Im folgenden Blogeintrag werde ich knapp die zweite Haelfte der 20-taegigen Reise durch Ghana, Togo und Benin schildern. Da einige Erlebnisse besondere Aufmerksamkeit verdient haben, werde ich diese in zusaetzlichen Eintraegen ausfuehrlicher betrachten.
Tag 11/ Oder 'Reservat': Nach einer weiteren fuer mich nur bedingt erholsamen Nacht zu dritt im Doppelbett teilte Bugs uns mit, dass er gerne noch einen Tag regenerieren wolle, so dass Enrico und ich entschieden dem Tipp eines Togolesen nachzugehen und den Parc Sarakawa in Augenschein zu nehmen. Den vermeintlichen Fahrpreis hatte ich schnell ausgehandelt und wir brachen unverzueglich auf, denn dieses Mal war es ein Drop- und kein Share-Taxi. Was aber auch nicht verhindern konnte, dass es zwei Kilometer vor dem Ziel schadensbedingt stoppte. Gluecklicherweise waren freundliche junge Maenner zur Stelle, die dem Fahrer halfen den Wagen anzuheben um Steine darunter zu schieben (ein Wagenheber war nicht im Inventar enthalten), so dass nach kurzer Reparaturzeit die restlichen zwei Kilometer zurueckgelegt werden konnten. Parc Sarakawa offenbarte sich als eingezaeuntes Reservat, bei einer gut dreiviertel-stuendigen Fahrt mit einem parkeigenen Gelaendewagen hatten wir Gelegenheit Gnus, Affen, verschiedene Antilopenarten, zwei Landschildkroeten und Vogelstrausse zu betrachten und zu fotografieren, jedoch erfolgten leider keine Erklaerungen, ungeachtet dessen, dass ich mit meinem Franzoesisch wahrscheinlich nur einen Bruchteil verstanden haette. Dank des Besuchs einer ghanaischen Straussenfarm wusste ich, dass die Strausse in Westafrika nicht heimisch sind, also von der Parkdirektion oder Privatpersonen importiert sein mussten, dieses Wissen wiederum liess mich zweifeln, ob die restlichen Tiere insbesondere die Gnus und Schildkroeten nicht auch importiert seien. Nichtsdestotrotz empfand ich vor allem die Gnus als sehenswert, da die Herde selbst aus der Ferne eine grosse Dynamik und Kraft ausstrahlte.
Zurueck in Kara erfuhren wir, dass der Preis fuer das Taxi nicht 2000 CFA sondern 12000 CFA gewesen waren, dieses Missgeschick fuehrte ich auf meine mangelnde Vertrautheit mit der eigentlich so schoenen franzoesischen Sprache zurueck. Um den folgenden Tag nicht unvorbereitet angehen zu muessen, erfragte ich die Verbindungsmoeglichkeiten zur Beningrenze, sowie die damit verbundenen Preise und man versicherte mir, dass fuer 1000 CFA pro Kopf der Transport kein Problem sei (Dieses Mal bestand kein Zweifel am Preis).
Unerwartet frueh kehrten wir um 11.30 Uhr bereits ins Hotel zurueck, unser Tag, der um 6.00 Uhr begonnen hatte, beinhaltete auf einmal etwas sehr Ungewohntes: Zeit um ein wenig zu entspannen. Zugleich nutzten Enrico und ich die Zeit um einen kleinen Ghana-Togo-Vergleich anzustellen, wobei jedoch jede Erfahrung in Relation zu den grossen Sprachproblemen betrachtet werden musste, was einen aussagekraeftigen Vergleich praktisch unmoeglich machte.
Am spaeten Nachmittag gesellte sich auch Bugs zu uns und beim Kartenspiel eroerterten wir die Frage, ob wir hierhin gehoeren. Vielleicht widme ich auch diesem Thema bei Gelegenheit einen expliziten Eintrag.
