Donnerstag, 3. Dezember 2009

Nur kurze Zeit bevor mein Aufenthalt in Ghana begann, war der amerikanische Praesident Barack Obama fuer einen zwei-taegigen Besuch (10.-11.7.09) hier gewesen, wodurch seine zuvor bereits grosse Popularitaet als erster schwarzer Praesiedent der USA unter den Ghanaern noch einmal deutlich gesteigert wurde. Anlaesslich seines Besuchs in Cape Coast wurde eine immense Zahl an Gruss- und Willkommensplakaten in und um die gesamte Stadt herum angebracht, die auch Monate spaeter noch immer unveraendert jeden Besucher der Stadt an diesen historischen Moment erinnern. Da auch noch eine grosse Anzahl von Wahlplakaten aus dem Jahr 2008 in den meisten Ort zu sehen sind, bin ich der Ueberzeugung, dass auch Praesident Obama mir noch lange Zeit von den eigentlichen Werbeflaechen zu laecheln wird. Der Besuch des Praesidenten und vor allem die zu erwartenden Folgen sollte noch Wochen spaeter in den verschiedenen Radio- und TV-Programmen diskutiert werden. Dabei erweckte es fuer mich den Eindruck, als setzten die Ghanaer sehr viel, moeglicherweise zu viel, Hoffnung in die kurze Stippvisite. Die Begeisterung fuer Praesident Obama schlaegt sich ungebrochen in den verschiedensten Formen nieder, zum einen in den erwaehnten Radio- und TV-Programmen, zum anderen in allen Moeglichen Artikeln deren Verpackungen sein Konterfei oder sein Namenszug zieren. Es gibt Obama-Kekse, USA-Faehnchen mit seinem Portraet aufgedruckt, T-Shirt, Hemden, Heftumschlaege und auch von der Kunststofftuete der Apotheke gruesst der amerikanische Praesident.

Samstagmorgen (21.11.) machten wir uns direkt nach dem Fruehstueck auf den Weg ueber Mankessim und Cape Coast nach Efutu-Mfuom um die dortige Straussenfarm zu besichtigen. Die Farm bestand aus drei Gehegen fuer 15 Voegel. Alle noetigen Erklaerungen zu den Tieren, deren Versorgung und Unterbringung beantwortete uns der freundliche Farmmitarbeiter Isaac. So erfuhren wir bspw. warum Strausse manchmal den Kopf in den Sand stecken: Strausse, normalerweise im suedlichen Afrika in Wuestenregionen beheimatet, schlucken zur Unterstuetzung ihrer Verdauung kleine Steine, diese findet der Strauss in seiner natuerlichen Umgebung, aber erst unter der Wuestensandoberflaeche, weshalb er auf der Suche nach den Verdauungskatalysatoren den Kopf in den Sand steckt. Mit einer Schutz- oder Verstecksuche hat es also entgegen der weitlaeufigen Meinung nichts zu tun. Die 15 Exemplare, der von uns besichtigten Farm, stammen urspruenglich aus Simbabwe, dort gelten lediglich Loewen als ihre natuerlichen Feinde, wobei selbst diese Schwierigkeiten beim Jagen der Voegel haben, denn ein Strauss kann laut Isaac eine Maximalgeschwindigkeit von 70 km/h erreichen. Vor ein paar Jahren war die Farm noch an einer anderen Stelle gelegen, mit einem zusaetzlichen Affengehege und einem angegliederten Restaurant, in dem man Straussenei-Omelette oder auch Straussensteak geniessen konnte, durch eine Erhoehung der Pachtgebuehr sahen sich die Betreiber der Farm jedoch gezwungen die Farm auf neu erworbenes Gelaende umzusiedeln. Seitdem befindet sich das neue Restaurant im Aufbau und soll im kommenden Jahr fertiggestellt werden. Zu unserer kleinen Enttaeuschung erfuhren wir, dass die Affen den Umstand des Fehlens eines angemessenen Geheges genutzt hatten und davon gelaufen waren, weshalb wir nur mit den Straussen Vorlieb nahmen.

Abends war es an der Zeit uns bei Hannah und Larissa (Freiwillige aus Asikuma) fuer eine Einladung zu revanchieren, sodass wir die beiden zu uns einluden und einen feucht froehlichen Abend feierten. Scheinbar hatten wir, trotz des ein oder anderen unreifen, albernen Kommentars oder Spiels, einen einigermassen guten Eindruck als Gastgeber hinterlassen, so dass wir im Gegenzug eine Einladung fuer Dienstag zu einen DVD-Abend bekamen, die allerdings nur Bugs und ich annahmen, da Enrico nicht auf die Dienstagsspiele der Champions League verzichten wollte. Bugs und ich hingegen verbrachten nur zu gerne den Abend in angenehmer Gesellschaft.

