Eine Eigenheit, die bei mir nach wie vor die gleiche, wenn auch abgeschwaechte, Reaktion, naemlich Unverstaendnis mit einem Hauch von Ekel, hervorruft wie zu Beginn meines Aufenthalts, ist das Spucken der Ghanaer. Dem eigentlichen Ausspucken geht dabei ein tiefes, geraueschvolles Sammeln von Material voraus, was die ganze Angelegenheit so appetitlich macht. Diese Praktik wird von Maennern wie Frauen gleichermassen angewandt gaenzlich unabhaengig davon wer moeglicherweise in Hoer- oder Sichtweite sein mag. Insbesondere bei Frauen widerspricht es meiner Vorstellung attraktiven Verhaltens, zwar stoere ich mich mittlerweile nicht weiter daran egal ob Mann oder Frau, aber wirklich gleichgueltig wird es mir wahrscheinlich auch nicht mehr werden. Es versteht sich von selbst, dass wie bei allen Eigenheiten nicht alle Ghanaer sich so verhalten und deshalb keine Generalisierung zulaessig ist. Unser Gastbruder bspw. kann dieses Verhalten auch nur schwerlich nachvollziehen und teilt meine Ansicht bezueglich der Attraktivitaet bei Frauen.
Montagmorgen nahmen wir wieder einmal unsere Pflichten als Aufsichtspersonal wahr, was aufstehen um 5.45 Uhr bedeutete, gibt es eine schoenere Art in die Woche zu starten? Die Aufsicht nutzten wir produktiv, indem wir uns die letzten Spielstationen fuer den Kids Club am folgenden Tag ueberlegten, wichtig war nach der kleinen Ernuechterung der letzten Woche die Spiele nicht zu schwer zu gestalten. Jede Woche konfrontiert die Auswahl unseres Programms uns mit der muehsamen Aufgabe die richtige Balance zwischen Spass und Anspruch zu finden, was des Oefteren dazu fuehrt, dass gut erscheinende Ideen verworfen werden muessen, weil die Erklaerung die Englischkenntnisse unserer Teilnehmer uebersteigen wuerde.
Am Nachmittag fuehrten wir wieder eine Sporteinheit mit den Grundschulkindern durch, wobei ich dieses Mal nicht als Cheftrainer teilnahm, sondern als Gast bei meinem Trainerkollegen Bugs hospitierte. Enrico, der zu Spielende als Spielertrainer agierte und sich in die Torschuetzenliste eintrug, was er ein wenig ueberschwaenglich feierte, konnte so im zweiten Spiel den verdienten ersten Sieg verbuchen.
Dienstagvormittag bereiteten wir die gesammelten Kids Club- Ideen zur Umsetzung am Nachmittag vor, sehr stolz war ich dabei auf meine bisher eher geringen zeichnerischen Fertigkeiten, denn wie sich spaeter herausstellen sollte konnten alle meine Zeichnungen einwandfrei und problemlos erkannt und zugeordnet werden. Der Hoehepunkt des Kids Clubs war jedoch ohne Zweifel das abschliessende "Reise nach Accra"-Spiel, welches Enrico und ich in Ermangelung eines CD-Spielers mit unseren Gesangskuensten gestalteten. Waehrend ich Enrico zweifelsohne Talent attestieren kann, war mein Beitrag wohl eher durch Stimmvolumen als durch Gesangsvermoegen zu rechtfertigen. Die Kinder hatten trotzdem oder vielleicht gerade deshalb jede Menge Spass und waren mit vollem Einsatz dabei.
Am Mittwoch nahmen wir im Anschluss an die letzte Schulstunde einen Teil unseres Youth Club mit einem fuer diesen Anlass gemietetem Trotro nach Ajumako, um sie unter unserer Aufsicht im Internet eine Recherche durchfuehren zu lassen. Da jedoch bisher keiner mit einem Computer gearbeitet hatte, erklaerten wir zu Beginn erst einmal die Basisfunktionen und zeigten den Umgang mit Maus und Tastatur. Die Ergebnisse der Recherche waren den mangelnden Computerkenntnissen/-erfahrungen entsprechend unvollstaendig und fuer ernsthafte Vortraege ungeeignet, aber die Recherche war fuer uns auch nicht der wichtigste Aspekt des Nachmittags. Uns war es wichtig, dass die Kinder zum ersten Mal an einem Computer arbeiten konnten, dass die Kinder zum ersten Mal das Internet nutzten und dass wir ihnen einen besonderen Nachmittag boten. Was uns den Reaktionen der Kinder nach auch vollauf gelang.
Donnerstagvormittag hatten wir uns gedanklich bereits darauf eingestellt nach Mankessim zu fahren, um die von uns benoetigten Oelfarben kaufen zu koennen, stellten dann aber positiv ueberrascht fest, dass unsere Farbverkaeuferin in Ajumako tatsaechlich unsere Farbwuensche erfuellen konnte. Verwendung werden die Farben erst am kommenden Dienstag finden, dann werden wir um des interkulturellen Austausch Willen die Kartenumrisse von Deutschland und Ghana mit den Teilnehmern des Kids Clubs an eine Aussenwand des Schulkomplexes zeichnen und dann die Umrisse in den entsprechenden Farben mit Handabdruecken fuellen.
