Samstag, 5. September 2009

Wichtiger Hinweis: Alle hier geschilderten Erlebnisse und Erfahrungen sind als exklusive Ereignisse zu betrachten, es handelt sich hierbei um meine persönlichen und nicht verallgemeinerbaren Erfahrungen, die keinen Anspruch auf allgemeine Gültigkeit haben.

Zu Beginn meines Eintrages werde ich von nun an immer ein oder zwei Gegebenheiten oder Ereignisse schildern, die ich kulturell auffaellig, interessant oder sonst in irgendeiner Weise bemerkenswert finde. Bevor ich jedoch dazu komme, moechte ich anmerken, dass neben Euch in Deutschland (oder wo ihr Euch auch in der Welt herumtreibt ;-)), anscheinend auch das ghanaische Verkehrsministerium meinen Blog zu verfolgt; denn seitdem ich den Post bezueglich der im laendlichen Raum fehlenden Fahrbahnmarkierungen veroeffentlicht habe, werden nahezu alle Strassenabschnitte zwischen Ajumako und Mankessim mit Fahrbahnmittel- und Randstreifen versehen.

Als einen klaren kulturellen Unterschied empfinde ich die Rolle der Polizei, die, so weit wir es bisher durch Nachfragen erfahren haben, unter der ghanaischen Bevoelkerung einen sehr schlechten Ruf hat. Ueber etwaige Kompetenzen in Sachen Verbrechensaufklaerung kann ich keine fundierte Meinung abgeben und lediglich wiedergeben was mir Ghanaer erzaehlt haben, und zwar, dass die Polizei keine Verbrechen aufklaert. Was ich aber persoenlich schon beobachten konnte ist die Korruption der Polizei: Taxis und Trotros werden unter dem Vorwand der Fahrzeugpapierkontrolle angehalten einzig und allein um einen geringen Geldbetrag zu kassieren, der im Vorhinein vom Fahrer zwischen die Papiere gesteckt wird. Beobachtet habe ich dieses Vorgehen mit Enrico zusammen auf einer Taxifahrt von Ankukrom nach Mankessim, als unser Taxifahrer seine Papiere zur Hand nahm einen Cedi (entspricht ca. 50 ct) dazwischen steckte und bereitlegte, weil er wusste, dass die Polizei an ihrem ueblichen Platz warten wuerden, was auch der Fall war und nach der kurzen Kontrolle inklusive "Transaktion" ging unsere Fahrt weiter. Ueber die Hintergruende und Zusammenhaenge kann ich leider nichts sagen, da ich nicht weiss, ob die Polizei ausreichend Lohn erhaelt und schlicht die ihr verliehene Macht missbraucht, oder ob die Polizeibeamten selbst auf diese Gelder angewiesen sind. Auch ueber die Einstellung der Taxi- und Trotrofahrer kann ich an dieser Stelle nur spekulieren, denn es kann durchaus sein, dass auch sie vom gegenwaertigen System profitieren, bspw. wenn die Kosten zur Erneuerung abgelaufener Papiere zu hoch sind, und man durch das Bezahlen dieser kleinen Bestechungsgelder seiner taeglichen Arbeit nachgehen kann und so die fortlaufende Versorgung der eigenen Familie gewaehrleistet ist. Die allgemeine Bevoelkerung nimmt das Verhalten der Polizei in Ermangelung einer Alternative hin, jedoch bedeutet das keine generelle Akzeptanz dieser Praxis. Neben den Trotros stellen die Taxis unser zweites Transportmittel dar. Die Preise ergeben sich, wenn man ein Share-Taxi nimmt, in der Regel nach folgendem Muster: Trotropreis + 10 Pesewas. Ein Share-Taxi bedeutet, dass man noch offene Plaetze jederzeit waehrend der Fahrt durch weitere Mitfahrer auffuellen kann. Ausser Share- gibt es auch noch Drop-Taxis, diese kosten noch einmal mehr, wobei man den Preis bei Drop-Taxis immer verhandeln kann; mit einem Drop-Taxi faehrt man ohne weitere Unterbrechung genau an das gewuenschte Ziel. Der Zustand von Taxis und Trotros variiert stark: Es gibt Taxis, die durchaus auf europaischen Strassen durchgehen wuerden (auch wenn die Anzahl derer sehr begrenzt ist), die grosse Mehrzahl an Taxis aber ist verbeult und die Anzeigen funktionieren nicht mehr oder nur sehr eingeschraenkt, was an sich nicht weiter tragisch ist, denn Geschwindigkeitsbegrenzungen gibt es oftmals nicht und selbst wenn vorhanden werden sie nicht beachtet. Da haeufig auch die Tankanzeige ausgefallen ist, kann es passieren, dass ein Taxi ploetzlich stehen bleibt, weil der Tank leer ist, dann bleibt dem Fahrer nichts anderes uebrig als selbst das naechste Trotro oder Share-Taxi zur naechsten Tankstelle zu nehmen, um seinen Kanister zu fuellen. Meiner Auffassung nach sind Trotros allgemein in einem schlechteren Zustand als Taxis, aus dem einfachen Grund, dass man eine hoehere Belastung hat. Die hohe Frequenz des Aus- und Zusteigen von Fahrgaesten ( es gibt feste Sammelstationen in groesseren Staedten, aber trotzdem kann man jederzeit aus- und zusteigen) beansprucht das Material staerker als es bei Taxis der Fall ist. Zusaetzlich werden Trotros auch zum Transport der Einkaeufe benutzt, dh die Ladung kann von Einkaufstueten ueber Tiere (wie Ziegen oder Huehner) bis zu Moebelstuecken alles sein und das wird im bzw. ggf. auch auf dem Trotro untergebracht.