Tag 12/Oder 'Auf der Jagd nach Visa': Um 5.45 Uhr war es wieder so weit aufstehen, Sachen zusammenpacken und auf zur Bank. Wie zu erwarten funktionierte Bugs' Karte auch dieses Mal nicht, nun also meine Karte.... nicht eingezogen, hurrraaa!!!!! Aber zu frueh gefreut, angeblich nicht genuegend Geld vorhanden um den von mir gewuenschten Betrag auszuzahlen. Was nun, wuerde ein gewisser Sportreporter fragen; nach einigem Probieren schaffte ich es dreimalig 20 000 CFA abzuheben, insgesamt also 60 000 CFA was etwas weniger als 100 Euro sind. Einmal mehr die Unberechenbarkeit meiner Bank vor Augen gefuehrt, rief ich natuerlich erst einmal meine Mama in Deutschland an, wie das denn moeglich sei, da ich doch eigentlich Zugriff auf ein Vielfaches des Betrags haben sollte, worauf auch meine Mama auch keine definitive Antwort hatte. Ein weiterer Anruf bei meiner Bank erbrachte auch keine weitere Erkenntnis, ausser, dass ein jederzeit moeglicher Zugang zum Internet hilfreich sein koennte. Nach diesem famosen Start in den Tag stellte die Fahrpreiserhoehung fuer den Transport zur Grenze um 200 CFA pro Kopf nur eine sich nahtlos ins Bild fuegende Randerscheinung dar.
An der Grenze sollte sich die Lage noch einmal verbessern, denn man eroeffnete uns, dass es entgegen unserer Informationen keine regulaeren Visa gebe, sondern lediglich 48-h Transitvisa (Kosten 10 000 CFA pro Person) und wir deshalb gezwungen seien nach Parakou zu reisen, denn dort koennten wir von der lokalen Polizeibehoerde unsere Visa erhalten. Da wir bestens ausgeruestet ohne Togo- oder Beninkarte aufgebrochen waren, hatten wir keinen blassen Schimmer wo Parakou war. Aber man sagte uns, dass wir von Djougou (immerhin diese Stadt kannten wir als eigentliches Tagesetappenziel und konnten sie auf einer gedanklichen Karte einordnen) dorthin gelaengen. Nach diesem Teilerfolg (ein Transitvisum ist schlieslich besser als gar keins) an der Grenze war meine Laune arg in Mitleidenschaft gezogen, was sich allerdings durch den Transport nach Djougou schnell aendern sollte, der war naemlich auf Motorradtaxis und die Fahrt einmal mehr mit halsbrecherischer Geschwindigkeit ueber rote Sand-/Schotterpiste, was anders als die Fahrt auf der Lasterladeflaeche fuer mich nie den Reiz verlor. Von Djougou nahmen wir ein Taxi nach Parakou, an diesem Tag da es so rund lief musste natuerlich zwischendrin angehalten werden um einen platten Reifen auszutauschen, doch immerhin hatte der Fahrer dieses Mal einen Wagenheber bei sich.
In Parakou (von wo die nigerianischen Grenze w) trafen wir auf einen umgaenglichen, hilfsbereiten Inspektor, der uns ohne Umschweife eine Aufenthaltserlaubnis fuer Parakou in den Pass stempeln liess, nur Visa hatte auch er nicht fuer uns. Nichtsdestotrotz signalisierte dies eine Aufwaertstendenz, die sich spaeter noch fortsetzen sollte als Bugs und ich beide erfolgreich groessere Summen an einem Visakartenautomaten abheben konnten. Aus Bugs Erfolg schloss ich, dass ich am Morgen nur wegen des togolesischen Automaten keine groessere Summe hatte abheben koennen. Erst nach meiner Rueckkehr nach Ghana sollte ich von meiner Mama erfahren, dass meine Bank faelschlicherweise und entgegen aller Logik mein Geld nicht auf die reaktivierte, sondern auf die neue ungueltige Karte ueberwiesen hatte, was sich nur durch massiven Druck seitens meiner Mama beheben liess.