Am Nachmittag nahmen wir dann die restlichen Teilnehmer des Youth Clubs zum Internetbesuch mit. Da es sich dabei bis auf eine Ausnahme um Schueler der aeltesten Jahrgangsstufe handelte, waren sie zum Teil bereits mit dem Umgang von Computern vertraut, was sich im geschickteren Bedienen des Computers widerspiegelte. Einer der Schueler, Daniel, der von allen Schuelern wahrscheinlich am besten Englisch spricht, sich dessen allerdings auch bewusst ist und deshalb meint er koenne den Clown spielen, liess sich auch dieses Mal die Gelegenheit nicht entgehen Bloedsinn zu treiben. Bei seiner zur Recherche gewaehlten Person (Michael Jackson) haette ich es eigentlich schon ahnen sollen, aber tat es natuerlich nicht und war somit spaeter damit beschaeftigt ihn von einer Seite weg zu nagivieren auf der Michael Jacksons unterschiedliche operativen Veraenderungen mit verschiedenen Filmmonstern verglichen wurden. Letztendlich leistete Daniel aber doch recht annehmbare Arbeit, auch wenn ich ihn allein haeufier ermahnen musste, als meine Kollegen die anderen Gruppen zusammen.
Fuer Freitagmorgen hatten wir mit unserer NGO vereinbart, sie unserer zweiten Schule vorzustellen. Wie nicht anders erwartet verliessen wir das Buero erst 40 Minuten nach dem vereinbarten Zeitpunkt, immerhin lief das Treffen mit dem stellvertretenden Schulleiter in Abowinum reibungslos, so dass wir kurze Zeit spaeter von unserer NGO an der Schule in Ankukrom abgeliefert werden konnten. Dort bestand unser Arbeitstag darin mit den Lehrern gemeinsam gegen eine Schuelermannschaft im Fuss- und Volleyball anzutreten. Da ich aufgrund meiner Knieverletzung zum Zuschauen verdammt war, beobachtete ich wie Enrico und Bugs grossen Anteil am souveraenen Sieg im Volleyballspiel hatten. Beim Fussball konnte ich mich immerhin als Schiedsrichter nuetzlich machen, da es sich um ein Spiel zwischen Schueler- und Lehrerschaft handelte hatte ich keine Bedenken den Schiedsrichter zu geben, die sonst mehr als angebracht gewesen waeren; denn bei der Mehrzahl der Spiele des Ajumako-Teams hatte es stets Ausschreitungen wegen strittiger Schiedsrichterentscheidungen gegeben. Die Rolle des Schiedsrichters ist in keinem Land besonders dankbar, aber hier schaetze ich sie als besonders undankbar ein, denn wie ein Mitspieler im Ajumako-Team mir mitteilte, wird vom Schiedsrichter eine faire Spielleitung erwartet, wobei er gleichzeitig nicht ausser Acht lassen darf welche Mannschaft Heimrecht hat, denn das muss ja entsprechend beruecksichtigt werden. Die Mannschaft gestalteten meine Aufgabe sehr einfach, so dass ich weder Ausschreitungen noch Fanproteste in irgendeiner Weise heraufbeschwor. Trotz grossem Einsatzes konnten Bugs und Enrico die knappe 1-0 Niederlage der Lehrmannschaft nicht verhindern, besonders bitter war, dass das Gegentor in der Nachspielzeit nur zwei Minuten vor Abpfiff fiel. Auf Draengen beider Mannschaft hin, fand noch ein abschliessendes Elfmeterschiessen statt, obwohl beide Mannschaften sich bewusst waren, dass es absolut gegenstandslos war.
Am spaeten Nachmittag erhielt ich eine Postkarte aus New York, was mich sehr freute, da ich doch erst vor kurzem einen Brief aus Denver erhalten hatte und nicht damit gerechnet hatte so schnell hintereinander Post zu bekommen, an dieser Stelle folglich eine kleine Danksagung an dich Larissa, ich freu mich immer von dir zu hoeren.
Nach dem Abendessen setzten wir uns zu dritt zusammen und planten bei Kerzenschein und Kuschelrockmusik die vorlaeufige Route fuer unsere Westafrikareise im Dezember. Basierend auf diesem ersten Plan werden wir naehere Informationen zu Unterkuenften, Nationalparks und anderen Sehenswuerdigkeiten sammeln und daraufhin die Details unserer Reise ausarbeiten. Warum planten wir bei Kerzenschein und Kuschelrockmusik, ganz einfach wir hatten mal wieder einen laengeren Stromausfall, wie auch schon vor dem Abendessen, so dass Kerzen unsere Lichtquellen waren, das bei einer solchen Atmosphaere die passende Musik, naemlich Kuschelrock, nicht fehlen darf ist doch ganz klar. Ob es angeregt durch die Musik, die Kerzen oder die gesamte Atmosphaere war weiss ich nicht, aber nach und nach verebbte unser Gespraech und unsere Gedanken schweiften ab, Bugs, der fast schon am Schlafen war, zog sich recht bald in sein Bett zurueck, waehrend Enrico und ich unseren Gedanken nachhingen und auf die Woche zurueckblickten. Insgesamt habe ich hier wie noch nie zuvor die Ruhe, Zeit, und vor allem genuegend Gelassenheit und Entspannung meine Gedanken zu fokussieren, Ideen zu fassen, festzuhalten und zu verfeinern daraus Plaene zu formen und mich mit deren Umsetzung zu befassen.
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