Nun also zur Tageszusammenfassung: Freitagnachmittag, nachdem wir vormittags unsere Fantikenntnisse intensiviert hatten, unterstuetzen Ibrahim und Osei unsere Streicheraktivitaeten, so dass wir den Grundanstrich der Waende beenden konnten und nur noch die Zahlen, das Alphabet und die Symbole fehlen.
Abends begann das jaehrliche Stadtfestival in Ajumako, bedeutungsweise vergleichbar mit Kerwe/ Kirmes etc (also ein spirituell, religioeser Grundgedanke, der mittlerweile fast schon vergessen ist), allerdings natuerlich ohne die Autoscooters usw. Enrico und ich entschieden uns fuer die kulturelle Erfahrung und gingen mit Osei zusammen hin, jedoch um festzustellen, dass es recht klein war und sich fast ausschlieslich auf eine Bar und den Strassenabschnitt davor beschraenkte; die Bar wiederum fasste ein Vielfaches der eigentlichen Kapazitaet. In Retrospektive war es zu erwarten, dass das Festival nicht so gross war, schlieslich ist Ajumako selbst ja sehr klein. Da wir keine Lust hatten zu tanzen, entschieden wir uns, nachdem wir das Geschehen ausreichend beobachtet hatten, nach Hause zu gehen und noch ein wenig zu schlafen, bevor Osei und Ibrahim uns um halb vier abholten um am "Jogging" teilzunehmen. Das "Jogging" ist fester Bestandteil des Festivals, dabei marschiert man mitten in der Nacht (halb vier stellte sich als ein wenig spaet heraus) als grosse Menge singend und tanzend mit Musik (Trommeln, Glocken, Blasinstrumente) zu einer der umliegenden Staedte, feiert dort bis zum Sonnenaufgang und kehrt dann geschlossen, immer noch tanzend, singend, musizierend zurueck nach Ajumako. Da wir (Enrico und ich) nicht wussten, dass wir ganze zwei Stunden so "marschieren" wuerden waren wir dementsprechen erschoepft als wir endlich im "Zielort" ankamen und da kam es uns ganz recht, dass ich der Anweisung meines Doktors, mein Knie zu schonen, Folge leisten wollte, so dass wir uns ein Taxi nahmen um nach Ajumako zurueckzukehren. Um kurz nach sechs fielen wir dann muede in unsere Betten und schliefen noch einmal zwei Stunden bis zum Fruehstueck. Selbst die lautstarken Christen, die ihr parallel laufendes Festival auch nachts nicht unterbrachen, konnten uns nicht stoeren.