Nun hatte ich zwar Bargeld aber die Jagd auf ein Visum war erfolglos geblieben.
Tag 13/ Oder 'Die Jagd geht weiter': Frueh am Morgen verliessen wir per Taxi Parakou in Richtung Djougou, dieses Mal ohne jegliche Panne, was angesichts des dichten weissen morgendlichen Harmattan-Nebels doch nicht unbedingt zu erwarten war. Von Djougou ging es ohne weitere Unterbrechung im naechsten natuerlich mit insgesamt sechs Fahrgaesten bestueckten Share-Taxi nach Naititingou. In gleicher Manier legten wir den Weg nach Tanguieta zurueck.
Da der Inspektor uns versichert hatte, beim Nationalpark Pendjari einen Immigrationsofficer anzutreffen, suchten wir als erstes die in Tanguieta ansaessige Parkdirektion auf, wo man uns aufklaerte, dass diese Information nicht richtig sei, was aber kein Problem darstelle, da man in Porga an der Grenze zu Burkina Faso gerade mal 70 km weiter gen Norden ein Visum bekommen koenne, was schon eine Vielzahl an Touristen gemacht haetten.
Also hiess es ab zur Burkina Faso Grenze, bekamen wir dort ein Visum? Ja, jeweils ein weiteres 48-h Transitvisum, fuer welche wir dieses Mal keine Formulare ausfuellen und Passfotos hinterlassen mussten, was wiederum
mich schlussfolgern liess, dass der Verkauf der Visa wohl nie in die offiziellen Buecher eingegangen ist. Zwar waren wir noch immer nicht im Besitz von Visa nach unseren Vorstellungen, aber zumindest gab uns das zweite 48-h Visum, das erst nach Ablauf des ersten begann, genuegend Zeit um in Ruhe den Nationalpark Pendjari zu besichtigen, womit wir uns angesichts der begegneten Schwierigkeiten zufrieden gaben.
Zurueck in Tanguieta konnten die Taxi-Motorradfahrer es kaum erwarten an uns zu verdienen und belagerten uns selbst beim Essen. In Ermangelung echter Alternativen nahmen wir letzten Endes jeder ein Taxi-Motorrad und ab ging der 67-km Ritt ueber eine weitere holprige mit Schlagloechern uebersaete rote Sandpiste.
So erreichten wir durchgeschuettelt und einmal mehr von oben bis unten mit rotem Staub bedeckt das Tagesziel 'Camp Numi', welches von einem Deutschen geleitet wird. Alfred, der das erste mal in 1983 mit dem DED nach Lome gekommen war, stellte sich als ein etwas kauziger, aber nicht minder zuvorkommender Gastgeber heraus, der vor allem im Zusammenspiel mit seinem Kumpel Klaus wie ein altes Ehepaar brillierte. Am Camp eigenen Pool stellte sich zum ersten Mal das entspannte Gefuehl von Urlaub ein, wer haette gedacht, dass wir das noch waehrend der Reise erleben wuerden.
Tag 14/ Oder 'Safari Nummer 2': Alfred hatte uns empfohlen frueh aufzubrechen, um moeglichst bei Sonnenaufgang am ersten Wasserloch zu sein und so einen guten Blick auf die verschiedenen Tiere werfen zu koennen. Deshalb sollte es um 5.30 Uhr Fruehstueck geben, geweckt wurden wir von Alfred aber bereits um 4.30 Uhr, so dachten wir um dann festzustellen, dass wir uns zwei Tage in Benin aufgehalten hatten ohne zu bemerken, dass wir in einer anderen Zeitzone als Ghana waren und es tatsaechlich schon 5.30 Uhr war. Zeit hat hier einfach eine andere Bedeutung.
