Am Montag (12.04.) sahen wir uns vormittags mit der Frage konfrontiert, was sollten wir am Nachmittag mit den Kindern anstellen. Normalerweise waere das eine Angelegenheit von wenigen Minuten gewesen, zwei nach Abowinum und zwei nach Ankukrom um Sport mit den Kindern zu machen, aber die Woche zuvor hatte die Direktorin der Schule in Abowinum gesagt aufgrund der Examen sei es nicht noetig, dass wir kaemen. Also konnten wir zu viert nach Ankukrom gehen, blieb nur zu klaeren was wir tun wuerden. Inspiriert von unvergesslichen Grundkurs-Sportstunden schlug ich vor einen Parcour zu bauen, den eine Mannschaft durchlaufen muss, waehrend die andere versucht diese abzuwerfen. Die verschiedenen Parcourbestandteile waren schnell erdacht und eine grobe Skizze des Parcours gezeichnet, so dass einem spannungsreichem Nachmittag nichts mehr im Weg stand. Die Kinder hatten einen riesen Spass beim Spielen, auch weil die Wurfdistanz eher selten eingehalten wurde und eher haeufig auch aus kurzer Entfernung mit grosser Kraft Ball auf Koerper traf, den Enthusiasmus und die gezeigte Energie allein auf meine inspirierende Rede vom "Survival Of The Fittest" zurueckzufuehren, waer doch zu viel des Gutens. Nach jeweils einem Lauf fuer beide Mannschaften, beschlossen wir, dass wir froh sein konnten, dass noch niemand verletzt war und es klueger sei, das Glueck nicht herauszufordern. Also wurden die Kunststoffstuehle, die elementare Teile des Parcours darstellten, zusammengepackt und statt einer weiteren Runde "Survival Of The Fittest" spielten wir nun Voelkerball. Auch ein Spiel das mir die Oberstufenzeit zu versuessen wusste.
Der Dienstag stand ganz im Zeichen der Sterne. Ausgestattet mit 20 Yard dunkelblauem Stoff und genuegend gelbem Bastelpapier durften unsere Kids Club Teilnehmern in Ankukrom so viele Sterne und Sternschnuppen zeichnen und ausschneiden wie sie nur wollten. Wir befestigten dann per Tacker und Faden die Sterne am Stoff und fertigten so mit den Kindern unser eigenes Himmelszelt. Dieses brachten wir mit viel Aufwand im Recreational Room an, wofuer wir das erste Mal ueberhaupt in diesem Jahr Dank und Applaus von unseren Kindern erhielten. So schoen die Anerkennung unserer Bemuehung auch war, blieb doch unsicher, wie lange der Sternenhimmel dort unbeschadet haengen wuerde.
Da wir uns selbstverstaendlich der Emanzipation und Gleichberechtigung gaenzlich verschrieben haben, fanden wir uns am Mittwoch fruehzeitig an der Schule in Ankukrom ein, so dass Mira beim Frauenfussballspiel teilnehmen waehrend wir am schattigen Spielfeldrand sassen. Das Spiel war ins Leben gerufen worden, weil es der Direktor (und die restliche Lehrerschaft?) fuer ungerecht hielt, dass die Jungs am Freitag zuvor gespielt hattten, ohne dass die Maedchen zum Zug gekommen waren. Zudem habe ich die Vermutung, dass der Direktor Mira auf diese Weise noch einmal willkommen heissen wollte. Da das Spiel, wie sollte es anders sein, spaeter als geplant begann (die Spielerinnen mussten das Gras erst auf eine bespielbare Laenge kuerzen), nutzten wir die Gelegenheit um erst unseren Sternenhimmel, der mir tags zuvor nicht annaehernd so gut gefallen hatte, in Augenschein zu nehmen und danach auch den Headmaster darauf hinzuweisen.