Samstag war Franks Geburtstag, um den interkulturellen Austausch voranzutreiben nahmen wir ihn und seinen Bruder als Ueberraschungsgeburtstagsgeschenk mit in ein von deutscher Hand gefuehrtes Hotel mit angegliedertem Restaurant mit deutscher Kueche. Zwar waren die Wiener Schnitzel enttaeuschend klein, aber um Frank einen Eindruck deutschen Essens zu geben immer noch ausreichend. Seinen Beteuerungen zum trotz bezweifle ich doch sehr, dass ihm die deutsche Kueche uebermaessig zusagt. Zurueck von Franks Geburtstagsessen stoppten Enrico und ich beim Haus unseres Coaches, wo wir von seiner Frau Suzanna ihren Schwestern, die fuer das Festival in Ajumako waren, vorgestellt wurden. Suzanna versuchte vergeblich uns zu ueberzeugen, dass sie uns erstens boese sei, dass wir ohne sie sowohl "joggen" als auch Essen waren, und zweitens, dass sie uns vergeben habe, aber es nicht vergessen werde. Weder das eine noch das andere konnten wir wirklich ernst nehmen, da sie eine sehr herzliche Person ist, wenn auch manchmal ein wenig einnehmend wie Bugs findet.
Nach diesem kurzen Intermezzo, konnten wir auf dem Rueckweg noch einen der Festivalumzuege beobachten, allerdings waere eine erklaerende Person hilfreich gewesen, da wir bestimmte Handlungsweisen nicht nachvollziehen konnten, bspw. warum eine Frau eine andere mit einer kaputten, altertuemlichen Handfeuerwaffe vor sich hertrieb. Doch allein die Andersartigkeit zu sehen, zu erleben, zu erfahren und daran zu denken, wie sich wohl ein Ghanaer bei der Dossenheimer Kerwe fuehlen wuerde, kompensiert das bisher fehlende Detailwissen.

Sonntag war ein sehr entspannter Tag, Cora war in Cape Coast um das Ticket fuer ihren Trip nach Tamale zu kaufen, so dass wir Maenner das Haus fuer uns hatten. Folglich taten wir was jeder Mann an unsere Stelle getan haette: Wir wuschen und buegelten unsere Waesche, putzten das Haus und freuten uns, dass die Adventisten des Siebten Tages (so hiessen die Christen, die sowohl unsere Veranda als auch unsere Naechte in Beschlag genommen hatten) endlich am Abbauen waren, so dass wir mit mehr und vor allem ruhigerem Schlaf rechnen konnten. Die Familie, die die gesamte Zeit des Festival statt wie angekuendigt nur eine Nacht auf unsere Veranda verbrachten, kam mehrmals noch bei uns vorbei um sich zu bedanken, durch diesen weiteren Kontakt nahm auch mein unbehagliches Gefuehl immer weiter ab, bis es praktisch nicht mehr vorhanden war. Zum Mittagessen waren bei Frank eingeladen, der sich fuer seinen schoenen Geburtstag revanchieren wollte und da er es sich ausserdem zur Aufgabe gemacht hat, uns innerhalb des Jahres jedes ghanaische Gericht, das es gibt, mindestens einmal vorzusetzen. Dieses Mal gab es kein Fufu, sondern Riceballs mit Erdnusssupe, eines meiner bisherigen Lieblingsgerichte. Da unsere ghanaischen Freunde das Festival in vollen Zuegen genossen, bekamen wir keine abendliche Besuche und so sprachen wir drei Maenner schon einmal ueber moegliche Reiserouten fuer unsere Westafrikareise. Auf das Thema Reisen gekommen, tauschten wir uns ueber bereits bereiste Laender/ Staedte, sowie noch ausstehende Reiseziele aus, so dass im Laufe dieser Unterhaltung meine "Reise-Liste" um so manches Ziel erweitert wurde.