Die Safari unternahmen wir mit Alfreds Camp Numi Gelaendewagen und einem beninischen Fahrer. Von morgends sechs Uhr bis zum Anbruch der Dunkelheit fuhren wir mal schneller, mal langsamer durch den Park von Wasserloch zu Wasserloch, stets nach Tieren spaehend. Dabei konnten wir Antilopenarten, Bueffel, Elefanten, Flusspferde, Krokodile, verschiedene Vogelarten und Warzenschweine erblicken. Vor allem die Elefanten und Flusspferde waren beeindruckend und vermochten darueber hinwegzutroesten, dass wir keine Geparden, Leoparden oder Loewen sahen, die es auch alle im Park gibt.
Alfreds Tipp auch waehrend der Mittagszeit ein wenig herumzufahren, weil das eine gute Gelegenheit biete Tiere im Schatten doesen zu sehen, strapazierten wir ein wenig, indem wir naemlich praktisch keine Pause machten. In Anbetracht der im Norden Ghanas, Togos und Benin vorherrschenden trockenen Hitze, in der man nicht schwitzt, sondern nahezu unmerklich innerlich austrocknet, war das keine gute Idee und recht bald am Nachmittag hatte Bugs erneut mit Kreislaufproblemen zu kaempfen.
Mit seinen durch die Sonne ausgeloesten Problemen blieb er jedoch nicht lange allein, waehrend wir uns auf den letzten der gut 200 km-Fahrt dem Parkausgang naeherten spuerte ich in mir das Fieber emporsteigen. Kopfbedeckung und literweise konsumiertes Wasser hatten scheinbar nicht ausgereicht um negative Sonneneffekte zu verhindern.
Tag 15/ Oder 'Silvester': Die Nacht vom 30. auf den 31. war eine sehr unruhige, da ich mich mehrmals uebergeben musste und mein Fieber auch nicht nachliess. Immerhin hatte ich im Camp die Moeglichkeit ungestoert auszuschlafen und mich langsam den Tag ueber zu regenerieren. Wie schon bei meiner ersten Erkrankung wenige Wochen nach meiner Ankunft in Ghana, sehnte ich mich in diesen Momenten besonders stark nach Deutschland. Bedingt durch meinen koerperlichen Zustand hatte ich am Vormittag auch keinerlei Lust am naechsten Tag unsere Reise fortzusetzen, was sich aber im Laufe des Tages mit steigender Fitness aendern sollte.
Am Abend sollte ich dann einmal mehr die Gewissheit erlangen, dass die Welt doch ein Dorf ist, denn das frisch eingetroffene Lehrerpaar offenbarte sich als Weinheimer, wobei der Herr, waehrend des Studiums in Dossenheim gewohnt hatte. Aller heimatlichen Verbundenheit zum Trotz, entstand fuer mich der Eindruck, dass die beiden nicht wirklich fuer einen echten Urlaub in einem afrikanischen Land gemacht waren; nicht zuletzt auch weil die beiden vor dem Schlafen lautstark vor der Zimmertuer beteten, dass doch bitte keine Froesche in ihre Schuhe springen und, dass sie das Essen auch vertragen. Nebenbei bemerkt im Camp Numi habe ich das beste Essen waehrend der ganzen Reise genossen, vor allem der deutsche Schweinebraten am Tag unserer Ankunft war ein Hoehepunkt.
Silvester in Benin bedeutete fuer mich frueh schlafen und Kraefte fuer die anstehenden Reisetage zu sammeln, Feiern kam mir nicht einmal ansatzweise in den Sinn.
Tag 16/ Oder "Legal, illegal, scheiss egal": Nachdem wir ein letztes Mal das gute Fruehstueck genossen und uns die gesangenen Neujahrswuensche der Beniner angehoert hatten, beglichen wir unsere Rechnung fuer den Aufenthalt im Camp und Alfred transportierte uns nach Tanguieta. Von dort aus ging es mit dem Trotro zur Grenze, an welcher der Trotrofahrer auch anhielt und ausstieg um die wachhabenden Beamten im knapp 30 Meter von der Strasse entfernten Gebaeude zu sprechen. Auf meine Aussage wir muessten mit den Paessen auch zu den Beamten und mein Bestreben das Fahrzeug zu verlassen reagierten Trotro-Mate und die anderen Passagiere jedoch mit Unverstaendnis und behaupteten, es sei kein Problem der Fahrer kuemmere sich um alles. So fuhren wir ohne weitere Pause ueber die Grenze und waren in Togo.
