschiedenen Klubs zu machen. Nach Erledigung der Einkaeufe verweilten wir noch geraume Zeit im Internetcafe, wo mir trotz einer sehr schnellen Verbindung doch nicht mehr gelang als gewoehnlich auch und aufgrund einer alten Browserversion es mir nicht einmal moeglich war die schnelle Verbindung zum Hochladen von Fotos zu nutzen.
Am Abend kam unsere neue Mitbewohnerin Mira mit ihren Gaesten von ihrer einwoechigen Reise zurueck und der Tag fand seinen Abschluss bei einem Bierchen im Jimmycom Spot. Der Abend gab mir Anlass mir einmal mehr Gedanken ueber die ghanaische Gesellschaft zu machen. Dieses Mal insbesondere der Aspekt der Homophobie, Ghana so wurde es mir erklaert sei ein zutiefst homophobes Land, was mir angesichts des Beobachtetens am Samstag doch reevaluationsbeduerftig erschien. Denn die jungen ghanaischen Maenner in der Bar tanzten ausschliesslich untereinander (was auch mit dem offensichtlichen Mangel an Frauen zusammenhaengen koennte, aber dessen haetten die Herren mit Sicherheit ohne grosse Probleme Ablass schaffen koennen) und zwar aeusserst lasziv. Der Mangel an Frauen erklaerte fuer mich auch nicht, warum die Maenner miteinander in gleicher Manier tanzten wie sie es mit Frauen getan haetten. Haette ich das mir dargebotene in einer deutschen Bar gesehen, so waere ich der Ueberzeugung gewesen in einer Schwulenbar zu sein. Allein der Gedanke einer Schwulenbar in Ghana ist jedoch abwegig, geradezu absurd; und eben darin liegt fuer mich die Erklaerung fuer das Verhalten der jungen Maenner, die so ungezwungen und koerperbetont miteinander tanzen. Keiner der jungen Maenner kaeme auf die Idee der andere sei homosexuell (wahrscheinlich kennt man sogar die Partnerin des anderen), die unbedingte Heterosexualitaet bildet vielmehr das Fundament ihrer taenzerischen Freiheit. Allen Tanzens zum Trotz fanden einige noch Gelegenheit vor allem Enrico aufgrund seines unguenstigen Sitzplatzes am Kopfende unseres Tisches unvermittelt und recht unverfroren nach Getraenken zu fragen. Ein wenig entnervt machten wir uns nach nicht allzu langer Zeit wieder auf den Heimweg um dort wohlverdienten Schlaf zu finden.
Am Ostersonntag folgten Bugs, Enrico und ich einer Einladung unseres Schuldirektors der Ankukrom-Schule in sein Heimatdorf, waehrend Mira ihre Gaeste ein letztes Mal an den Strand fuehrte. Vor dem Mittagessen sprach Bugs noch einmal die erhaltenen Geschenkpakete der Kinder an und der Direktor vermochte es mir persoenlich ein wenig Freude zu bereiten, als er sagte er sorge dafuer, dass die Kinder Dankesbriefe schrieben und er selbst auch dabei sei einen solchen zu verfassen. Die Fuehrung durch das Dorf im Anschluss an das Mittagessen gestaltete sich wie der gesamte Besuch sehr kurzweilig, denn nebst des durch neue Brunnen verdraengten ehemaligen Platz zum Wasserholen, gewannen wir einen Einblick in die Spielgewohnheiten der Zwerge. Von der Existenz dieser kleinen magischen Wesen scheinen bisher alle von mir befragten Ghanaer ueberzeugt zu sein. Die Zwerge geniessen aber einen eher zweifelhaften Ruf, denn mir wurde gesagt ich solle mich vor ihnen in Acht nehmen, schliesslich wolle ich nicht von einer Sekunde auf die andere an einen fremden, mir gaenzlich unbekannten Ort gezaubert werden. Gluecklicherweise ziehe ich es vor nachts zu schlafen und nicht durch den Regenwald zu wandern, sonst waere ich bestimmt schon Zwergen begegnet. Wie dem auch sei, nahe der Grundschule, die unser Direktor in seiner Kindheit besucht hatte, steht naechst eines von eben jenem gepflanzten Mangobaums, ein weiterer alter Baum zu dessen Fuessen eine handvoll grosser, massiver Steine liegen. Auf welchen deutliche Vertiefungen zu sehen sind, so ebenmaessig und formvollendet, wie von Zauberhand (oder doch eher Zwergenhand?) geschaffen. So zumindest die Erklaerung unseres Gastgebers, der uns versicherte die Zwerge spielten dort in der Nacht ein in Ghana beliebtes Spiel mit Murmeln. Das Schmunzeln des Direktors liess mich nicht erschliessen, ob er selbst nicht an die Zwerge glaube oder ueber unsere Unglaeubigkeit ein wenig laecheln musste. Waren wir zu Beginn der Dorffuehrung nur in Begleitung unseres aufmerksamen Gastgebers, so aenderte sich das bald und es gesellten sich alte Schulfreunde des Direktors, so wie der Sohn des lokalen Chiefs hinzu, so dass wir schnell drei zusaetzliche Begleiter gefunden hatten. Dabei mag vor allem die Aussicht auf Akpeteshie sich positiv auf die Maenner ausgewirkt haben. Im Hinblick darauf, dass wir Mira noch keinen Haustuerschluessel anvertraut hatten, verliessen wir am spaeten Nachmittag unseren mittlerweile durch alte Schulgeschichten aufs Beste unterhaltenen Gastgeber und kehrten nach Ajumako zurueck.