Der Montag war ein weiterer typischer "Arbeitstag", morgens Fanti, nachmittags Raumgestaltung; der Kindergartenraum war nun in der Endphase, so dass wir uns bereits Gedanken bzgl des Recreational Rooms machten. Nach dem Abendessen nahm Emmanual Bugs mit zum abschliessenden Festivalabend, waehrend Cora zu Hause blieb, begleiteten Enrico und ich unsere Gastmutter (Florence) und ihren Sohn (Brian) zur Kirche. Alle vierzehn Tage findet ein solcher Nachtgottesdienst in Florence' Kirche (The Pentecost Church) statt, und wie Brian uns erklaerte unterscheiden diese Montage sich sehr von den regulaeren Sonntagsgottesdiensten.

Bei meiner nun folgenden Darstellung der Ereignisse versuche ich diese so neutral, sachlich und wertfrei wiederzugeben wie mir moeglich. Gleichzeitig moechte ich Euch dazu anhalten, Euch kein vorschnelles Urteil zu bilden, denn meine Darstellung beruht auf meinen Beobachtungen und ist somit schon gefiltert, so dass man daraus auf keinen Fall eine generelle Aussage ziehen kann. Der Gottesdienst war auf Fanti gehalten, was fuer uns auch kein Problem darstellte, da wir unser Hauptaugenmerk schlieslich auf das kulturelle Erleben legten und nicht die religioese Predigt. Wie bereits beim Gospelfest wurde auch hier viel gesungen, jedoch weniger getanzt. Jedes "Halleluja" und "Amen" der Prediger/in wurde durch ein lautstarkes "Amen" der Kirchengemeinde erwidert, so wie man es teilweise auch aus Reportagen aus den USA und moeglicherweise auch der ein oder anderen deutschen Gemeinde kennt. Wie in jeder Kirche und jedem Gottesdienst gab es natuerlich auch eine Kollekte, allerdings anders als ich es aus Deutschland und auch den USA kenne, dort wird der Kollekte-Teller herumgereicht, wurde hier der Kollekte-Behaelter vorne aufgestellt und man tanzte von Musik begleitet vor um seinen Beitrag zu spenden. Der bemerkenswerteste Unterschied zwischen diesem Gottesdienst und allen anderen, denen ich bisher beigewohnt hatte, war jedoch das Praktizieren von Exorzismus, den man allerdings auch in US-amerikanischen Kirchen finden kann. Waehrend des Betens, gerieten einige der Gemeindemitglieder so sehr in Ekstase, dass sie in fremden Zungen sprachen. Wiederum andere. die von "bad spirits", boesen Geistern Besessenen wurden durch das intensive anrufen von Gottes und Jesus' Kraeften gezwungen sich zu offenbaren, so dass sie ihre Koerper nicht mehr unter Kontrolle hatten. Insbesondere der Exorzismus eines Mannes stellte sich als sehr gewaltsam dar, denn der "Spirit" in Kontrolle des Mannes wehrte sich mit aller Macht, so dass es fuenf Maenner brauchte um ihn am Boden zu halten, damit die Predigerin den "Spirit" aus dem Mann vertreiben konnte. Im Zuge dessen schlug sie stets "Jesus!" anrufend abwechselnd auf den Kopf, Ruecken oder die von Kraempfen geplagten Beine und Fuesse des Mannes, dem Ende hin griff sie zudem mit viel Kraft zwischen seine Beine und behielt diesen ungelockerten Griff fuer kurze Zeit bei. Diese Prozedur zog sich ueber mehrere Minuten hin und mehrere Male, liessen die Maenner kurzzeitig von ihm ab, in dem Glauben er sei bereits befreit, nur um von seinem unkontrollierten Verhalten vom Gegenteil ueberzeugt zu werden. Letztendlich konnte die Predigerin den "Spirit" aus dem Mann loesen, bei dieser "Befreiung" uebergab sich der Mann. Vom "Geist" befreit, wieder Herr seiner selbst, wurde der Mann hinausbegleitet wo er sich erholen konnte. Auf den Exorzismus folgten besondere Gebetswuensche, unter anderem betete die Gemeinde fuer Brians Visumsbewerbung fuer Deutschland, da er dort seinen Master machen moechte. Nach dem Ende des Gottesdienst wurden Enrico und ich gebeten noch kurz die Predigerin Mama Georgina kennen zu lernen, da sie eine langjaehrige Freundin unserer Gastfamilie ist. Ueber das Gespraech moechte ich an dieser Stelle nichts mehr sagen, denn es hatte unter anderem eine Thematik, der ich einen expliziten Blogeintrag widmen moechte.
Ich habe lange ueberlegt, ob ich den Kirchenbesuch hier schildern soll, ob ich den Menschen hier damit nicht unrecht tue, da ich es nur durch meine westlichen Augen sehe und automatisch auch beurteile, und vor allem, da Ihr als Leser auf meine Faehigkeiten als Blogautor angewiesen seid, und keine eigenen Eindruecke sammeln koennt. Ich habe mich letztendlich dafuer entschieden es zu veroeffentlichen, da ich darauf vertraue, dass Ihr darin keine Stereotypisierung oder Stigmatisierung seht, denn schlieslich soll mein Blog genau das Gegenteil foerdern, naemlich interkulturelles Verstaendnis, Ihr sollt meine Erfahrungen teilen und nachvollziehen koennen, ohne dabei in Cliches oder Stereotypen zu denken. Erklaerend moechte ich hinzufuegen, dass Ghanaer ein sehr offenes Verstaendnis fuer Religionen haben; das von Kolonialherren und Missionaren importierte Christentum hat sich mit bereits existierenden Naturreligionen und Ahnenverehrung vermischt, so dass es vorkommen kann, dass ein Ghanaer morgens in der Kirche und abends am Ahnenschrein betet ohne darin einen Widerspruch zu sehen.