Als erstes suchten wir uns ein Transportmittel nach Mango, eine Stadt im Norden Togos die wir auf Karten (vor Beginn der Reise) als recht gross eingeschaetzt hatten. Noch im Grenzstaedtchen liess ich den Fahrer bei der Polizei anhalten und wir versuchten die Einreise nach Togo zu legalisieren, aber mehr als die Notierung unserer Namen nahm der Beamte auch nicht vor. Ohne beninischen Ausreisestempel und togolesischen Einreisestempel waren wir also illegale Einwanderer, was aber die Polizei nicht weiterkuemmerte, uns aber hinsichtlich der unvermeidlichen Ausreise aus Togo doch ein wenig bedenklich erschien.
Trotz Mangos ueberraschend geringer Groesse gestaltete sich die Suche nach einer Uebernachtungsmoeglichkeit unerwartet schwer, denn in diesem stark muslimisch gepraegten Ort sprach kaum einer Franzoesisch. Als wir dann noch an einen betrunkenen Wichtigtuer aus Burkina Faso gerieten, der uns erklaeren wollte, dass er eigentlich Deutscher sei, schien sich die Situation tendenziell eher zu verschlechtern. Doch aus einem unerfindlichen Grund fuehrte der Wichtigtuer uns auf ein Privatgrundstueck und der Hausherr sprach nicht nur verstaendliches Franzoesisch, sondern sogar Englisch. Mit einer simplen Polizeidrohung entledigte er sich des Wichtigtuers und stellte uns dann seinen Sohn zur Seite, der uns zur naechsten und wie ich vermute einzigen Herberge in Mango fuehrte, wo er spaeter auch vorbeischaute um sich zu vergewissern, dass alles in Ordnung war.
Tag 17/ Oder 'Ein Koenigspalast?': Das ausgewogene Fruehstueck (Brot pur) vermochte unverstaendlicherweise die Enge und den fehlenden Komfort der x-ten Nacht zu dritt im Doppelbett nicht wettzumachen. Hinzu kam, dass unser Trotro nach Dapaong ca. 1 Stunde 45 Minuten benoetigte um wie Bugs in seiner besten Laune sagte "mit Waschweibern" gefuellt zu sein. Von all dem liess ich mich nicht weiter beeinflussen und war guter Dinge fuer den Tag.
In Dapaong versuchten wir erst zu Fuss uns zum Koenigspalast durchzufragen um dann bei einer bemerkenswert schoenen Moschee doch Taxi-Motorraeder zu nehmen, die uns zurueck in die Richtung brachten, aus der wir gekommen waren und uns dann beim lokalen Chief abzuliefern. Der war sichtlich ueberrascht, dass drei junge Maenner der ehemaligen Kolonialmacht (Deutschland wurde uns gegenueber stets gelobt, waehrend die Franzosen angeblich zu nichts zu gebrauchen gewesen waren) den weiten Weg auf sich nehmen nur um ihn den Chief und sein Haus zu besuchen. Zu diesem Zeitpunkt war es unmoeglich geworden noch zu erklaeren, dass ich mit 'la palace du roi' nicht das Haus des lokalen Chiefs gemeint hatte. Der Chief war merklich begeistert und schenkte uns zwei Erinnerungsfotos von ihm, und liess uns durch sein Gehoeft fuehren. Der Tradition Folge leistend erwarben wir noch eine Flasche Schnaps, die wir dem Chief schenkten. Dieser schenkte uns je einen kleinen Schluck ein, wovon jeder etwas auf dem Boden vergoss um so die Stadt zu schuetzen, waehrend der Chief seinen Anteil in ein in den Boden eingelassenes Loch vergoss um so das Haus und seine Bewohner zu schuetzen.