Das Spiel gewannen die Maedchen der Junior High School mit 1:0, auch Mira mochte die Niederlage der Grundschulmaedchen nicht zu verhindern. Stehe ich (ein wenig chauvinistisch wie ich bin) Frauenfussball insgesamt skeptisch gegenueber, so liess ich mir das im Gegensatz zu den zuschauenden Schuelern, die vor allem zu Beginn des Spiels jedes "Ueber-den-Ball-Treten" mit johlendem Gelaechter bedachten, nicht im geringsten anmerken und machte gute Miene zum schlechten Spiel.
Nach dem Spiel kam noch einmal der Sternenhimmel zur Sprache, aber nicht so wie wir es uns erhofften. Denn anstatt lobender oder dankender Worte, riet er uns den muehevoll aufgehaengten Sternenhimmel direkt wieder abzuhaengen um zu verhindern, dass er heruntergerissen wird. Zusaetzlich schaltete sich Jethrow (Lehrer) ins Gespraech ein, der sich unsere Arbeit nicht einmal angesehen hatte und lachend ueber die Dorfleute folgendes sagte: "Oh they will tear it down and sit on it. They're like animals." Ich meine "sit on it" und nicht "shit on it" verstanden zu haben (aber ich koennte mir das auch einreden). Allen Ratschlaegen zum Trotz beliessen wir die Sterne und die Tuecher wie sie waren und versuchten Optimismus hinsichtlich der Lebensdauer unseres Himmels zu verbreiten. Einmal mehr war es sehr ernuechternd zu sehen welche Einstellung die Lehrer sowohl ihren Schuelern als auch dem Dorf gegenueber haben. Ich musste unweigerlich an das Prinzip der "Selffulfilling Prophecy" denken, die Erwartungen die man Menschen entgegenbringt spiegeln sich in deren Verhalten und Leistungen wider.
Donnerstagvormittag fanden wir uns noch einmal fuer eine ganze Weile in der Schule ein um die Schueler in die Ferien zu verabschieden und den Prueflingen (JHS Klasse 3 Distriktpruefungen finden in den Ferien statt) viel Erfolg zu wuenschen. Und dann begannen auch fuer uns die Urlaubstage, zumindestens bis zum 1. Mai, dann werden wir die Arbeit wieder aufnehmen.
Den ersten freien Tag nutzten wir um Inken aus Elmina fuer ein gemuetliches Nachmittagspicknick auf unsere Piratenschatzinsel der Glueckseligkeit einzuladen. Den Abend verbrachten wir mit einer hochprozentigen Akpeteshie-Cola-Mischung, die gluecklicherweise keinen Kopfschmerzen oder sonstige Nebenwirkungen hervorruft.
Die folgenden Tage waren ein Idealbild der Gelassenheit und Ruhe, lesen, Sport und ein wenig Satellitenfernsehen. Wodurch wir auch auf Islands neuste Globalattacke aufmerksam wurden (als waere der Bankenzusammenbrueche und beinahe Staatsbankrott nicht schon genug, jetzt muss auch noch die Natur Island in Verruf bringen), was auch direkte Auswirkungen auf uns hier in Ajumako hatte. Wie Millionen andere Fluggaeste konnte naemlich Enricos Familie nicht wie geplant ihren Flieger besteigen und ihren Besuch in Ghana antreten.
Erst der Dienstag (20.04.) brachte Bewegung in unsere entspannten Urlaubstage, Mira brach nach Accra auf um von dort mit einem anderen Freiwilligen eine kleine Ghanareise zu starten. Zuvor jedoch hatte eine Mitarbeiterin unserer Entsendeorganisation uns eine Visite abgestattet um eine Neugliederung unserer Arbeitssituation in die Wege zu leiten. Da unsere lokale Partnerorganisation kein Interesse an unserer Arbeit oder sonstiger Kooperation zeigte und weder telefonisch noch persoenlich zu erreichen war, wird diese Verbindung aller Wahrscheinlichkeit terminiert werden und eine direkte Anbindung an unsere Schulen geschaffen werden. Wir vier begruessten das sehr und hoffen, dass es sich positiv auf unsere Arbeit auswirken wird.
Wirklich nervenaufreibend wurde es am Mittwoch, aber davon ein ander Mal.
Freitag, 23. April 2010
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