Dienstagmorgen diskutierten wir beim Fruehstueck die Erlebnisse der letzten Nacht, bevor wir nach Ankukrom fuhren um die Zahlen, Symbole, und die ersten Buchstaben zu zeichnen, unsere Fanti-Lehrerin hatte einen Arzttermin, so dass wir den gesamten Tag streichen konnten. Dadurch schafften wir es sowohl die Symbole als auch die Zahlen fertigzustellen und begannen aufgrund der Arbeitsaufteilung bereits mit dem Recreational Room. Nachmittags waren wir zu Frank zum Kenkey-Essen eingeladen, ein weiteres typisch ghanaisches Gericht, das mir persoenlich auch weit besser schmeckt als Fufu.

Mittwochvormittag hatten wir zu unserer Erleichterung unsere letzte Fantistunde, denn mehr als ein paar Begruessungs- und Hoeflichkeitsfloskeln konnten wir uns nicht aneignen und um die Sprache tatsaechlich sprechen zu lernen, muessten wir viel intensiveren und systematischeren Unterricht haben. Vorteilhaft war der Unterricht nichtsdestotrotz, denn selbst durch unsere bruchstueckhaften Kenntnisse, die wir bei jeder Gelegenheit anwenden, gewinnen wir jede Menge Sympathien. Allen Sympathien zum Trotz wurde Enrico am Mittwochmittag (nach dem Streichen der Raeume) bei seinem ersten Spieleinsatz fuer die Ajumako Eagles nach zwanzig Minuten (immerhin zwanzig bei mir waren es nur fuenf) so von den Beinen geholt, dass sein Knoechel dick angeschwollen war und nachdem er unter Schmerzen die erste Halbzeit gespielt hatte, ausgewechselt werden musste. Damit bestaetigten sich unsere Scherze, dass es Enrico nicht anders ergehen werde als mir. Keinem von uns ist die Komik entgangen: Kaum kann ich wieder beschwerdefrei gehen, wird Enrico verletzt, so dass wir immer einen haben der humpelt. Natuerlich hoert Enrico nun das bereits erwaehnte "I'm sorry" von allen Seiten, wobei wir das mittlerweile mit Humor nehmen.