Recht bald brachen wir wieder auf um nach Kara zu fahren zwar ohne die eigentliche Sehenswuerdigkeit gesehen zu haben, aber dafuer mit der Gewissheit der Familie des Chiefs eine riesen Ueberraschung und Freude bereitet zu haben. (Erst nach Beendigung der Reise, sollte ich durch eine kurze Internetrecherche herausfinden, dass die Sehenswuerdigkeit eigentlich ein Sultans- und nicht Koenigspalast ist)
Die Fahrt nach Kara wurde fuer mich zu einer sehr kurzweiligen Angelegenheit, da ich feststellte, dass in der Sitzreihe hinter mir zwei US-amerikanische Brueder sassen, die in Burkina Fasos Hauptstadt (Ouagouadougou) ein Sean Paul-Konzert organisiert, sich dabei verkalkuliert hatten und deshalb untertauchen und in der Heimat erst einmal Ressourcen auffrischen mussten. Selten hatte ich auf einer Trotro-Fahrt so viel Spass gehabt wie mit den beiden, insbesondere da einer der beiden eine Ziege unter seinem Sitz hatte, die immer wieder vermochte ihn zu erschrecken.
In Kara angekommen suchten wir das bereits bekannte Hotel auf, dessen Personal uns auch wiedererkannte und daraufhin ein "Oh la la!" verlauten liess.
Tag 18/ Oder 'Arschschmerzen': Den Wecker hatte ich fuer 6.30 Uhr gestellt gehabt, was aber ueberfluessig war, da sowohl Enrico als auch ich bereits vor dem Wecker wach waren, was angesichts der fruehen Schlafenszeit (ca. 21.00 Uhr) auch nicht weiter erstaunlich war.
Nach einem Lome-Trotro mussten wir nicht suchen, denn es fand uns, gefuellt und abfahrtbereit war es aber erst eine gute dreiviertel Stunde spaeter. Nach Lome waren es mehr als 400 km und so stellte ich mich schon einmal auf eine anspruchsvolle Belastung fuer meinen Hintern ein. Togo, das infrastrukturell dem Vergleich mit Ghana nicht gewachsen ist, wird durch eine Verkehrsader durchzogen. Von Lome im Sueden durchquert eine Strasse das ganze Land bis hoch nach Dapaong ganz im Norden, diese Strasse stellt den einzigen erschwinglichen Transportweg fuer jegliche Gueter und Menschen dar. Nachdem wir den Tag zuvor von Dapaong nach Kara auf dieser Strasse gereist waren, reisten wir nun auf gleicher Strasse die verbleibenden Kilometer nach Lome. War der landschaftliche Anblick am vorherigen Tag hinreissend gewesen, so war er an diesem Tag atemberaubend: Von gebirgiger Savannenlandschaft hinein in staerker bewaldete Schluchten, wo sich die Baeume aufgrund der voranschreitenden Trockenzeit in den schoensten Farben kleideten, letztlich stetig verflachend und dem saftigen Gruen der meeresnahen Vegetation naehernd fuehrte unser Weg durch die verschiedenen Aspekte togolesischer Landschaft. Konnte das meine Arschschmerzen zwar nicht verhindern, so doch zumindest mildern.
Tag 19/ Oder '1884-1984 -- 100 Jahre deutsch-togolesischer Freundschaft?': Von Lome unternahmen wir einen Tagesausflug nach Togoville, das wir im Vorhinein im Internet als Voodoo-Hauptstadt als eine der Sehenswuerdigkeiten im Sueden Togos ausfindig gemacht hatten. Auf der Suche nach der richtigen Trotro-Station um den Grande Marche herum stolperten wir zufaellig ueber eine andere Sehenswuerdigkeit naemlich der unter deutscher Kolonialherrschaft errichteten neugotischen Kathedrale.