Der Ostermontag stellte die Wende dar. Das fliessende Wasser kehrte zurueck und beendete unsere ganz persoenliche Trockenzeit, und das mit ueberzeugendem Timing, denn ich hatte nur noch zwei frische Boxershorts. Gerade noch einmal gut gegangen. Ansonsten verbrachten wir einen geruhsamen Montag zu dritt, denn Mira hatte sich frueh morgens mit ihren beiden Gaesten (von denen zumindest eine versprach kuenftig den Blog zu lesen, aber als Studentin hat man ja bestimmt genug Zeit :D) nach Accra begeben um sie zum Flughafen zu bringen.
Am Dienstag stellten wir unsere Kids Club Teilnehmer in Ankukrom vor die Aufgabe sich ihren Schulalltag einmal genau vorzustellen und uns nennenswerte Momente aufzulisten. Auf unsere Anweisung hin nahmen die Kinder dann entsprechende Positionen ein und stellten die zuvor genannten Momente nach. Die davon gemachten Aufnahmen werden wir dann auf Poster aufkleben, mit entsprechenden Schriftzuegen versehen und im Klassenzimmer anbringen. Lediglich, dass meine Kamera vom Tisch fiel und kaputt ging, truebte meine Laune ein wenig. Meine am Abend zuvor begonnene Erkaeltung wollte sich wider Erwarten nicht bessern, sondern wurde im Gegenteil im Laufe des Tages immer schlimmer, so dass ich mich nach dem Abendessen mit Kopfschmerzen und Fieber direkt ins Bett begab und dort fuer mehr als 12 Stunden blieb.
Am Mittwochnachmittag verbrachte ich ausgeschlafen und verhaeltnismaessig fit mit meinen Kollegen einen sehr lustigen Kids Club in Abowinum, wo wir mit unseren Kindern Bingo spielten. Paedagogisch wertvoll hatten wir das Bingo-Spiel modifiziert, so dass es nicht um Zahlen, sondern englische Begriffe und Objekte ging. Mal mussten die Kinder es nur akkustisch verstehen, mal mussten sie es von der Tafel lesen, mal durch einen umschreibenden Satz erkennen welcher Begriff gesucht war und mal aus einer mehr oder weniger kohaerenten Geschichte die Begriffe herausfiltern. Bei allem Spass den wir dabei hatten, sollte der Donnerstag das allerdings noch um einiges ueberbieten.
Donnerstags hatten wir uns eine Besonderheit fuer unseren Youth Club ausgedacht und zwar eine kleine Olympiade mit noch nie gesehenen Disziplinen. Eroeffnet wurden die Spiele durch Staffellaeufe (Huckepack und Schubkarre stachen die dritte Laufdisziplin des eingeklemmten Balls zwischen zwei Ruecken deutlich aus). Den Staffellaeufen folgte bei den Maennern das Lattenschiessen, waehrend die Frauen es mit Lattenwerfen versuchen durften. Im Anschluss daran ging es ans Gruppenseilspringen, wo einige Teilnehmer der Turnierleitung gegenueber Beschwerde aufgrund heisser Fuesse einlegten, da jedoch keine Wettbewerbsverzerrung vorlag wurde dieser nicht stattgegeben. Die vierte Aufgabe erforderte ein ruhiges Haendchen, scharfe Augen, gute Nerven und ein wenig Wurfkraft: Dosenwerfen (in Ermangelung von Dosen hatten wir kleine 0,5 l Kunststoffflaschen zur Hand genommen). Dabei lieferte Omane uns allen unfreiwillig das Highlight des Tages, indem er beim Versuch mit dem Baseball eine der neun Flaschen zu treffen mit einiger Wucht den Ball an eine Kante warf, von welcher der Ball direkt zurueck an seine Stirn prallte. Unverletzt nur sichtlich verdutzt, konnte er unser aller (Organisatoren wie Athleten) Gelaechter ohne Zweifel nachvollziehen und musste selbst ein wenig grinsen. Die naechste Herausforderung war das Elfmeterschiessen, was wiederum nach Geschlechtern getrennt ablief. Die fuenfte Disziplin war das Bowling, was Gelegenheit gab sich ein wenig zu sammeln und fuer die letzten zwei Schwierigkeiten zu kraeftigen. Die vorletzte Disziplin forderte die Athleten auf besondere Weise, denn es galt aus dem Handstand heraus per Strohhalm so schnell wie moeglich eine vorgegebene Menge Wasser aus einem Becher zu trinken. Allen Beteuerung zum Trotz sie seien dazu nicht im Stande, wagten sich im Endeffekt alle Sportler an die Aufgabe. Die