Donnerstags folgte der obligatorische Anruf bei unserer Mentorin, dass wir nichts dazu gelernt hatten und der naechste verletzt sei, doch zu Enricos Erleichterung wurde sein Kopf nicht abgerissen. So gingen wir dann ohne Enrico unserer Taetigkeit als Streicher nach, waehrend ich mich den Buchstaben des Alphabets im Kindergartenraum widmete, beendeten Bugs und Cora mit Hilfe zweier Schueler die Grundfarben des Recreational Rooms (rot und blau). Nach getaner Arbeit testeten Bugs, Enrico und ich das erste Mal das zweite Internet-Cafe, das seit kurzem in Ajumako eroeffnet hat. Erfreulicherweise war die Verbindung stabiler und schneller als im konkurrierenden Internet-Cafe, so dass ich nicht nur Emails lesen, sondern auch beantworten konnte. Bei dieser Gelegenheit moechte ich darauf verweisen, dass jegliche Fragen/ Kommentare bzgl meines Blogs sehr willkommen und erwuenscht sind (robert-nagel@gmx.net oder direkt auf der Blogseite).

Am Abend hatten wir dann mal wieder Besuch von Osei, Frank und Emmanual. Waehrend Cora damit beschaeftigt war fuer ihren einwoechigen Trip nach Tamale zu packen, unterhielten wir Maenner uns ueber Frauen, fuer besondere Erheiterung sorgte Frank, der fuer eine gewisse Zeit verschwand, um eine junge Dame zu treffen, nach einer Weile zurueckkehrte und es noch nicht geschafft hatte sein T-Shirt wieder anzuziehen. Fuer besondere Erheiterung sorgte eine kleine Episode mit Enricos Foen, der unsere Gaeste faszinierte, da sie so etwas zuvor noch nie gesehen hatten. Die erste Probe fuehrte zu moderaten Aufschreien und Zurueckspringen, sowie unweigerlich folgendem Gelaechter von uns allen. Erklaeren laesst sich das ganz einfach, zum einen ist es hier so warm (zurzeit noch Regenzeit und wir haben Temperaturen um die 26 Grad Celsius), dass kein Foen benoetigt und zum anderen haben die Maenner und auch viele Frauen sehr kurze Haare, so dass ein Foen ueberfluessig ist, was aber nicht bedeutet, dass hier keiner einen Foen kennt, nur unsere Freunde in diesem Fall halt nicht.

Freitagmorgen begann ein wunderschoener Tag, Cora war bevor auch nur einer von uns aufwachte nach Tamale aufgebrochen, leider mussten wir die Streicheinheit in der Schule recht kurz gestalten, da unsere uebereifrigen Helfer eine gewisse Nachlaessigkeit in Sachen Konzentration an den Tag legten, so dass insbesondere die feinen Buchstaben eher schlecht als recht aussahen. Erschwert wurde unsere Arbeit durch die erstmalige Anwesendheit von jungen Maedchen, die unsere Helfer ablenkten, stoerten und anmalten, waehrend jene versuchten zu arbeiten. Die daraus resultierende Situation war sehr anstrengend, so dass wir frueher abbrachen und deshalb den Recreational Room, dessen eine Wand zu einem Aquarium umgestaltet wird, und das Alphabet im Kindergartenraum nicht so weit voranbringen konnten wie geplant. Nichtsdestotrotz sind wir durchaus zufrieden mit den bisher erzielten Ergebnissen unserer Arbeit. Nach dem Mittagessen verliess uns auch noch Bugs gen Accra fuer das Wochenende, so blieben nur noch Enrico und ich zurueck in Ajumako (ausgerechnet die Invaliden). Nachmittags machten wir Besorgung in der Ajumako und Enrico nutze das Internet-Cafe.
Samstags liess ich Enrico allein in Ajumako zurueck, um nach Cape Coast zu fahren, um dort wie gehabt meinen Post zu veroeffentlichen und Fotos hochzuladen.

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