In Togoville selbst fuehrte unser Touristen-Fuehrer, der angeblich fuer alle Touristen obligatorisch ist, uns in das Haus eines Prinzen (noch immer weiss ich nicht, ob er nur Togovilles oder ganz Togos Prinz war) in dessen Hof schon aus der Ferne erkenntlich die togolesische und die deutsche Fahne wehten. Teil des Hauses war ein 'Museum', was ein Raum voller Erinnerungsstueck aus der deutschen Kolonialzeit war: Bilder von Dr. Gustav Nachtigall und Kaiser Friedrich, eine von den Jahrzehnten gezeichnete Deutschlandflagge und einiges mehr, darunter auch eine ueberproportional grosse Briefmarke, die den Schriftzug "1884-1984 -- 100 Jahre deutsch-togolesischer Freundschaft" trug. Darueber hinaus zeigte der Prinz ein Fotoalbum mit Bildern von den Feierlichkeiten zum 120 jaehrigen Staatsjubilaeum in 2004, die auf den Bildern zu sehenden Weisse waren der deutsche Botschafter und sonstige Mitarbeiter der deutschen Botschaft. Aus all den zur Schau gestellten Dingen und den Aeusserungen des Prinzen entstand fuer mich der Eindruck, dass die 1884 von deutschen Kolonialisten herbeigefuehrte Staatsgruendung Togos einen solch positiven Eindruck hinterlassen zu haben scheint, dass alle sonstigen mit Kolonialismus verbundenen Aspekte ignoriert werden, was ich doch mehr als bedenklich und auch hoechst befremdlich finde.
Ansonsten sahen wir in Togoville einige Voodooschreine, einen hunderte Jahre alten Baum, der einmal jaehrlich als Voodoo-Festplatz dient, ein Denkmal deutsch-togolesischer Freundschaft und eine katholische Kirche 1910 von Deutschen erbaut. Den im Internet in Reiseberichten angepriesenen grossen Fetischmarkt sahen wir nicht, was ich daraufzurueckfuehre, dass wir nicht am Markttag in Togoville waren.
Zurueck im Hotel in Lome ueberkam mich das erste Mal seit Anbeginn unserer Reise das Gefuehl von Langeweile, was aber nur von kurze Dauer war, da ich schnell wieder einen Gedanken hatte, der mich ausreichend beschaeftigte.
Tag 20/ Oder 'Beamter Clausewitz': Auf dem Weg zur Grenze legten wir uns vorsorglich einen Plan bereit fuer den Fall, dass die Beamten unseren fehlenden Einreisestempel beanstanden sollten. Zu meiner grossen Erleichterung war der Beamte bester Laune und stempelte meinen Pass ohne auch nur nach dem Einreisestempel zu schauen um mir dann zu erklaeren, dass er auch Deutscher sei, sein Name sei naemlich Clausewitz. Auch auf ghanaischer Seite waren die Immigrationsbeamten guter Dinge, insbesondere da unser Wohnort Ajumako zugleich der Heimatort einer der wachhabenden Beamtinnen war.
Aus dem Fehler des ersten Mals gelernt tauschten wir die verbliebenen CFA in einem der offiziellen Wechselbueros. Danach setzten wir uns in ein wunderbar neues Trotro, wodurch wir auf dieser Fahrt nicht mit rotem Sand zu kaempfen hatten.
Von Accra aus war es angesichts der auf der Reise zurueckgelegten Entfernungen nur noch ein Katzensprung nach Ajumako, unsere Insel der Ruhe und Glueckseligkeit.
Die Ironie des letzten Tages war, dass alles was zu Beginn der Reise schief laufen konnte auch schief gelaufen war, am letzten Tag aber alles absolut reibungslos gelaufen war, auf einmal konnten wir sogar ohne Einreisestempel problemlos Grenzen ueberqueren. Wie auf so viele Situationen unserer Reise passte auch dieses Mal der wunderschoene franzoesische Spruch einfach hervorragend: "C'est la vie, mon ami!"
Freitag, 22. Januar 2010
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