abschliessende Aufgabe legte sich wie folgt dar: Der Athlet sollte sich 20 mal schnell um einen kleinen Stock drehen und danach auf vorgelegter Linie so weit wie moeglich gerade aus laufen. Nachdem bereits die erste Athletin nach zehn Umdrehungen dem Vertigo nachzugeben hatte, entschloss sich die Turnierleitung auch auf vehementes Draengen der restlichen Athleten hin die Umdrehungszahl auf 15 zu begrenzen. Unabhaengig davon drehten sich die Sportler ein wenig langsam, was ihnen aber auch nicht weiterhalf, mehr als vier Meter ging keiner gerade aus. Ein wenig unglaeubig angesichts solch schwacher Ergebnisse, spuerte ich ein grosses Verlangen es selbst auszuprobieren und drehte mich so schnell wie keiner unser Teilnehmer 15 mal um den Stock und versuchte danach gerade aus zu laufen, ich schaffte keine zwei Schritte und nur helfende Haende verhinderten einen Sturz. Aber Spass hat's trotzdem nicht nur mir gemacht. War nach Beendigung des Drehens bei den Frauen das Klassement eindeutig und die drei ersten Plaetze klar verteilt, mussten zwei Maenner ein entscheidendes Spiel um den Sieg antreten. Es kam also zum finalen "Starrkampf" die beiden Athleten sassen sich gegenueber und wer zuerst anfing zu lachen, laecheln oder den Blick abzuwenden hatte verloren. Den kroenenden Abschluss eines spassgeladenen Nachmittags bildete die Siegerehrung mit unseren gebastelten Medaillen fuer unsere Sieger.
Der Freitag stand dann im Zeichen einer echten Sportart, naemlich Fussball. Fuer die Uebergabe der von Bugs' altem Verein gespendeten Trikots (vor ca. drei Wochen) waren zwei weitere Schulen eingeladen worden, eine der beiden war fuer diesen Freitag als Gastgeber eines weiteren Turniers auserwaehlt worden. Vorgesehen war es, dass die Schueler sich nach den Examen gemeinsam mit den Lehrern zur anderen Schule begeben sollten. Durch unseren Direktor jedoch erfuhren wir, dass die gastgebende Schule die Examensfragen verspaetet erhalten hatten, weshalb das Turnier auf ein anderes Datum verschoben werden musste. Da den Schuelern aber Fussball versprochen worden war und Unterricht nicht eingeplant war, wurde kurzer Hand ein Spiel zwischen Primary und Junior High organisiert. Wirkte das vielleicht auf den ersten Blick ungerecht, so relativierte sich das schnell, denn zwei Lehrer so wie Bugs und Enrico spielten in den Reihen der Grundschueler und leisteten beide mit je einem Treffer ihren Beitrag zum verdienten Sieg der Grundschueler.
Auch ich haette meine Schuhe fuer die Primary schnueren sollen, aber meine Erkaeltung liess das noch nicht zu, so dass ich an der Seitenlinie die Gelegenheit nutzte um mich beim Direktor noch einmal nach den Zwergen zu erkundigen. Auf meine Nachfrage, ob er persoenlich an die Existenz von Zwergen glaube, erwiderte er zaghaft verneinend, denn er habe selbst noch keine Zwerge gesehen, deshalb glaube er nicht daran, aber er haette schon Zwergenschreie in der Nacht gehoert. Seine Aussagen interpretierte ich so, dass er angesichts fehlender empirischer Beweise die Existenz der Zwerge anzweifelt, sie hinsichtlich der potentiellen akustischen Indizien und des weitlaeufigen Glaubens aber nicht ausschliesst.
Mir selbst stellte ich nur noch die Frage, wie sehen diese Zwerge aus, eher wie deutsche Gartenzwerge, oder eher wie Gimli aus der "Der Herr der Ringe" oder eher wie Tolkiens' Hobbits, oder eher wie normale kleinwuechsige wie der in "Bruegge sehen und sterben", vor wem muss ich mich in Acht nehmen, sollte ich nachts im Regenwald unterwegs sein.... Fragen ueber Fragen fuer mein Wochenende, das vor allem eine Loesung praesentierte naemlich, dass die Toten Hosen recht hatten "Kein Alkohol ist auch keine Loesung".
Montag, 12. April 2010
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bitte geh auf zwergenpirsch und bring mir einen als andenken mit!
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