Am darauffolgenden Tag (Mittwoch) fuhren Bugs, Enrico und ich nach Accra um die noetigen Visa fuer unsere Togo-Benin-Reise zu beantragen. Erfolgreich waren wir nur in der togolesischen Botschaft, denn die fanden wir auf Anhieb. Die beniner Botschaft, deren Adresse wir uns aufgeschrieben hatten, war jedoch wider erwarten nicht dort anzutreffen, bei der gut einstuendigen Fahrt durch das Botschaftsviertel stellte sich heraus, dass meine Strassenkenntnisse durch die vielen Arztbesuche teilweise sogar die des Taxifahrers uebertrafen, was allerdings leider nicht weiter hilfreich war bei der vergeblichen Suche nach der Benin-Botschaft. Nachdem wir irgendwann an der Botschaft der Elfenbeinkueste gestrandet und unserem eigentlichen Ziel nicht naeher gekommen waren, entschlossen wir uns aufgrund der fortgeschrittenen Stunde den Rueckweg nach Ajumako anzutreten. Den Rettungsanker fuer unsere Stimmung stellten die Flughunde dar, die in Massen sowohl ueber der Botschaft der Elfenbeinkueste als auch ueber dem Military Hospital kreisten. Endgueltig gerettet war der Tag als wir abfahrtbereit wartend im Trotro sassen und eine Marktverkaeuferin freudig laut verkuendete: "Obroni in Ghana!" und daraufhin ein weiterer Marktverkaeufer sich dazugesellte um uns aufzuklaeren: "Obroni in Ghana, Westafrica!", da konnten wir uns dem Lachen nicht mehr erwehren.

Oftmals finde ich mir hier in Situationen wieder, in denen ich genau weiss was ich tun muss, wohin ich gehen muss oder was ich zu erwarten habe, das haelt allerdings viele Ghanaer nicht davon ab mir dennoch mit ihrer Meinung nach hilfreichen, dringend notwendigen Informationen helfend zur Seite zu stehen. Diese ueberwaeltigende Hilfsbereitschaft kann zuweilen Formen annehmen, dass fuer mich der Eindruck entsteht, als ob Ghanaer mich als hilflos betrachten, was zur Folge hat, dass mir selbst bei Kleinigkeiten geholfen werden muss. Ist der Grundgedanke zwar zutiefst altruistischer Natur, so erscheint er mich doch manchmal zu entmuendigen.

Freitag war fuer uns ein freier Tag, den wir unseren muslimischen Mitbuerger, die ungefaehr 15 % der Gesamtbevoelkerung ausmachen, verdankten, denn der Eid-El-Adha, an dem, so erklaerte uns einer unser Lehrer, Allahs Gnade gegenueber Abraham gefeiert wird, ist hier ein staatlicher Feiertag. Zufaelligerweise markierte dieser Freitag zugleich auch die Vollendung unseres vierten Monats, diesen Anlass mussten wir natuerlich gebuehrend feiern. Deshalb luden wir uns Hannah und Larissa aus Asikuma und Inken aus Elmina zum Picknicken ein. Bei dieser Gelegenheit zeigten wir uns diesmal von unser besten Seite was uns eine Einladung fuer Sonntag einbrachte, die aber nur ich annahm, denn Bugs hatte keine Lust Schwimmen zu gehen und Enrico plante einen gewaltigen Fussballtag mit den Spielpaarungen : Liverpool-Everton, Arsenal-Chelsea und Barcelona-Real Madrid.

So machte ich mich Samstagabend allein auf den Weg nach Asikuma und gesellte mich zur Geburtstagsfeier, die fuer die Nachbarin (Shelly) meiner reizenden Gastgeberinnen gegeben wurde. Den Sonntag verbrachte ich in illustrer Gesellschaft am Pool des Greenland Hotels in Swedru. Ausser den beiden Nachbaren (Lawrence und Shelly) und meinen Gastgeberinnen trafen zu spaeteren Zeiten auch noch Freiwillige aus Cape Coast ein. Hatte ich bereits beim Betreten des Hotelgelaendes das Gefuehl Fehl am Platz zu sein, verstaerkte sich das zusehends mit zunehmender Weissenanzahl, auch wenn diese sich insgesamt als gering herausstellte. Insbesondere paradoxe Aussagen von Weissen, die zwar das Exotische suchen, aber sich dann doch mit Heimischen umgeben, trugen dazu bei, dass ich mich sehr fremd fuehlte und meine Zeit lieber mit Lawrence am Beckenrand sitzend verbrachte. Erst im Austausch mit Bugs und Enrico konnte ich dem Sonntag die positiven Aspekte in Form von amuesanten Anekdoten anderer Weisser abgewinnen.

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